Hamburg. Nur eine Handvoll Kunden pro Tag. Deshalb testen Friseure nun auch vor Ort. Der Präsident der Handwerkskammer appelliert an Hamburger.

Die Haare endlich wieder vom Friseur schneiden lassen? Seit Dienstag geht das nach der neuen Rechtslage in Hamburg nur noch mit einem negativen Corona-Test. So steht es in Paragraf 10 der Verordnung zur Eindämmung der Pandemie. Viele Kunden sind verunsichert. „Zahlreiche Friseurbetriebe klagen, dass Kunden wegen der in Hamburg geltenden Testpflicht in großem Stil Termine absagen“, sagt der Präsident der Handwerkskammer Hamburg Hjalmar Stemmann. Dabei sei der Test-Aufwand vergleichsweise gering.

Laut Verordnung können Friseurkunden sich vor dem Termin auch im Salon testen lassen – entweder von einer Person, die „in den Testverfahren qualifiziert geschult worden“ ist, oder unter deren „Aufsicht“. Friseure können die Tests also auch selbst durchführen, wenn sie sich zum Beispiel bei den Johannitern in einem entsprechenden Kurs weitergebildet haben.

Hamburgs Friseure können Kunden anleiten

Oder die Friseure leiten ihre Kunden vor Ort an, den Test selbst durchführen. In dem Fall reicht es laut Sozialbehörde aus, sich zuvor Erklärvideos angeschaut oder den Beipackzettel gelesen zu haben. Alternativ können Kunden auch einen negativen PCR-Test aus dem Labor vorzeigen, der nicht älter als 48 Stunden ist, oder einen maximal zwölf Stunden alten Schnelltest aus einen Testzentrum.

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Der Präsident der Handwerkskammer appelliert an die Hamburger, die Friseurtermine einzuhalten und nicht aus Unsicherheit abzusagen: „Planen Sie einfach eine Viertelstunde mehr ein und lassen Sie sich nicht von einem vermeintlichen Test-Wirrwarr abschrecken. Es ist einfacher, als Sie denken.“

„Die Leute informieren sich nicht mehr“

Doch viele möchten sich gar nicht mit den neuen Regeln beschäftigen. „Die Leute informieren sich nicht mehr. Die sind durch“, sagt Friseurmeisterin Silvia Köhler (52). Sie betreibt den Salon Haar-a-kiri in Barmbek. Seit Montag haben ihr bereits 25 Kunden telefonisch abgesagt. „Ich wurde dabei angeschrien. Was mir einfällt, was ich für neue Methoden habe. Zu Beginn mit der Desinfektion, der Kontaktliste, den Masken und nun auch noch die Tests.“

Reaktionen wie diese machen Köhler traurig. Wegen des Tons, aber auch weil sie langjährige Kunden verliert. Eine Stammkundin, die eigentlich jede Woche in ihren Salon kommt, hat die Friseurtermine für das ganze Jahr abgesagt. Dabei lässt sie sich seit 27 Jahren von Köhler frisieren. Nun ist offensichtlich Schluss. „Wenn man sich so lange kennt und die Kunden dann doch absagen, fühle ich mich persönlich angegriffen“, sagt Köhler. Tests im eigenen Salon anbieten will sie trotzdem nicht. Sie sei keine Ärztin und das Risiko, mit einem Infizierten in Kontakt zu kommen, zu hoch.

Friseurin lässt sich zur Testerin ausbilden

Auch bei Friseurmeisterin Jule Fischer (32) springen Kunden ab. Sie leitet den Salon „Mein Friseur Meinecke“ im Tibarg Center und hofft, dass sich bald wieder mehr Menschen die Haare schneiden lassen. Denn sie wird ab kommender Woche vor Ort selbst testen.

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Am Wochenende hat sie sich dafür extra zur Testerin ausbilden lassen. Dafür musste sie einen Online-Kurs bei den Johannitern belegen, ein paar Videos anschauen und schließlich einen Test bestehen. Das macht es ihr nun möglich, ihre Kunden zum Selbstkostenpreis von 7,50 Euro zu testen.

„Ich will arbeiten und teste meine Kunden deshalb“

Angst, sich anzustecken, hat Fischer nicht. Im Gegenteil. „Ich trage einen Kittel, eine FFP-2-Maske, ein Visier, Handschuhe und eine Haube auf dem Kopf. Da passiert nichts.“ Dass manche Friseure die Tests nicht anbieten wollen, sieht sie kritisch. „Wer nicht Arzt spielt, kann dann eben kein Friseur mehr sein. Ich will arbeiten und teste meine Kunden deshalb“, sagt sie.