Hamburg. Die neue Pflicht, vor dem Gang zum Friseur noch einen Schnelltest zu absolvieren, schreckt viele Kunden in Bergedorf ab.
Für Nicole Lau war es „ein ziemlich schlechter Aprilscherz“, dass die Anordnung des Hamburger Senats so kurzfristig kam. „Erst am Donnerstag vor Ostern erfuhren wir, dass wir ab sofort nur noch Kunden bedienen dürfen die einen maximal zwölf Stunden alten negativen Corona-Schnelltest vorlegen“, sagt die Inhaberin des Friseursalons Bötjer am Reetwerder in Bergedorf. „Weder die Kunden noch wir hatten Gelegenheit, uns darauf vorzubereiten.“
Wegen Corona-Test: Viele Friseurtermine in Bergedorf abgesagt
Entsprechend chaotisch startete der Betrieb nach Ostern bei Bötjer: Weit mehr als die Hälfte der Termine wurden kurzfristig abgesagt, weil die Kunden keinen passenden Test-Termin mehr vorher in einer Apotheke oder bei einer anderen Teststation bekommen hatten. Andere legten einen negativ verlaufenen Selbsttest vor, was als Bedingung für den Friseurbesuch nicht ausreicht, und mussten daher abgewiesen werden. Andere nahmen ihren Termin bei Bötjer einfach nicht wahr, ohne abzusagen.
„Beim Waldhaus in Reinbek kann man die Teststation des Reinbeker Krankenhauses zwar ohne Termin ansteuern, aber das ist den meisten Kunden zu aufwendig“, beschreibt Nicole Lau. „Man weiß ja auch vorher nicht, wie lange man dort dann warten muss.“
Corona-Test direkt beim Friseur im Sachsentor machen
Für Friseur Thomas Horn im Sachsentor ist es „schon eine ziemliche Herausforderung, vorher irgendwo einen Corona-Test zu machen, wenn man um 8.30 Uhr einen Friseurtermin hat“. Daher gab es auch in seinem Salon eine ganze Reihe von Terminverschiebungen und Absagen. Um böse Überraschungen an der Ladentür zu vermeiden, ruft das Horn-Team jeden terminierten Kunden rechtzeitig an und macht ihn auf die Testpflicht aufmerksam. „Außerdem schulen wir jetzt mehrere Kollegen im Corona-Testen, sodass die Kunden ab Freitag auch direkt bei uns den Schnelltest machen können. Dafür muss ich dann allerdings sieben Euro berechnen, denn auch ich muss das Testmaterial und den Aufwand ja bezahlen.“
Auch Trockenschnitte nicht mehr erlaubt
Beim „Friseur Lohbrügge“ am Röpraredder ist das schon seit gestern gängige Praxis. „Bei uns können die Kunden unter Aufsicht unseres geschulten Personals den Test vor der Ladentür selbst vornehmen“, erklärt Inhaber Cetin Akbulut. Die Senatsverordnung gestatte auch diese Variante. „Wir teilen uns die Kosten mit den Kunden, die nur drei Euro selbst zahlen“, so Akbulut. Höhere Preise und coronabedingt schlechterer Service aber hätten in seinem Salon schon zu deutlichen Umsatzeinbußen geführt.
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„Trockenschnitte sind ja auch nicht mehr erlaubt, also müssen wir grundsätzlich waschen, was fünf Euro teurer ist.“ Dann das Warten draußen vor der Tür, auch bei Schietwetter wie in dieser Woche. „Ich darf doch nur vier Personen ins Geschäft lassen. Früher war der Kunde einmal König, davon ist heute nicht mehr viel übrig.“ 800 Euro Tagesumsatz waren für Cetin Akbulut früher normal, heute schafft er keine 300 Euro mehr.
Am Mittwoch hat die Handwerkskammer an alle Hamburger appelliert: „Sagt Eure Friseurtermine nicht ab!“ Die Testhürde sei niedriger als viele denken: „Das Lesen des Beipackzettels oder Anschauen eines Erklärvideos reicht als Schulung, damit Kunden sich unter Aufsicht vor dem Salon selbst testen dürfen.“