Berlin. Betriebe sollen Mitarbeiter mindestens einmal pro Woche Corona-Tests anbieten. Aber das tun sie längst nicht immer freiwillig.
Vor dem Arbeiten noch schnell zu einer öffentlichen Teststation gehen und einen Corona-Schnelltest-Abstrich nehmen lassen. Einige Unternehmen richten für ihre Mitarbeiter eigene Testzentren auf dem Firmengelände ein, andere verlassen sich auf die Selbsttestung durch die Beschäftigten. Zahlreiche Discounter und Drogerien bieten mittlerweile Selbsttests für zu Hause an. Allerdings gibt es große Unterschiede zwischen den Testarten, die man kennen sollte.
Es gibt viele Möglichkeiten, wie Unternehmen den Wunsch der vergangenen Bund-Länder-Konferenz umsetzen könnten, ihre Mitarbeiter, die nicht im Homeoffice arbeiten, mindestens einmal pro Woche auf Corona zu testen, bevor sie den Arbeitsplatz betreten – und zwar freiwillig.
Corona-Tests: DGB-Chef will Unternehmen in die Pflicht nehmen
Ob jedoch die Selbstverpflichtung der Unternehmen für solche Tests reicht oder ob eine gesetzliche Pflicht nicht wirkungsvoller wäre, daran wachsen Zweifel. Der Vorsitzende des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, lobt zwar, dass sich viele Arbeitgeber zu ihrer Verantwortung bekennen und Tests anbieten.
Dennoch ist der DGB-Chef überzeugt: „Die Selbstverpflichtung allein reicht nicht. Viel zu viele Arbeitgeber weigern sich immer noch, ihrer Verantwortung gerecht zu werden. Testangebote müssen verpflichtend sein und die Kosten müssen von den Arbeitgebern getragen werden.“
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Betriebs- und Personalräte würden nach Kräften die Durchführung der Tests unterstützen, versichert Hoffmann gegenüber unserer Redaktion. Klar müsse allerdings sein, dass die Tests für die Beschäftigten „weiterhin freiwillig sein müssen“. Keiner dürfe zum Test gezwungen werden.
Marburger Bund möchte Corona-Testpflicht für Betriebe
Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund fordert eine gesetzliche Verpflichtung der Unternehmen. „Dort, wo Menschen aus beruflichen Gründen zusammenkommen müssen, brauchen wir eine Testpflicht für die Betriebe“, sagte die Vorsitzende Susanne Johna unserer Redaktion. Die Selbstverpflichtung reiche offenbar nicht aus. „Hier muss die Wirtschaft ihrer Verantwortung gerecht werden.“
Bei den Arbeitgebern stößt eine mögliche gesetzliche Testpflicht auf Gegenwehr. „Ein Testgesetz schafft nicht mehr Schutz, sondern mehr Bürokratie, mehr Kosten, weniger Eigeninitiative und einen Haufen ungeklärter rechtlicher und organisatorischer Fragen“, mahnt Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger.
Arbeitgeber wehren sich gegen gesetzliche Corona-Testpflicht
Die Unternehmen haben laut Dulger ein Eigeninteresse, den Arbeitsplatz „coronafest“ zu gestalten. „Wir wollen und müssen doch alle die Menschen weiter pandemiegeschützt in Arbeit halten.“ Nur wenige Tage nach dem Testappell hätten viele Unternehmen ihre Anstrengungen dafür stark ausgeweitet, versichert Dulger. Probleme gäbe es jedoch bei der Beschaffung von Schnelltests. Die Nachfrage sei so angestiegen, dass der Nachschub sich verzögere.
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Bundeskanzlerin erwägt verpflichtende Corona-Testpflicht
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) will mit rechtlichen Schritten zunächst abwarten. Nur wenn die Wirtschaft ihrer Selbstverpflichtung nicht nachkomme, wolle er regulatorisch eingreifen, heißt es aus dem Ministerium. Die Testpflicht soll dann beim Arbeitgeber liegen und nicht beim Arbeitnehmer.
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Angela Merkel (CDU) erwägt unterdessen, das Testen in Betrieben „wahrscheinlich“ verpflichtend zu machen, da es offenbar noch nicht flächendeckend umgesetzt werde, sagte die Bundeskanzlerin in der Sendung „Anne Will“ am Sonntag. Berlin hat als erstes Bundesland die Test- und eine Homeofficepflicht bereits beschlossen.