Hamburg. Ein Problem ist, dass die Seeleute zumeist auf den Schiffen unterwegs sind. Lösung für gestrandete Seeleute in Hamburg.

Der Verband Deutscher Reeder (VDR) fordert eine höhere Priorisierung bei der Impfung von Seeleuten gegen Corona. „Unsere Seeleute sind in Gruppe drei. Das Problem ist aber, dass sie zumeist auf den Schiffen unterwegs sind. Selbst wenn sie irgendwo die erste Impfung erhalten, geht die zweite dann nicht mehr, weil sie weitergefahren sind", sagte Verbands-Präsident Alfred Hartmann bei der Vorstellung des Jahresberichts des VDR.

Am besten sei es, die Seeleute in der Zeit ihres Urlaubs an Land zu impfen. Das müsse aber schnell geschehen, weil zwischen den beiden Impfungen drei Wochen liegen sollen. Die Mitgliedsunternehmen des Verbands vertreten mehr als 7500 in Deutschland sozialversicherungspflichtig beschäftigte Seeleute auf Schiffen.

Problem für Seeleute: Nicht jeder Impfstoff wird überall anerkannt

Ein weiteres Problem sei die große Internationalität der Crews. Jedes Land habe seine eigenen Vorschriften, und nicht jeder Impfstoff würde überall anerkannt. „Da benötigen wir eine internationale Vereinheitlichung“, sagte Hartmann. Der Reederverband befinde sich in dazu in Gesprächen mit der Bundesregierung.

Unterdessen zeichnet sich eine Lösung für die 70 in Hamburg gestrandeten Seeleute des pazifischen Inselstaats Kiribati ab. Diese können nun doch in ihre Heimat reisen, sagte Hartmann. Die betroffenen Seeleute, die zum Teil seit Monaten in Hamburg festhängen, könnten über die Fidschi-Inseln nach Hause zurückkehren.

Kiribati-Seeleute: Hamburgs Bischöfin Fehrs hatte sich eingeschaltet

Der Fall der Kiribati-Seeleute hatte überregional für Aufsehen gesorgt. Ihre Regierung lässt sie aus Angst vor der Corona-Pandemie nicht einreisen. Sogar Hamburgs evangelische Bischöfin Kirsten Fehrs hatte auf das Los der Seeleute aufmerksam gemacht, die seit Wochen in der Jugendherberge Horn untergebracht sind.

Viele von ihnen waren schon zwei Jahre nicht mehr daheim. „Es uns gemeinsam in mehreren Gesprächen gelungen den Weg zu öffnen, dass diese 70 nun zu ihren Familien zurückkehren können“, sagte Hartmann. Das ist aber nur eine Teillösung des Problems. Insgesamt geht es nämlich um 150 Seeleute aus Kiribati, die in Hamburg festsitzen –oder noch auf dem Weg in die Hansestadt sind.

Im Bereich Containerfracht sei die Lage „außerordentlich gut“

Insgesamt habe sich die Lage der Handelsschifffahrt nach zwölf Krisenjahren trotz Corona-Pandemie wieder stabilisiert, sagte Hartmann zum Zustand der Branche. „Wir haben die Krise, die uns seit 2009 beschäftigt hat, weitgehend hinter uns gelassen und sind in vielen Bereichen bislang auch erstaunlich unbeschadet durch die Pandemie gefahren“, sagte er.

Das Corona-Jahr 2020 sei herausfordernd gestartet. Zum Herbst habe es dann aber eine überraschende Wende vor allem bei der Containerfracht gegeben. Dort sei die Lage „außerordentlich gut“. Die Charterraten lägen aber immer noch unter dem Niveau von 2008. Auch im Massengut- und im Stückguttransport sei die Lage zufriedenstellend.

Kreuzfahrtschiffe zählen zu den Verlierern der Corona-Krise

Probleme gebe es in der Transportsparte für Erdöl. Richtig schlecht sehe es bei den Fähr- und Fördeschiffen aus, die zu den Inseln fahren. „Der Markt ist wegen der Reisebeschränkungen sehr eingeschränkt“, sagte Hartmann. Ähnlich verhalte es sich bei den Kreuzfahrtschiffen. „In dem Bereich haben wir noch große Sorgen, nicht nur bei den Reedereien, sondern auch bei den Werften, die keine neuen Aufträge bekommen.“

Deutschland ist nach Angaben des Geschäftsführenden VDR-Präsidiumsmitglieds Ralf Nagel beim Anteil an der Welthandelsflotte immer noch die fünftgrößte Schifffahrtsnation. Ende 2020 umfasste die deutsche Handelsflotte 2001 Schiffe mit einer Gesamtgröße von 48,7 Millionen BRZ (Bruttoraumzahl). Das sind 139 Schiffe oder 4,1 Millionen BRZ weniger als im Jahr zuvor – 45 Ankäufen und 12 Neubauten standen dabei 193 Verkäufe, zwei Verschrottungen und ein Totalverlust gegenüber.

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Nagel kritisierte scharf die Pläne der EU, die Schifffahrt mit in ihr Emissionshandelssystem (EU-EHS) einzubeziehen. Das werde dem Klimaschutz nicht helfen. Den Reedereien würde beim Erwerb von Verschmutzungs-Zertifikaten Geld abgeschöpft, das diesen dann fehle, um die notwendige Modernisierung der eigenen Flotte voranzubringen. „Das ist ein Finanzierungsinstrument für den EU-Haushalt“, kritisierte Nagel. Den richtigen Weg gehe die internationale Schifffahrtsorganisation IMO, die klare Ziele für den Abbau von CO2 festgelegt habe.