Berlin. Der Tesla-Chef steckt eine Milliardensumme in die Digitalwährung Bitcoin. So läuft der Angriff des Technikgurus auf die Finanzwelt.
Elon Musk tut es schon wieder. Nachdem der Technikpionier und Multimilliardär Ende Januar mit einer simplen Erwähnung in seinem Twitter-Profil den Kurs der Digitalwährung Bitcoin massiv in die Höhe getrieben hat, setzt er jetzt zum nächsten Streich an: Seine Elektroauto-Firma Tesla investiert 1,5 Milliarden Dollar (1,24 Milliarden Euro) in das Kryptogeld. Und künftig sollen Autokäuferinnen und -käufer auch ihren Neuwagen mit Bitcoins bezahlen können.
Damit hat Musk womöglich in der Geschichte der Digitalwährungen „ein neues Kapitel aufgeschlagen“, analysiert der Kryptowährungsexperte Timo Emden von Emden Research in seinem Blog. Denn bislang war mit Bitcoins außer als Spekulationsobjekt wenig anzufangen. Nur der Online-Bezahldienst Paypal hatte im vergangenen Oktober angekündigt, dass Nutzer in Zukunft auch die Digitalwährung nutzen könnten. Das ließ aufhorchen, doch Taten folgten bislang nicht.
Jetzt aber könnte sich Teslas Bitcoin-Einstieg als Ritterschlag für die Digitalwährung erweisen und Signalwirkung für weitere Unternehmen haben. „Dass in Zukunft verstärkt Firmen in Bitcoin und Co. investieren, liegt auf der Hand“, schlussfolgert Emden.
Bitcoin ist die wichtigste der 8400 Digitalwährungen
Bislang ist der Bitcoin, die mit einem Marktanteil von 60 Prozent wichtigste der rund 8400 Digitalwährungen, außer bei Spekulanten vor allem in der Schattenwelt begehrt. Weil sie anonyme Zahlungen ermöglichen, werden Bitcoins unter anderem im Darknet, dem unsichtbaren Teil des Internets, für zweifelhafte oder klar kriminelle Geschäfte genutzt.
Nun lässt die Tesla-Ankündigung vom Montag den Bitcoin immer neue Rekorde erklimmen. Auf die neue Bestmarke von 44.899 Dollar am Montag folgte schon Dienstagfrüh mit 48.216 Dollar ein weiterer Höchststand.
Mit seinen Worten stärkt Tesla-Gründer Elon Musk nicht nur die Cyberwährung. Rund um die Welt hängen Anleger an den Lippen des in Südafrika geborenen Technikgurus, der sein Vermögen dem Aufstieg des Bezahldienstes Paypal verdankt und es schließlich mit Elektroautos, Weltraumraketen und Solartechnik an die Spitze der reichsten Menschen der Welt gebracht hat. Mit geschätzten 188,5 Milliarden Dollar liefert er sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit Amazon-Gründer Jeff Bezos um den Titel des reichsten Menschen.
Der 49-jährige Musk macht keinen Hehl daraus, dass er für die Mechanismen der Finanzwelt vor allem Verachtung empfindet. Immer wieder setzen Investoren mit milliardenschweren Wetten auf den Niedergang seiner wichtigsten Firma Tesla. Als er sich kürzlich in den Börsenkrieg um Gamestop einschaltet, schießt die Aktie der angeschlagenen US-Handelskette für Videospiele weiter in die Höhe. Mehr zum Thema: Wie Gamestop-Anleger 25 Milliarden Euro verloren
Dogecoin steigt nach Musk-Erwähnung auf Rekordhoch
So ist es auch, wenn Musk andere Firmennamen nur in den Mund nimmt. Eine kurze Erwähnung der Handelsplattform Etsy lässt deren Aktienkurs Ende Januar zweistellig steigen. Auch die Spaßwährung Dogecoin schickt Musk nach einer Erwähnung vor ein paar Tagen auf ein Rekordhoch.
Seine Twitter-Aktionen haben Musk auch schon einigen Ärger eingebracht. Im August 2018 fantasiert er, Tesla von der Börse zu nehmen. Das wirbelt den Aktienmarkt massiv durcheinander. Die US-Aufsicht SEC verlangt von Musk den Rückzug als Tesla-Aufsichtsratschef und verbietet ihm solche Äußerungen in Online-Netzwerken.
Den Bitcoin wird Tesla unterdessen „zunächst auf begrenzter Basis“ akzeptieren, schränkt der Hersteller in einer Börsenmitteilung ein. Hintergrund ist wohl auch die rasante Achterbahnfahrt des Kurses der Digitalwährung. Gestartet im Jahr 2009 bei quasi null, treiben Anleger den Kurs bis Ende 2017 erstmals auf über 20.000 Dollar. Dann platzt die Blase, und die Cyberwährung stürzt ab auf 3000 Dollar. Den nächsten Höhenflug bremst die aufziehende Corona-Krise im März 2020 aus. Seit dem Rückfall auf 5000 Dollar ist der Bitcoin wieder Rekordjagd.
Cyberwährungen haben keinen realen Gegenwert
Experten sehen in der jüngsten Kursrally keine nachhaltige Entwicklung. Diese sei vielmehr eine Folge der ultraniedrigen Zinsen und der Schwemme an billigem Zentralbankgeld: Investoren hoffen bei den hochvolatilen Digitalwährungen auf hohe Profite.
Experte Emden verweist auf ein weiteres Risiko: Eine Regulierung der bislang von staatlicher Seite ungebremsten Digitalwährungen könnte Anlegern „kalte Füße bescheren“. Immer mehr Staaten planen Digitalversionen ihrer eigenen Währungen, auch ein digitaler Euro ist in Vorbereitung. Dieser stünde unter der Zentralbank-Aufsicht und ist an den Wert des echten Geldes gekoppelt.
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Daher warnen die Finanzexperten wie die der Verbraucherzentrale Bremen unerfahrene Anleger vor einem Bitcoin-Investment. Sie besäßen keinen Wert an sich, und niemand garantiert dafür. Wer Bitcoins kauft, setze auf eine rein spekulative Entwicklung.