Hamburg. Das Hamburger Unternehmen erweitert seinen Vorstand – erstmals wird mit Katja Groß eine Frau auf die oberste Führungsebene berufen.
Es ist eine Premiere für die größte Optikerkette Deutschlands: Fielmann besetzt erstmals einen Vorstandsposten mit einer Frau. Katja Groß, bislang Personalleiterin in dem Hamburger Unternehmen, soll ab März das Personalressort im obersten Führungsgremium übernehmen. Seit dem Ausscheiden des bisherigen Vorstands für Personal und IT vor zwei Jahren hatte Unternehmenschef Marc Fielmann den Bereich mitverantwortet.
„Die Vorstandsberufung von Frau Groß durch den Aufsichtsrat schließt einen langfristig geplanten Nachfolgeprozess ab“, erklärte Fielmann am Donnerstag. Der 31-jährige Chef behält neben der Gesamtverantwortung für Unternehmensentwicklung und Strategie weiter die Leitung für Marketing, Digital, Kommunikation, Produktentwicklung und IT.
Fielmann kommt der gesetzlichen Frauenquote zuvor
Die Personalie kommt passend zur aktuellen Debatte. Jüngst hatte die schwarz-rote Koalition in Berlin sich auf die Einführung einer verpflichtenden Frauenquote bei der Besetzung von Posten in der obersten Führungsetage in großen Firmen geeinigt. Das geplante Gesetz, das Anfang Januar im Kabinett beschlossen werden soll, sieht vor, dass in Vorständen börsennotierter und paritätisch mitbestimmter Unternehmen mit mehr als drei Mitgliedern künftig eine Frau sitzen muss.
Fielmann gehört zu den 70 Konzern in Deutschland, für die die neue Reglung gelten würde. Spätestens wenn ein Manager den bislang vierköpfigen Vorstand des Optikers verlassen hätte, wäre bei der Nachbesetzung eine Frau aufgerückt.
Marc Fielmann: "Geschlecht ist für uns kein leitendes Kriterium"
Beobachter haben bei dem Brillenhändler mit 21.000 in der Mehrheit weiblichen Beschäftigen schon länger auf eine Frau in der obersten Führungsetage gewartet. Auf Nachfrage des Abendblatts erklärte Vorstandschef Marc Fielmann. „Für uns hat die gesetzliche Regelung keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung gehabt. Wir besetzen Führungspositionen nach Qualifikation, das Geschlecht ist für uns kein leitendes Kriterium.“
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Die Nachfolgeregelung für den Posten laufe bereits seit 2018 und sei 2019 in die konkrete Vorbereitung gegangen. Die Quotenregelung bezeichnete Marc Fielmann „als richtig und zeitgemäß“, allerdings hätten regulatorische Vorgaben oft auch negative Effekte, wie man an der öffentlichen Debatte zu dem Thema sehen könne.
Erste Frau im Fielmann-Vorstand: Katja Groß bleibt gelassen
Katja Groß ist bestens eingearbeitet. Die 44-jährige Diplom-Psychologin mit einem Master in Wirtschaftsrecht, hatte vor 19 Jahren in der Führungskräfteentwicklung begonnen und war sukzessive die Karriereleiter hochgestiegen. 2010 wurde sie Abteilungsleiterin Philosophietraining, verantwortet von 2014 an die Personalentwicklung. Seit 2018 ist sie Personalleiterin der Fielmann-Gruppe.
Dass sie jetzt die erste Frau im Fielmann-Vorstand ist, sieht Groß gelassen. „In erster Linie freue ich mich, dass mit dem Vorstandsposten dem Ressort Personal noch mehr Gewicht verliehen wird“, sagte sie. Allein in den vergangenen drei Jahren hat Fielmann mehr als 2500 Jobs geschaffen, etwa die Hälfte davon Ausbildungsplätze. „Wir suchen insbesondere Augenoptiker, Hörakustiker und zunehmend Digital-Experten in den Zentralbereichen.“