Hamburg. Einzelhändler und Gastronomen bangen um ihre Existenz. Streit mit dem Vermieter über Mietnachlässe. CDU schaltet sich ein.
Die Weihnachtsbeleuchtung strahlt seit Wochen, aber die Stimmung bei Einzelhändlern und Gastronomen in der Wandelhalle des Hamburger Hauptbahnhofs bleibt angespannt. Seit die Pandemie das öffentliche Leben massiv einschränkt, sind kaum noch Passanten in der Einkaufsmeile zwischen Glockengießerwall und Kirchenallee unterwegs. Die Umsätze sind nach Beginn des Teil-Lockdowns erneut eingebrochen. Immer mehr Geschäftsinhaber bangen um ihre Existenz. Das Problem: Um über die Krisenmonate zu kommen, fordern sie Mietnachlässe. Bislang stoßen sie beim Eigentümer, einem Immobilienfonds der Deutschen Genossenschaftsbank, aber auf taube Ohren.
Jetzt hat sich Dennis Thering, CDU-Fraktionschef in der Hamburger Bürgerschaft, in den Konflikt eingeschaltet. „Viele Ihrer Mieter, die auf Reisende als Laufkundschaft angewiesen sind, leiden unverschuldet unter derzeit großen Umsatzeinbußen und können in der Folge die Mietforderungen nicht mehr bedienen“, schreibt der Oppositionspolitiker in einem Brief an Center-Manager Daniel Martens, der dem Abendblatt vorliegt.
Mietstundungen, wie sie von der Vermieterin angeboten würden, verschöben das Problem nur nach hinten. Thering will nun gemeinsam mit der Wandelhalle Martens Verwaltungs- und Projektentwicklung darüber sprechen, wie eine Lösung aussehen kann.
Wandelhalle: CDU-Politiker erwartet Entgegenkommen des Vermieters
„Ich sehe den Vermieter in der Verantwortung“, erklärte der CDU-Politiker gegenüber dem Abendblatt. Er erwarte, dass der Eigentümer den Mietern entgegenkommt, die teilweise seit mehreren Jahrzehnten ihr Geschäft im Bahnhof betreiben. „Es kann in keinerlei Interesse sein, wenn wir in der Wandelhalle massive Leerstände haben“, so Thering. Aktuell gibt es in der Wandelhandel knapp 50 Fachgeschäfte, Restaurants und Servicestationen.
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Verkehrsgastronomie ohne staatliche Fördermittel
„Ich zahle die Miete aus meinen Rücklagen“, sagte Harald Saacke von The Tea Embassy, der die Not der Händler als Erster öffentlich gemacht hatte. Wie lange er das noch schafft, weiß er nicht. Seine Umsätze im wichtigen Weihnachtsgeschäft liegen bei gerade mal 50 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Auch große Unternehmen wie Schuhhändler Görtz fordern inzwischen nachdrücklich Mietnachlässe analog zu anderen Standorten. Besonders hart trifft es die Gastronomie, die als sogenannte Verkehrsgastronomie mit Außerhaus-Verkauf weitgehend von den staatlichen Hilfen ausgenommen ist. „Wir haben dem Center-Management mitgeteilt, dass wir die Mieten für die beiden letzten Monate des Jahres erst mal nicht zahlen können“, sagte Jens Woest von Sushi Supply.