Hamburg. Aber viele Beschäftigte in der Metropolregion haben gar keine Möglichkeit dazu, zeigt eine Umfrage des Beratungsunternehmens PwC.
Fast jeder zweite Beschäftigte in der Region Hamburg arbeitet derzeit zumindest zeitweise oder sogar komplett im Homeoffice. Knapp jeder Fünfte hat zwar schon vor der Corona-Pandemie tage- oder stundenweise von zu Hause gearbeitet, tut das jetzt aber häufiger. Und etwa jeder sechste Berufstätige ist wegen der Ausbreitung des Virus erstmals vom angestammten Arbeitsplatz zur Arbeit im privaten Umfeld gewechselt. Für diese Beschäftigten ist das Homeoffice eine ganz neue Erfahrung im Berufsleben.
Das geht aus einer Umfrage des Beratungsunternehmens PwC unter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern in Hamburg und der Metropolregion hervor, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt. Demnach sind drei Viertel der Befragten überzeugt, dass auch in Zukunft mehr Beschäftigte im Homeoffice arbeiten werden als vor Beginn der Krise. Allerdings: Annähernd die Hälfte (45 Prozent) der Befragten ist in einem Beruf tätig, der Homeoffice gar nicht zulässt.
Für eine Reihe systemrelevanter Berufe ist Homeoffice ungeeignet
Thorsten Dzulko, der Leiter des PwC-Standorts Hamburg, sagt zwar: „Einige Arbeitnehmer werden die Chance nutzen, in eine Gegend mit niedrigeren Mieten zu ziehen, wenn sich die Pendelzeiten durch vermehrte Arbeit von zu Hause reduzieren.“ Doch zugleich ist er überzeugt, dass dies die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt kaum verändern wird. „Homeoffice funktioniert für einige Branchen und Berufe sehr gut, aber für viele eben auch gar nicht. Für eine Reihe systemrelevanter Berufe vom Handwerk über die Pflege bis zur Polizei ist Homeoffice komplett ungeeignet“, sagt Dzulko.
Ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf Homeoffice sieht er daher kritisch. Zugleich betont er: „Es muss auch in Zukunft bezahlbaren Wohnraum in der Stadt geben. Es kann nicht sein, dass sich nur noch Gutverdiener das Leben in der Stadt leisten können, während Vertreter wichtiger Berufsgruppen auf Wohnraum in der Peripherie ausweichen müssen.“
Experte fordert mehr bezahlbaren Wohnraum
Die Umfrage aber zeigt: Die Berufstätigen sind sehr unzufrieden mit dem Miet- und Wohnungsmarkt in der Region. Gut 60 Prozent bemängeln die Kosten für Wohneigentum und die hohen Mieten sowie das knappe Angebot an freien Wohnungen. Sogar 78 Prozent sagen, dass sich in den Städten eigentlich nur noch Topverdiener eine Wohnung leisten können. Die schwierige Lage auf dem Wohnungsmarkt hat Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt : Rund zwei Drittel (68 Prozent) sind überzeugt, dass die angespannte Situation die Arbeitgeber vor das Problem stellt, gut ausgebildete Fachkräfte zu finden und zu halten – insbesondere diejenigen Fachkräfte, die nicht zu den Spitzenverdienern gehören.
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Die Verantwortung dafür, dass es zu wenig bezahlbaren Wohnraum gibt, sehen die Befragten nicht nur bei der Politik. Zwar sagt gut jeder Zweite (55 Prozent), dass diese zu spät reagiert habe. Als Hauptgrund sehen 58 Prozent der Berufstätigen jedoch, dass der Schwerpunkt von Immobilien-Investoren auf dem Luxussegment liegt. 57 Prozent sind der Meinung, dass im Zuge von Sanierungen ein Verdrängungswettbewerb stattfindet, bei dem weniger wohlhabende Mieter Platz machen müssen.
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Die große Mehrheit der Befragten spricht sich für Wohnungsbauprogramme für Haushalte mit geringem Einkommen (92 Prozent) und eine Verschärfung der Mietpreisbremse (83 Prozent) aus. Annähernd ebenso viele meinen, der Arbeitgeber solle die Fahrtkosten zum Arbeitsplatz zahlen und sich an den Mietkosten beteiligen. In einem sind sich 85 Prozent der Hamburger einig: Die Wohnraumnachfrage in der Stadt wird hoch bleiben – oder sogar noch steigen.
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