Hamburg. Hamburger Outdoor-Spezialist startet neues Geschäftsmodell. Pilotversuch mit Secondhand-Artikeln soll ausgeweitet werden.

Dass man im Skiurlaub das Sportgerät am Urlaubsort ausleiht, ist inzwischen gängige Praxis. Der Hamburger Händler Globetrotter will das Prinzip jetzt zu einem neuen Geschäftsmodell für Outdoor-Ausrüstung weiterentwickeln. Das Unternehmen hat einen Verleihservice für ausgewählte Artikel gestartet. Boote, Kocher, Zelte, Fahrradtaschen, Rucksäcke können seit Kurzem tage- oder wochenweise gemietet werden. „Nicht jeder kann und will sich qualitativ hochwertige und teure Produkte leisten“, sagt Globetrotter-Geschäftsführer Andreas Bartmann. Dann sei Leihen eine gute Alternative. In der ersten Phase umfasst das Angebot 30 unterschiedliche Artikel.

Den Kunden solle damit der Einstieg in neue Aktivitäten erleichtert und eine Möglichkeit zum Testen der Ausrüstung gegeben werden, heißt es bei Globetrotter. Gerade auch bei Kindersachen könne der Grundbestand flexibel und kostengünstig aufgestockt werden. „Für uns ist das neue Angebot ein Meilenstein für die Nachhaltigkeitsstrategie der nächsten fünf Jahre“, sagt Geschäftsführer Bartmann. Das Teilen von Ausrüstung könne überflüssige Anschaffungen verhindern, Material sparen und Ressourcen schonen.

Die erste Bilanz nach knapp zwei Monaten fällt positiv aus

„Die Nachfrage hat unsere Erwartungen übertroffen“, so Bartmann. Besonders beliebt sind demnach Zelte, Boote, Fahrradanhänger, Kinder-Tragen und Rucksäcke. Genaue Zahlen nennt er nicht. Aber schon jetzt ist klar: Das Unternehmen will das Angebot ausbauen. Und das, obwohl Fachleute die Zukunft von Sharing-Modellen angesichts der Corona-Krise eher skeptischer bewerten. Der Kaffeehändler Tchibo etwa hat seine Verleihplattform Tchibo Share, die vor allem preisgünstige Kinderkleidung im Angebot hatte, gerade geschlossen. Bartmann aber sieht Potenzial für Globetrotter vor allem bei hochwertigen Produkten.

Der Service wird über die Onlineplattform des Unternehmens und direkt in den Filialen angeboten. Ein Familienzelt von Nomad etwa kostet für drei Tage 70 Euro, für eine Woche sind es 126 Euro. Zum Vergleich: Der Neupreis beträgt laut Internetseite 1399 Euro. Eine Kinder-Trage von Deuter wird ab 20 Euro (drei Tage) angeboten. Der Kaufpreis beträgt 299,95 Euro.

Geliehene Produkte anschließend zum Gebrauchtpreis kaufen

Die Produkte werden per Post aus dem Globetrotter-Logistikzentrum in Ludwigslust verschickt. Bislang seien die Sachen durchweg in sehr gutem Zustand zurückgekommen, so Bartmann. Angesichts der Corona-Pandemie sei bei der Auswahl darauf geachtet worden, dass sich die Artikel gut reinigen ließen. Es ist zudem möglich, die geliehen Produkte hinterher zum Gebrauchtpreis zu erwerben.

Globetrotter zählt zu den Pionieren im Outdoor-Segment. Das Unternehmen war vor 41 Jahren in Hamburg gegründet worden. Heute gehört es zum schwedischen Fenix-Konzern. Bundesweit hat die Kette 16 Standorte, in Hamburg gibt es das Stammhaus am Wiesendamm und eine Filiale in der Gerhofstraße. Die Corona-Pandemie mit der fünfwöchigen Schließung im Frühjahr hatte dem Händler massiv zugesetzt. Zwar hätten sich im Sommer Produkte in den Bereichen Camping, Boot und Fahrrad „hoher Nachfrage erfreut und erfreuliche Umsätze erreicht“, so Bartmann. Das reiche aber wohl nicht, um die absehbaren Umsatzverluste im zweistelligen Prozentbereich im Gesamtjahr auszugleichen.

Globetrotter weitet Secondhand-Handel aus

Auch angesichts der Veränderungen im Einkaufsverhalten geht Globetrotter mit einem weiteren Angebot neue Wege und steigt in den Secondhand-Handel ein. Angeboten werden Artikel, die von Kunden zurückgeschickt oder reklamiert wurden. Statt sie wegzuwerfen oder zu spenden, sollen diese Produkte verstärkt aufgearbeitet werden. „Unser Ziel ist, das auch Waren zweiter Wahl zurück in den Laden kommen“, sagt Bartmann.

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Am Pilotstandort Frankfurt startete der Verkauf Mitte August. Vor allem Textilien und Rucksäcke werden deutlich günstiger angeboten als Neuware. Die Resonanz sei gut, so der Globetrotter-Chef. Im Schnitt werden 15 Artikel pro Woche verkauft. Bis spätestens 2022 soll es in allen großen Häusern ein Secondhandangebot geben – auch in Hamburg.