Hamburg. Eine Untersuchung offenbart den Grund für die Entwicklung. Die Netzentgelte sind in fünf Jahren um 44,3 Prozent gestiegen.

In Hamburg steigen die Strompreise seit Jahren. Sie gelten als die höchsten in Deutschland und die wiederum gelten als die höchsten weltweit. Einer der Gründe: Für die Verbraucher in der Hansestadt entstehen überdurchschnittlich hohe Kosten schon dafür, dass die elektrische Energie sie überhaupt erreicht. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des Ökostromanbieters Lichtblick.

Demnach sind die sogenannten Netzentgelte, also die Abgaben der Verbraucher für den Betrieb der Stromleitungen, innerhalb der vergangenen fünf Jahre um 44,3 Prozent gestiegen. Damit haben die Kosten in der Hansestadt deutlich stärker zugelegt als im Bundesdurchschnitt; hier sind die Netzentgelte um 25 Prozent gestiegen.

Wer pro Jahr 3000 Kilowattstunden Strom verbraucht, zahlt im Bundesschnitt 47 Euro mehr für die Netznutzung als 2015. Für Hamburger Haushalte sind es allerdings 83 Euro mehr. Die Netznutzungsentgelte machen je nach Anbieter und Tarif etwa 25 Prozent des gesamten Strompreises aus.

Strompreis in Hamburg wird wohl noch weiter steigen

Die Stromnetz Hamburg GmbH begründet die Kostensteigerung mit der Energiewende. „Die Übertragungsnetzbetreiber investieren erhebliche Summen in den Netzaufbau für die erneuerbaren Energien“, sagt eine Sprecherin. „Dieses Kosten geben sie an die regionalen Netzbetreiber wie uns weiter. Zudem müssen auch wir kräftig in das zum Teil veraltete Stromnetz bei uns investieren und es digitalisieren.“

Laut Lichtblick ist das aber nur ein Teil der Wahrheit. Denn die EEG-Umlage ist seit 2015 nur um 9,5 Prozent gestiegen, nicht um 25 und schon gar nicht um 44,3 Prozent. Beim Ökostromanbieter vermutet man andere Gründe: „Es gibt keine Gleichwertigkeit zwischen dem Ausbau erneuerbarer Energien und dem starken Anstieg der Netzentgelte“, so ein Sprecher.

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Die Netzbetreiber erzielten sehr gute Renditen. „Die Netzentgelte sind der Preistreiber auf der Stromrechnung. Ihr enormer Anstieg ist gegenüber den Stromkunden nicht zu rechtfertigen,“ kritisiert Ralf Schmidt-Pleschka, Koordinator für Energie- und Klimapolitik bei Lichtblick. Er fordert mehr Transparenz über die Verwendung der Gelder.

Beim Energiedienstleister Ene’t, der die Daten für die Studie lieferte, heißt es: „Die Netzentgelte werden über die Bundesnetzagentur reguliert. Das geschieht aber intransparent“. Am 15. Oktober wird Stromnetz Hamburg eine neue Abgabenordnung vorlegen – es wird mit einem weiteren Preisanstieg gerechnet.