Hamburg. Containerterminal Burchardkai müsse “produktiver werden“, so die HHLA. Betriebsrat befürchtet Verlust von Arbeitsplätzen.

Jahrzehntelang konnten die im Containerumschlag aktiven Hamburger Hafenbetriebe gut von ihren Erträgen leben. Denn die Containermenge wuchs stetig. Doch das ist schon länger nicht mehr so. Europas Wettbewerber haben dem Hamburger Hafen viel Ladung abgejagt. Jetzt reagieren die Firmen mit schmerzhaften Einschnitten.

Nachdem bereits Hamburgs zweitgrößter Umschlagbetrieb Eurogate massive Sparmaßnahmen angekündigt hat, reagiert auch der größte Hafenkonzern, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Vorstandschefin Angela Titzrath, die erst am Freitag mit dem Mestermacher Preis als Managerin des Jahres ausgezeichnet wurde, setzt den Rotstift an. Ihr größter Umschlagbetrieb, der Containerterminal Burchardkai (CTB), muss bis 2025 jedes Jahr 50 Millionen Euro einsparen, wie nun die beiden Geschäftsführer des CTB, Ingo Witte und Daniel Bremer, in einem Brief an die Mitarbeiter ankündigten.

HHLA-Sprecher: "Der Burchardkai muss produktiver werden"

HHLA-Sprecher Hans-Jörg Heims bestätigte den Vorgang dem Abendblatt. „Der Burchardkai muss produktiver werden und Kosten senken. Wir müssen also sparen, investieren aber auch.“ So werde am CTB perspektivisch eine neue Software zur Steuerung der gesamten operativen Abläufe installiert. Einen genauen Zeitplan dafür gibt es laut Heims aber noch nicht.

Die Software, mit der die Abläufe am Terminal von einer Instrumententafel aus überwacht werden können, erlaubt es, Ladevorgange zu optimieren, den Transport der Ladung auf dem Kai zu beschleunigen – und bindet auch den Weitertransport ins Hinterland ein. Sie ist die Voraussetzung für einen deutlich höheren Automatisierungsgrad im Hafen. Die Software wurde bereits im April des vergangenen Jahres am Containerterminal Tollerort in Betrieb genommen, nun folgt der Burchardkai.

HHLA-Betriebsrat sorgt sich um Arbeitsplätze – und beauftragt Wirtschaftsprüfer

Das Ziel ist klar: Die Automatisierung des aufwendigen so genannten Horizontaltransports der Container auf dem Kai von den Schiffen zum Lager. Vorbild dieser Maßnahme ist das Containerterminal Altenwerder (CTA), an dem der Transport der Container vom Schiff ins Lager bereits über selbstfahrende Transportfahrzeuge, so genannte Automatic Guided Vehicles (AGV), erfolgt. Am CTB werden dafür aktuell noch Van Carrier eingesetzt, die von Hafenarbeitern bedient werden.

Das könnte Sie auch interessieren:

Betriebsräte wollen für Jobs im Hamburger Hafen kämpfen

HHLA-Chefin Titzrath rückt in den Aufsichtsrat der Lufthansa

HHLA: Beim größten Hafenkonzern bricht der Gewinn ein

Zusammenarbeit: Hafenbündnis im Norden rückt näher

Der Betriebsrat rüstet sich zum Widerstand. Denn er befürchtet, dass bei diesem Automatisierungsprozess mehrere hundert Arbeitsplätze auf der Strecke bleiben könnten. „Wir haben den Arbeitgeber zunächst einmal aufgefordert, uns mitzuteilen, wie er die Einsparung erreichen will. Das wurde uns noch nicht ausreichend dargelegt“, sagte HHLA-Konzernbetriebsratschef Norbert Paulsen. „Wir haben uns zugleich gefragt, ob solche Automatisierungsumstellungen derzeit Sinn machen, da Hamburg zunehmend Marktanteile an andere Häfen verliert. Immerhin verschlingt so eine Umstellung viele Millionen Euro.“

Der Betriebsrat habe deshalb einen eigenen Wirtschaftsprüfer eingeschaltet, der das Vorhaben des HHLA-Vorstands überprüfen soll. „So ein schwerer Einschnitt muss sich rechnen“, sagt Paulsen. Es dürften dabei auch keine Arbeitsplätze verloren gehen. Sinnvoller wäre es, über eine Reduktion der Arbeitszeit nachzudenken. „Wenn es nicht in diese Richtung geht, wird es von uns eine Reaktion geben. Dann muss der Vorstand mit dem Widerstand der Arbeitnehmerseite rechnen.“

HHLA hat mehrere wichtige Containerdienste verloren

Konzernsprecher Heims erwiderte, dass die HHLA intensiv an der Einbindung der Mitarbeiter in die Modernisierungsprozesse arbeite. „Es gibt vielfach Weiterbildungsangebote.“ Zudem bilde die HHLA Beschäftigte extra aus, die den Mitarbeitern auf den Terminals beim „Transformationsprozess“ helfen sollen. Nicht nur am Burchardkai, sondern insgesamt sollen im HHLA-Konzern Einsparungen erfolgen. Aus Firmenkreisen heißt es, dass zu den 50 Millionen Euro für den Burchardkai weitere 35 Millionen Euro pro Jahr hinzukommen sollen. Diese Zahl bestätigte der Sprecher nicht.

Klar ist aber, dass die HHLA auf den zunehmenden Wettbewerbsdruck durch die europäischen Seehäfen reagieren muss. Sie hat im vergangenen Jahr zwei wichtige Containerdienste der französischen Reederei CMA CGM verloren, und die Abfertigung der Containerschiffe von Hapag-Lloyd nur mit viel Mühe und Zugeständnissen halten können. Titzrath, die in den ersten drei Jahren ihrer Amtszeit vor allem für visionäre Projekte wie den Hyperloop und den Einsatz von Drohnen stand, muss sich nun erstmals als Saniererin beweisen. Und in dieser Rolle ist sie im Hafen nicht allein.

Eurogate muss 84 Millionen Euro bis 2024 sparen

Zuvor hatte bereits Eurogate eine grundlegende Restrukturierung des Konzerns angekündigt, durch welche die jährlichen Kosten der deutschen Terminals bis spätestens 2024 dauerhaft um 84 Millionen Euro gesenkt werden sollen. Auf der mittleren Führungsebene wurde bereits damit begonnen, Doppelstrukturen abzuschaffen. Die Vorsitzenden der Eurogate-Geschäftsführung, Thomas Eckelmann und Michael Blach, hatten den deutschen Terminals eine geringere Produktivität gegenüber den Wettbewerbern vorgeworfen. Demnach schaffe der Hafen in Antwerpen beim Laden und Löschen 30 bis 32 Containerbewegungen pro Stunde. In Hamburg, Bremerhaven und Wilhelmshaven seien es gerade einmal 20 bis 25. Dabei seien die Kosten hierzulande aber 50 Prozent höher.

Neben den internen Produktivitätssteigerungen erhoffen sich HHLA und Eurogate zudem mehr Effizienz durch eine Kooperation ihrer deutschen Containerterminals. Die Gespräche laufen. „Grundsätzlich sind wir dafür“, sagte Paulsen. „Das darf aber nicht zu dem Versuch führen, die Betriebsräte der beiden Unternehmen gegeneinander auszuspielen. Deshalb stimmen wir uns jetzt gemeinsam ab.“ Ein erstes informelles Treffen gab es bereits am Montag.