Hamburg. Niedersachsen und Bremen begrüßen Vorstoß von Hamburgs Wirtschaftssenator. Auch von Umweltschützern kommt Lob.

Die Vorzeichen für eine engere Zusammenarbeit der norddeutschen Seehäfen stehen gut. Nach Hamburgs Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) haben sich auch Niedersachsen Wirtschaftsminister Bernd Althusmann (CDU) sowie die Bremer Hafensenatorin Claudia Schilling (SPD) für eine Kooperation stark gemacht.

Bündnis norddeutscher Seehäfen rückt näher

„Eine vertiefte Kooperation der norddeutschen Häfen ist angesichts der Wettbewerbsbedingungen, und insbesondere mit Blick auf die Entwicklungen in Rotterdam und Antwerpen, nötiger denn je“, sagte Schilling dem Abendblatt.

„Eine Intensivierung der Zusammenarbeit der norddeutschen Containerhäfen unter Beachtung wettbewerbsrechtlicher Aspekte liegt im niedersächsischen Interesse. Es geht darum, dem internationalen Handel das optimale Umschlagsangebot an der norddeutschen Küste zu unterbreiten“, sagte zudem Althusmann.

Angesichts des harten Wettbewerbs der nordeuropäischen Häfen untereinander hatte Westhagemann zuvor im Abendblatt-Gespräch für eine engere norddeutsche Zusammenarbeit geworben: „Wir müssen bei den Häfen anfangen, norddeutsch zu denken und nicht in Landesgrenzen. Die Welt hat sich verändert. Hat man früher von einer Zusammenarbeit abgesehen, ist sie heute notwendig geworden.“

Obgleich Niedersachsen und Bremen in der Vergangenheit Hamburg mehrfach zur Hafenzusammenarbeit aufgefordert hatten, hatte die Elbmetropole diese in der Vergangenheit stets abgelehnt.

Umweltverbände fordern Stopp der Elbvertiefungsarbeiten

Beispiel für eine bereits bestehende Kooperation sei der „gemeinsam von der Freien Hansestadt Bremen mit dem Land Niedersachsen entwickelte Jade-Weser-Port“, sagte Schilling. Hamburg hatte bisher eine Beteiligung an dem Tiefwasserhafen in Wilhelmshaven abgelehnt. Doch seitdem der Betreiber des Terminals, Eurogate, mit dem führenden Hamburger Hafenkonzern HHLA Gespräche über eine Zusammenarbeit bis hin zu einer Fusion ihrer Containerterminals führen, rückt eine solche Beteiligung wieder ins Blickfeld.

So sagt nun auch Althusmann: „Zentraler Bestandteil der angedachten strategischen Kooperation zwischen HHLA und Eurogate sollte auch der JadeWeserPort in Wilhelmshaven sein, wo Eurogate sein Containerterminal an Deutschlands einzigem Container-Tiefwasserhafen betreibt, der immer größer werdenden Containerschiffen uneingeschränkte Erreichbarkeit unabhängig von der Tide bietet.“ Diese Logistikdrehscheibe stehe für eine Nutzung der vorhandenen Kapazitäten, insbesondere für ultragroße Containerschiffe, dem gesamten Norden zur Verfügung.

Damit folgt Althusmann im Grunde den Argumenten der Umweltschützer, die den begriff der „Hafenkooperation“ bereits vor einem Jahrzehnt als Argument gegen die Elbvertiefung geprägt hatten. Und so begrüßten denn auch die Umweltverbände BUND, NABU und WWF am Montag Westhagemanns Vorstoß, verbanden dies aber sofort mit der Aufforderung, die laufenden Arbeiten zur Elbvertiefung zu stoppen.

Der wirtschaftliche Wettstreit der deutschen Nordseehäfen Bremerhaven, Wilhelmshaven und Hamburg untereinander sei widersinnig und müsse beendet werden mit dem Ziel, gemeinsam kluge Strategien gegenüber der Konkurrenz aus Rotterdam, Antwerpen und Le Havre zu entwickeln, hieß es in einer Mitteilung.

Ruf nach Hafenentwicklungsplan wird lauter

„Der Schritt ist ökonomisch überfällig, um teure Doppelinfrastruktur in den verschiedenen Bundesländern zu vermeiden und gezielt die Stärken der einzelnen Häfen gegenüber der europäischen Konkurrenz zu entwickeln. Ökologisch wäre er mehr als sinnvoll, weil an unterschiedlichen Standorten erhebliche Umweltschäden vermieden werden könnten“, schreiben die Verbände. Westhagemanns Initiative dürfe kein Lippenbekenntnis bleiben und müsse nicht nur wirtschaftliche, sondern auch nachhaltige Ziele verfolgen.

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Sogar innerhalb der Opposition in der Bürgerschaft wird eine Hafenkooperation inzwischen begrüßt. Allerdings sind für den wirtschaftspolitischen Sprecher der CDU-Fraktion, Götz Wiese, noch viele Fragen politischer, wirtschaftlicher und rechtlicher Art offen. „Entscheidend ist zudem ein weitergehendes Konzept für die Stadt Hamburg: Wie nutzen wir die Chancen, die Kooperation, Digitalisierung, Hinterlandanbindung und Industrie für den Hamburger Hafen bieten? Hamburg braucht einen Hafenentwicklungsplan 2040. Dabei ist die Hafenkooperation ein Baustein.“

Die HHLA freut sich indes über den politischen Rückenwind. So sagte die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath: „Die Aussagen von Wirtschaftssenator Westhagemann zu den Gesprächen mit Eurogate stärken das Verhandlungsmandat der HHLA. Wir haben stets betont, dass ein Ergebnis zunächst eine unternehmerische Entscheidung über Risiken und Chancen ist, die jedoch neben der kartellrechtlichen Prüfung die Unterstützung der politisch Verantwortlichen in den norddeutschen Länder haben sollte.“ Die haben die Häfen nun.