Hamburg. Bei fast allen Gesellschaften der Kette ist der Insolvenzverwalter optimistisch – allerdings hat ein Hamburger Standort ein Problem.

Seit 1990 gibt es das Bolero in Hamburg. Die Bar- und Restaurantkette ist bekannt für ihre Cocktails und amerikanisch-mexikanische Küche. Unbekannt dürfte hingegen vielen Kneipengängern sein, dass das Unternehmen Ende Juni den Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt hat. Betroffen davon sind die Holding mit Sitz in der HafenCity, die beiden Hamburger Restaurants in Rotherbaum und Wandsbek sowie sieben weitere Standorte. Für sie ist Anfang September das Insolvenzverfahren eröffnet worden.

„Das Bolero ist ein typischer Fall für eine Insolvenz als Folge von Covid-19“, sagte Tjark Thies im Gespräch mit dem Abendblatt. Der promovierte Fachanwalt für Insolvenzrecht der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte mit Sitz am Gänsemarkt ist in dem Verfahren tätig. Er wurde von Gericht zum Beispiel als Sachwalter für die Holding, weitere Gesellschaften und als Insolvenzverwalter für das Wandsbeker Restaurant bestimmt.

Wegen der Corona-Schließung brachen Einnahmen bei Bolero weg

Nachdem die Behörden im Frühjahr wegen der Pandemie die Schließung angeordnet hatten, seien die Einnahmen weggebrochen, während die Kosten weiterliefen. Das habe dann zur Zahlungsunfähigkeit geführt, sagte Thies.

Mehr als 400 Angestellte seien davon betroffen, viele davon geringfügig Beschäftigte. In Hamburg sind es bei den drei Gesellschaften knapp 50 Mitarbeiter. Für drei Monate erhalten sie von der Agentur für Arbeit Insolvenzgeld.

Insolvenz: Für neun von zehn Gesellschaften deutet sich Lösung an

Grundsätzlich ginge es bei Insolvenzen in Eigenverwaltung in der Gastronomie darum, einen Schuldenschnitt zu erreichen und mit den Vermietern die Höhe der Miete nachzuverhandeln, so Thies. So will man Kosten dauerhaft senken.

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Der Insolvenzexperte ist zuversichtlich, für das Bolero Zukunftslösungen zu finden. „Bei neun Gesellschaften bin ich sicher, dass eine sanierende Übertragung gelingen wird“, sagte Thies, ohne mehr Details zu verraten. Bis zum 1. Dezember möchte er diese abgeschlossen haben.

Erheblicher Wasserschaden in Wandsbeker Bolero-Filiale

Das wahrscheinlichste Szenario ist der Verkauf der jeweiligen Werte der Firmen. So wechseln beispielsweise Tische, Stühle und der Weinvorrat den Besitzer. Die Verbindlichkeiten muss der Käufer nicht übernehmen. Er könnte nach Wiedereröffnung unbelastet starten.

Ein Hamburger Standort bereitet allerdings noch ein wenig Kopfzerbrechen. Im Restaurant am Friedrich-Ebert-Damm gab es einen erheblichen Wasserschaden. An dessen Beseitigung werde gearbeitet. Daher ist die Filiale die einzige, die nach dem von den Behörden aufgehobenen Lockdown und der ermöglichten Wiedereröffnung Mitte Mai die Tore weiterhin geschlossen hält.

Insolvenzverwalter Thies war auch schon bei einem HSV-Sponsor tätig

Doch Thies, der als Insolvenzverwalter prominente Fälle wie den früheren HSV-Sponsor Imtech, die Finanzgruppe Wölbern Invest und das Papierhaus Schacht & Westrich betreute, bleibt zuversichtlich: „Auch bei Wandsbek bestehen noch berechtigte Hoffnungen auf einen langfristigen Erhalt.“ Ausgenommen von dem Insolvenzverfahren sind die beiden Filialen in Duisburg und Gießen. Sie werden von Franchisenehmern betrieben.

Das Bolero wurde 1990 von Christoph Strenger mitgegründet. Vor mehr als zwei Jahren verkaufte die ihm mitgehörende Hamburger Gastro Consulting SKM GmbH (Herzblut St. Pauli, East-Hotel) die Kette an den Münchener Finanzinvestor Aurelius. Damals standen die Zeichen auf Expansion. Bis 2025 sollten bis zu 15 neue Standorte in Deutschland eröffnen. Besonders in Mittel- und Süddeutschland sah man Potenzial.