Hamburg. Ver.di fordert 5,5 Prozent mehr Geld für Beschäftigte. Drei Ausstände gab es bereits, zuletzt am Sonnabend.
Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di macht im Tarifkonflikt mit der Deutschen Post Druck. Am Sonnabend beteiligten sich laut Gewerkschaft bis zum Nachmittag bundesweit rund 4900 Beschäftigte an Warnstreiks. Betroffen seien verschiedene Standorte in 14 Bundesländern gewesen. Ein Post-Sprecher sprach hingegen von „punktuellen Warnstreiks“, an denen sich rund 2200 Beschäftigte beteiligt hätten.
In Hamburg wurde das dritte Mal innerhalb weniger Tage die Arbeit niedergelegt. Am Mittwochnachmittag wurde das Briefzentrum in Altona bestreikt. Rund 500.000 Briefsendungen sollten daher unbearbeitet bleiben. Etwa 80 Beschäftigte folgten laut Ver.di dem Streikaufruf. Am Donnerstag war die Zustellbasis in Altona betroffen, 60 Zusteller legten die Arbeit nieder. Bis zu 16.000 Pakete sollten nicht ausgeliefert werden. Am Sonnabend waren die Beschäftigten in Hamburg und dem Speckgürtel ohne Schleswig-Holstein zum Arbeitskampf aufgerufen. Betroffen seien beispielsweise Finkenwerder, Lüneburg und Winsen/Luhe gewesen. In Hamburg Ost und Mitte sollten bis zu 25.000 Pakete unbearbeitet liegen bleiben.
Montag und Dienstag wohl keine Streiks
„Eine 1,5 prozentige Erhöhung der Entgelte, wie zuletzt vom Arbeitgeber angedeutet, findet bei unseren Mitgliedern keinerlei Akzeptanz“, sagte die Verhandlungsführerin und stellvertretende Ver.di-Vorsitzende Andrea Kocsis. Der Hamburger Fachbereichsleiter Lars-Uwe Rieck sprach von einem nicht verhandlungsfähigen Angebot. Der Logistikkonzern sei einer der Gewinner der Corona-Krise und habe den Gewinn im Bereich Post und Paket um knapp 50 Prozent steigern können.
„Die Post hat einen Lauf. Da müssen die Beschäftigten etwas von abbekommen“, sagte Rieck dem Abendblatt. Schließlich trügen sie durch ihren täglichen Einsatz maßgeblich zum Unternehmenserfolg bei. Jetzt sei es wichtig zu zeigen, dass man es ernst meine und den Forderungen Nachdruck verleihe. Für Montag und Dienstag seien sehr wahrscheinlich keine Arbeitskampfmaßnahmen vorgesehen, sagte Rieck: „Im Laufe der Woche wird aber noch etwas kommen.“
Am 21. September verhandeln beide Seiten wieder
Die Gewerkschaft fordert für die rund 140.000 Tarifbeschäftigten bundesweit eine lineare Erhöhung von 5,5 Prozent bei einer Laufzeit von zwölf Monaten. Die Post hält so eine Tariferhöhung für zu hoch, sie verweist auf Einbußen bei der Werbepost und auf die insgesamt schwächelnde Konjunktur wegen Corona. Am 21. September wollen die Arbeitgeber und die Arbeitnehmervertreter ihre Verhandlungen fortsetzen.
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Durch die ersten Warnstreiks seien aktuell bundesweit etwa 160.000 Pakete und rund 1,6 Millionen Briefe betroffen, sagte der Post-Sprecher. Das entspreche zwei bis drei Prozent der Tagesmenge. „In den stärker durch die Warnstreiks betroffenen Regionen werden die verzögerten Sendungen in den Folgetagen zugestellt“, so der Sprecher.