Hamburg. Für nur 30 Minuten legten die Beschäftigten im Briefzentrum Altona die Arbeit nieder: Warum das trotzdem große Folgen haben wird.

Wegen eines Warnstreiks im Briefzentrum Altona müssen alle Hamburger am Donnerstag mit weniger Post rechnen. In der aktuellen Tarifauseinandersetzung zwischen der Deutschen Post AG und Ver.di hat die Gewerkschaft am Mittwochnachmittag im Briefzentrum Altona alle Beschäftigten für eine halbe Stunde dazu aufgerufen, die Arbeit niederzulegen.

Was sich nach einem kleinen Ausstand anhört, könnte große Auswirkungen auf die Zustellung haben. Denn die Beschäftigten in Altona nehmen normalerweise die Post aus den geleerten Briefkästen am Straßenrand in Empfang und verteilen sie an die Zusteller. Und hier zählt bei der großen Menge an Briefen jede Minute. „Die Taschen der Briefzusteller dürften am Donnerstag nun deutlich leerer als sonst sein“, sagte Ver.di-Fachbereisleiter Lars-Uwe Rieck dem Abendblatt.

Nach Verdi-Angaben könnten in Hamburg bis zu 16.000 Pakete nicht zugestellt werden, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilte. Davon seien rund 400.000 Haushalte und Firmenkunden betroffen. Die Beschäftigten sollten ab 7.30 Uhr ihre Arbeit niederlegen.

Deutsche Post bietet 1,5 Prozent – Ver.di will 5,5 Prozent

Hintergrund ist der anhaltende Streit um Lohnerhöhungen zwischen Gewerkschaft und Post für die bundesweit 140.000 Beschäftigten. Ver.di verlangt 5,5 Prozent mehr Lohn und einen Tarifvertrag mit einer Laufzeit von zwölf Monaten. Zudem sollen die Auszubildenden 90 Euro mehr pro Monat bekommen. Die Post bietet bisher 1,5 Prozent.

Gewerkschafter Rieck verweist darauf, dass die Deutsche Post bisher „wirtschaftlich hervorragend“ durch die Corona-Krise gekommen sei. Sie habe gerade im Paketbereich massiv vom Boom bei Onlinebestellungen profitiert. Zur Wahrheit gehört aber auch, dass jeder Mitarbeiter bereits eine Art Corona-Prämie von 300 Euro bekommen hat. Diese Einmalzahlung sieht die Gewerkschaft aber nicht als Bestandteil der Lohnrunde. Sollte es bei der nächsten Tarifrunde Ende September keine Einigung geben, drohen im Herbst größere Streiks.