Hamburg. Die Drogeriekette eröffnet eine neue Filialie in Winterhude – und kommt mit einer neuen Idee um die Ecke.
Die Drogeriekette Budnikowsky hat am Donnerstag in Winterhude eine neue Filiale eröffnet. Das Besondere: In dem Geschäft wird die Welt in „gut“ und „böse“ eingeteilt. Zumindest, was die Nachhaltigkeit der Produkte betrifft.
Wählt der Kunde das Duschgel, das ein ganz normales Preisschild am Regal hat, oder die Seife, die mit einem Etikett in blauer Farbe als besser für die Umwelt gekennzeichnet ist? Diese Entscheidung kann man in dem neuen Geschäft bei jedem der mehr als 10.000 Produkte treffen, ob es eine Zahnpasta, eine Gesichtscreme oder ein WC-Reiniger ist. „Wir wollen den Kunden, die bewusst konsumieren wollen, den Einkauf erleichtern“, sagt Christoph Wöhlke, Geschäftsführer der Drogeriemarktkette und Mitglied der Eigentümerfamilie.
Blau repräsentiert schonenden Umgang mit Ressourcen
Die Produkte, an deren Regalplatz eine kleine Tafel in blauer Farbe hängt, sollen zumindest eines der folgenden vier Kriterien erfüllen: Sie repräsentieren laut Budni den schonenden Umgang mit natürlichen Ressourcen, sie tragen zum Klimaschutz oder zum Erhalt der Artenvielfalt bei, oder sie schützen das Süßwasser. Diese Punkte sind jeweils mit Symbolen an den Produkten zu erkennen.
Der Shop an der Gertigstraße, der mit einem Logo in rosa und blau auch ein neues Erscheinungsbild hat, lockt seine Kundschaft in der Nachbarschaft von Biosupermärkten und Pokebowl-Bistros. „Hier in der Gegend sind viele Leute offen für Neues und wollen gleichzeitig mehr Verantwortung für ihren Einkauf übernehmen “, begründet Wöhlke die Standortwahl. Der 42-Jährige ist selber ebenfalls nicht weit entfernt zu Hause, auf der Uhlenhorst, und hat seit langem den Kurs der Kette zu bewusstem Konsum mitgeprägt.
Budniskowsky-Shop in Holzoptik
In dem jetzt eröffneten Shop, der in Naturtönen und mit Holzoptik eine wohnliche Atmosphäre vermittelt, finden die Käufer nach wie vor Produkte der großen Markenkonzerne wie Beiersdorf oder Procter & Gamble, aber auch vieler kleinerer Hersteller. Dazu kommen die Eigenmarken wie Blüte-Zeit von Edeka, mit denen Budni vor drei Jahren eine strategische Allianz geschlossen hat.
In seinen eigenen Geschäften und jetzt auch bei Budnikowsky arbeitet Edeka mit dem World Wide Fund For Nature (WWF) zusammen. Der WWF steht der Edeka-Gruppe dabei nach eigenen Angaben „als fachkundiger Berater und Partner bei ihrem Engagement für mehr Ressourcen-, Arten- und Klimaschutz“ zur Seite.
Zahnbürste aus Bambus ohne blaues Schild
Das Projekt, das jetzt in dem neuen Laden getestet wird, dürfte aber gerade bei den gewissenhaften Kunden zu Diskussionen führen: Eine Zahnbürste aus Bambus, die vom Hersteller auf der Packung als umweltschonend gekennzeichnet ist, hat es im Budni-Regal nicht zu einem blauen Schild gebracht. Die Bürste wurde immerhin aus einem nachwachsenden Rohstoff produziert, gehört hier aber nicht zu dem als nachhaltig bewerteten Sortiment. Warum?
Rolf Lange, Leiter der Edeka-Unternehmenskommunikation, erklärt die Vorgehensweise bei dem neuen Budni-Wegweiser, den Edeka als Partner von Budni mit entwickelt hat: „Unser Wegweiser bietet unseren Kunden Orientierung am Regal und wurde von den UN-Nachhaltigkeitszielen abgeleitet. Dabei sind die Basis offizielle Siegel, die bei den Produkten die Nachhaltigkeit unabhängig belegen und somit den Wegweiser nachvollziehbar machen.“
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Dabei punkten diejenigen Waren, die zum Beispiel mit dem blauen Engel, dem FSC-Siegel oder mit dem Zertifikat „Natrue“ ausgezeichnet sind. „Nur offizielle Siegel und Zertifikate garantieren uns, dass die Artikel den Anspruch der Nachhaltigkeit tatsächlich erfüllen.“
Kritik von der Verbraucherzentrale
Auf diesem Feld sieht die Verbraucherzentrale Hamburg allerdings auch einen Kritikpunkt. „Wir sehen uns als Konsumenten einer wachsenden Zahl von Siegeln gegenüber“, sagt Verbraucherschützer Armin Valet. Es sei wünschenswert, in dieses Wirrwarr mehr Transparenz hereinzubringen. „Aber nicht auf privatwirtschaftlicher Ebene, sondern in Form von Gesetzen“, fordert der Experte. Auch die bundesweit aktive Supermarktkette Rewe verfolge mit seinem ProPlanet-Siegel das Ziel, Produkte als nachhaltig zu kennzeichnen und wolle verantwortungsvolles Einkaufen fördern. „Oft stehen aber wachsweiche Formulierungen hinter diesen neuen Zeichen“, sagt Valet.
Der Trend zu Naturkosmetik oder zu umweltschonenden Verpackungen folgt einem Bewusstseinswandel. So stufen nach einer aktuellen Umfrage inzwischen 68 Prozent der Deutschen den Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtige Herausforderung ein. Diese Tendenz verfolgt auch Budnikowsky mit seiner Kette, die inzwischen allein im Großraum Hamburg 180 Drogerien betreibt. So plant die Gruppe, die neue Kennzeichnung in mehreren seiner Shops einzuführen, wenn sie sich bewährt.
Budni baut Einsatz digitaler Technologien aus
Auch andere Strategien, die in der neuen Filiale erstmals getestet werden, sollen möglicherweise in der gesamten Gruppe eingesetzt werden. Dazu gehören Kassen, die den Kunden das selbstständige Einscannen und Bezahlen der Ware ermöglichen. In Winterhude hat Budni jetzt zwei solcher Kassenplätze installiert. Die Beschäftigten die bisher hier arbeiteten, sollen nun neue Aufgaben bekommen, etwa in der Beratung.
Auch den Einsatz digitaler Technologien baut Budni aus. Weiterführende Infos zu den Artikeln erhalten die Kunden über die Budni-App für Smartphones sowie auf der Website. Und dort finden sie auch die neuen Wegweiser-Symbole.