Hamburg. Der Verlust der Hamburger Drogeriemarktkette hat sich im Geschäftsjahr 2018/19 verdoppelt. Senior Cord Wöhlke will bis 2022 bleiben.

Für die Drogeriemarktkette Budnikowsky wird die Rückkehr in die Gewinnzone zum Marathon. Seit Jahren kämpft das Familienunternehmen gegen rote Zahlen. Heftige Preiskämpfe und immer neue Filialeröffnungen der Rivalen hatten den Hamburger Marktführer gegenüber den deutlich größeren Filialisten Rossmann und dm in die Defensive gebracht. Bei konkreten Angaben zur Geschäftsentwicklung zeigte sich die Inhaberfamilie Wöhlke zuletzt eher zugeknöpft. Erst der unlängst im Bundesanzeiger veröffentlichte Konzernabschluss für das Geschäftsjahr 2018/19 (1. März bis 28. Februar) offenbart nun erneut ein deutliches Minus. Danach hat sich der Verlust der Gesellschaft auf 2,8 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt. Das ist zugleich allerdings deutlich weniger als es zu Beginn der Krise im Jahr 2016 (6,1 Millionen Euro) schon mal war.

„Wir können mit der Geschäftsentwicklung insgesamt zufrieden sein“, sagte Cord Wöhlke, Gesellschafter des Traditionsunternehmens und einer von drei Geschäftsführern der Ivan Budnikowsky GmbH & Co. KG nun auf Anfrage des Abendblatts. Das Unternehmen befinde sich in einem Restrukturierungsprozess, der sozialverträglich für die Mitarbeiter durchgeführt werde.

Strategiewechsel 2017: Kooperation mit dem Edeka-Verbund

Die Inhaberfamilie hatte 2017 einen Strategiewechsel eingeleitet und war eine Kooperation mit dem Edeka-Verbund eingegangen. Das Gemeinschaftsunternehmen, in dem die Bereiche Einkauf, Logistik, Marketing und IT ausgegründet worden waren, hatte im Mai 2018 den Betrieb aufgenommen. Seit vergangenem Jahr ist es komplett in der Hand von Edeka. Das Ziel: günstigere Einkaufspreise in der hart umkämpften Drogeriemarktbranche. Parallel hatten beide Partner neue Filialen eröffnet. So betreibt Budnikowsky jetzt auch zwei Märkte in Berlin. „Wir rechnen 2022 mit schwarzen Zahlen“, sagte Wöhlke nun. Noch Ende vergangenen Jahres hatte es geheißen, man werde wohl 2021 wieder Gewinn machen.

Im Geschäftsjahr 2018/19 war der Umsatz der Drogeriekette mit 420,9 Millionen Euro nochmals niedriger ausgefallen als im vorausgegangenen Geschäftsjahr 2017/18. Während die Branche insgesamt ein Wachstum der Erlöse in Höhe von drei Prozent verzeichnet hatte, fuhren die Hamburger trotz leicht erhöhter Filialdichte ein Umsatzminus von gut sechs Millionen Euro (-1,4 Prozent) ein. Wöhlke macht dafür vor allem Sondereffekte durch die Restrukturierung geltend, unter anderem hatte Budni das Großhandelsgeschäft an das Gemeinschaftsunternehmen unter Führung der Edeka abgegeben. Zudem war der zuvor sprunghaft angestiegene Verkauf von Babymilchprodukten an chinesische Konsumenten massiv zurückgegangen. „Im Filialgeschäft haben wir bereinigt um Sondereffekte bereits eine leicht positive Entwicklung erzielt“, betonte Wöhlke. Ohne diese Effekte war der Filialumsatz um 0,8 Prozent zurückgegangen.

Zugleich war die Zahl der Mitarbeiter in den 183 Filialen im Berichtszeitraum um 8,4 Prozent gestiegen. Neueinstellungen gab es in neu eröffneten Standorten. Zudem will Budnikowsky mit mehr Service in den Märkten den Umsatz erhöhen. So fungieren neuerdings gut 100 Märkte zugleich als Paketshop des Zustelldienstes DPD. Das soll die Kundenfrequenz erhöhen, also mehr Konsumenten in die Geschäfte bringen, die dann nicht nur den Paketservice in Anspruch nehmen, sondern gleich auch Drogeriewaren einkaufen.

Budni hat offenbar vom veränderten Konsumverhalten in der Corona-Krise profitiert

Im Jahr 2019 habe sich die positive Entwicklung verfestigt, sagte Wöhlke nun. „Wir haben ein Umsatzplus von über drei Prozent auf vergleichbarer Fläche und über fünf Prozent in unseren Filialen insgesamt realisiert.“ Auch für das Anfang März begonnene Geschäftsjahr 2020/21 zeichnet sich nach seinen Angaben eine positive Umsatzentwicklung ab. „Unsere Planerwartungen wurden bisher übertroffen“, so der Seniorchef.

Budnikowsky hat offenbar anders als andere Drogeriemärkte, die während des Corona-Lockdowns im März und April zwar weiter geöffnet, aber in diesem Zeitraum Umsatzverluste von fünf Prozent verbucht hatten, vom veränderten Konsumverhalten in der Krise profitiert. Wöhlke führt das auf das breite Sortiment der Budni-Märkte zurück, das neben Hautpflegeprodukten, Kosmetikartikeln und Haushaltshelfern auch Bio-Lebensmittel beinhaltet. „Eine positive Entwicklung zeichnet sich auch nach der inzwischen eingetretenen Normalisierung für dieses Jahr weiterhin ab.“

Eigentlich hatte der 70-Jährige, der in diesem Jahr sein 50-jähriges Firmenjubiläum feiert, schon für Ende vergangenen Jahres seinen Ausstieg aus dem Geschäftsführungstrio mit seinem Sohn Christoph Wöhlke und dem neu hinzugekommenen früheren Edeka-Manager Carsten Neumann angekündigt. Jetzt will er doch bis zum geplanten Ende der Restrukturierungsphase im Jahr 2022 bleiben. „Ich möchte den Prozess begleiten, bis er zu Ende ist.“