Hamburg. Filiale sucht wegen des Ansturms der Schnäppchenjäger händeringend Aushilfskräfte. Karstadt Sports in Harburg kämpft weiter.

„Wir schließen. Alles muss raus.“ Eine Woche nach dem Beginn des Räumungsverkaufs bei Galeria Kaufhof an der Mönckebergstraße geht es jetzt gegenüber bei Karstadt Sports los. „Unsere Filiale soll zum 17. Oktober geschlossen werden“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Susanne Güldner auf Abendblatt-Anfrage.

Nach ihren Angaben haben die ersten der verbliebenen 75 Mitarbeiter am Mittwoch ihre Kündigungen per Post erhalten. Mitte Juni war bekannt worden, dass der angeschlagene Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof 20 der bundesweit 30 Standorte der Sporthandelstochter schließen will. Offiziell hat sich das Unternehmen bislang nicht zu den Plänen geäußert. Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di kämpft weiterhin um eine Transfergesellschaft für die Beschäftigten. Am heutigen Donnerstag ist eine Demonstration in Berlin geplant.

Karstadt Sports in Harburg gerettet?

In Hamburg hat Karstadt Sports zwei Häuser. Während die Zukunft des Hauses in der Innenstadt offenbar besiegelt ist, laufen für den Standort im Phoenix-Center in Harburg Verhandlungen mit dem dortigen Vermieter, der Hamburger ECE-Gruppe. Ein Sprecher bestätigte, dass es „für den Erhalt der Filiale eine Verständigung über die wirtschaftlichen Eckdaten für eine Fortführung gibt“. Die vertraglichen Details würden gerade erarbeitet. „Insofern sind wir nach wie vor zuversichtlich, dass diese Filiale erhalten bleiben kann.“

Am Donnerstagnachmittag vermeldete dann der "Kölner Stadtanzeiger" die Rettung der Harburger Filiale. Demnach habe das Blatt aus dem Umfeld des Betriebsrats der Galeria-Karstadt-Kaufhof-Tochter erfahren, dass neben dem Standort im Phoenix-Center auch die Häuser in Bremen, Dortmund und Karlsruhe überraschend erhalten blieben.

Karstadt im Alstertal Einkaufszentrum soll erhalten bleiben

Deutschlands letzter Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof war im April in ein Schutzschirmverfahren eingetreten. Begründet wurde das mit dramatischen Umsatzeinbrüchen durch den Lockdown. Nach der Vorlage eines Sanierungsplans bei Gericht befindet sich das Unternehmen seit 1. Juli in Insolvenz in Eigenverwaltung. Der Handelsriese, der 2019 durch die Fusion der früheren Konkurrenten Karstadt und Kaufhof entstanden war, hatte zunächst angekündigt, 62 der insgesamt 172 Kaufhäuser zu schließen.

Nach Verhandlungen mit Vermietern über Mietnachlässe war die Zahl auf 50 reduziert worden. In Hamburg sind die Standorte in Wandsbek, Bergedorf sowie der frühere Kaufhof an der Mönckebergstraße betroffen. Mehr als 300 Mitarbeiter verlieren ihre Jobs. Die Filiale im Alstertal Einkaufszentrum soll nach Zugeständnissen des Vermieters ECE erhalten bleiben.

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Für weitere Filialen auf der Schließungsliste gibt es aber offenbar keine Chancen mehr auf Rettung. Das geht aus einem Brief der Galeria-Unternehmensleitung an die Bürgermeister der betroffenen Städte hervor, aus dem das Fachblatt „Textilwirtschaft“ am Mittwoch zitiert. Es sei an den Standorten „nicht gelungen, die Parameter so wesentlich zu verändern, dass eine Fortführung möglich wäre“, heißt es in dem Schreiben.

Zu viele Schnäppchenjäger – Kaufhof schließt Eingänge

Als Kriterien, die für die Zukunft der Häuser wesentlich gewesen seien, werden „gegenwärtige und künftige soziodemographische Parameter des Standortes, die Standortverteilung in der Region, das wirtschaftliche Leistungsvermögen der Filiale, die Höhe von Mieten und weiteren Kosten sowie weitere Parameter des jeweiligen Mietvertrages“ genannt. Die Entscheidungen seien notwendig gewesen, um das Unternehmen nicht zu gefährden, so die Topmanager.

Bei Karstadt Wandsbek und im Kaufhof in der Innenstadt läuft bereits der Ausverkauf. Im Haus an der Mönckebergstraße ist der Andrang zeitweilig so groß, dass Eingänge geschlossen werden mussten. „Wir machen höhere Umsätze als Weihnachten“, sagt die Betriebsratsvorsitzende Ines Reinhard. Die Filiale sucht jetzt händeringend Aushilfskräfte.