Hamburg. Der deutsche Ableger der Schweizer Migros-Gruppe bietet CO2-Kompensation an. Umsatz in der Corona-Krise um 150 Prozent gestiegen.
Der Onlinehändler Galaxus bietet jetzt Kunden die Möglichkeit, den CO2-Fußabdruck ihres Einkaufs ähnlich wie bei Flugreisen über eine Gebühr zu kompensieren. „Wir sind der erste Onlineshop im deutschsprachigen Raum, der einen CO2-neutralen Einkauf ermöglicht“, sagt Geschäftsführer Frank Hasselmann. Das Angebot startet am Donnerstag. Als Partner hat das Unternehmen die Firma South Pole aus Zürich ins Boot geholt, eine Ausgründung der ETH Zürich, die auf Nachhaltigkeitsberatung spezialisiert ist und weltweit geprüfte Klimaschutzprojekte vermittelt.
„Der CO2-Fußabdruck wird nach einem neuartigen Modell für jedes Produkt nachvollzogen“, sagt Hasselmann. Das Besondere: Bei der Berechnung der CO2-Kompensation werde die gesamte Wertschöpfungskette einbezogen – vom Rohstoffabbau bis zur Anlieferung beim Kunden. Für ein Smartphone kostet das zum Beispiel 2,34 Euro, für einen Monitor 9,27 Euro und für eine Handyhülle 10 Cent. Das Ganze ist freiwillig.
300.000 Produkte im Angebot
Der Ableger des Schweizer E-Commerce-Anbieters Digitec Galaxus war im Herbst 2018 in Deutschland an den Start gegangen. Die Zentrale ist in Hamburg-Bahrenfeld. Inzwischen hat Galaxus 150.000 aktive Kunden – und wächst weiter. „Allein in den vergangenen sechs Monaten haben wir die Kundenzahl mehr als verdoppelt“, sagt Geschäftsführer Hasselmann. Besonders in den Monaten des Corona-Lockdowns sei der Ansturm groß gewesen. „Wir verkaufen heute 150 Prozent mehr als zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr.“ Mehr als 300.000 Produkte sind im Angebot.
Neben dem Schwerpunkt Elektronik hat der Onlinehändler Haushaltsgeräte, Spielwaren sowie Heimwerker- und Gartenbedarf im Angebot. Im Prinzip genau die Produkte, die in Corona-Zeiten besonders nachgefragt sind. Mehr als eine Million Aufrufe hat die Seite im Monat. Die Zahl der Beschäftigten ist auf 50 gestiegen, etwa die Hälfte davon arbeitet am zentralen Logistikstandort im nordrhein-westfälischen Krefeld.
Galaxus sucht neue Mitarbeiter
„Wir liegen deutlich über dem, was wir uns vorgenommen haben“, betont Hasselmann, der zuvor Manager bei Linde war. Im Vergleich zu den großen Playern der Branche wie dem US-Versender Amazon oder der Hamburger Otto-Gruppe ist Galaxus allerdings noch ein kleiner Fisch und von dem ehrgeizigen Ziel, unter die Top 5 im deutschen Onlinehandel zu kommen, weit entfernt. Aktuell würden die Kapazitäten weiter hochgefahren, sagt der Geschäftsführer. In allen Bereichen sucht das Unternehmen neue Mitarbeiter. Der Mietvertrag in Bahrenfeld wurde bis 2022 verlängert.
Vorbild ist die Schweizer Mutter, zu 70 Prozent im Besitz des Mischkonzerns Migros, und im benachbarten Alpenland E-Commerce-Marktführer mit einer Milliarde Euro Umsatz im Jahr 2019. Damit liegt man vor Amazon. Konkrete Geschäftsdaten für Deutschland will Hasselmann nicht preisgeben. Die einzige Zahl, die er nennt, stammt von Anfang 2019. Im dritten Monat nach dem Start hatte der Händler eine Million Euro Umsatz gemacht. Klar ist aber, Galaxus profitiert vom veränderten Kaufverhalten durch die Corona-Krise. Vor allem Produkte rund um die Ausstattung im Homeoffice wie Webcams, Monitore und Tastaturen seien gefragt, erklärt er. Aber auch Artikel wie Rasentrimmer, Grillzubehör und Schlauchwagen fürs Gartensprengen seien stark nachgefragt. „Und Spielwaren, besonders Puzzle.“
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In den vergangenen Monaten hat Galaxus den Kundendienst mit eigenem Testteam hochgefahren, mit dem sich der Newcomer auf dem deutschen Markt von anderen Händlern unterscheiden will. „Vor allem im Elektronikbereich bieten wir inhaltlichen Expertenservice und Beratungen. Das wird gut genutzt und zeigt, dass unser Angebot einen Nerv trifft“, so der Geschäftsführer. „Unsere Redaktion ist unabhängig vom Einkauf, testet kritisch und ist ehrlich, wenn Produkte nicht überzeugen – ohne Rücksicht auf Umsatzeinbußen.“
Nächste Produktkategorie: Erotik
Noch für dieses Jahr hat Galaxus-Chef Frank Hasselmann eine weitere Produktkategorie im Auge: Erotik. Das Sortiment solle ähnlich wie bei der Schweizer Mutter strukturiert werden: von Erotikwäsche über Fetisch + Spiel bis Love Toys. Im Alpenland gehen Kondome, Gleitmittel und Vibratoren besonders gut, sagt Hasselmann: „Ich gehe davon aus, dass es in Deutschland ähnlich aussehen wird.“
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