Hamburg. Im Dream Dolls in Neugraben-Fischbek sind nur Prostituierte aus Silikon im Einsatz. Das Interesse der Freier ist überschaubar.
Die derzeit heißeste Adresse für käuflichen Sex in der Stadt lautet Stremelkamp 7b und liegt nicht etwa in einem der klassischen Hamburger Rotlichtviertel, sondern in Neugraben-Fischbek. In einem Gewerbegebiet zwischen Cuxhavener Straße und S-Bahn-Linie 3, in der Nachbarschaft von Autowerkstatt, Bauelemente-Betrieb und Aldi-Markt warten dort die blonde Aurelie sowie Josy mit der Wespentaille auf Freier.
Erotische Stunden mit Aurelie oder Josy
Während überall sonst in der Stadt Bordelle geschlossen sind und Menschen jeglichen Geschlechts die „Erbringung sexueller Dienstleistungen“ bis mindestens 30 Juni verboten ist, verkünden die „Dream Dolls“ auf ihrer Internetseite: „Wir haben trotz Corona geöffnet“, versprechen „erotische Stunden" und „die Erfüllung deiner ganz eigenen Träume". Rechtlich ist daran wohl nichts zu beanstanden, denn: Nach eigenen Angaben befindet sich am Stremelkamp „Hamburgs erster Sexpuppen-Puff“.
Aurelie und Josy bestehen nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Silikon und einem Metallskelett, gebucht werden können sie für 30, 60, 90 oder 120 Minuten zum Preis zwischen 60 und 150 Euro. Wer eine der künstlichen Liebesdamen mitnehmen oder sich im „Dolly-to-go“-Service anliefern lassen möchte, kann das auch. Dann wird es aber deutlich teurer.
Beißen, kratzen, anzünden ist verboten
Um eine Vorab-Buchung im Online-Terminkalender wird dringend gebeten, und die Nutzungsregeln sind umfangreich: Es gilt Kondompflicht; beißen, kratzen, schneiden, anzünden und überhaupt jegliche mutwillige Zerstörung sind verboten, bestimmte Praktiken auch. Und jegliches Haftungsrisiko gegenüber dem „Dollynutzer“ schließt der Betreiber kategorisch aus.
Die Dream Dolls UG hat damit ein Sex-Angebot in die Stadt geholt, das in einigen asiatischen Ländern weit verbreitet ist und vor etwa vier Jahren nach Europa schwappte. Das „Bordoll“, Deutschlands nach eigenen Angaben erster „Puppen-Puff“, eröffnete im Frühjahr 2016 in Dortmund. Bis der Trend die Hansestadt erreichte, wurde es Ende Februar 2020. Ein idealer Termin, so kurz vor dem Shutdown auch im Rotlichtgewerbe wegen der Ausbreitung des Coronavirus – sollte man meinen. Doch dem ist offenbar nicht so.
„Wir sind durch die Corona-Krise sehr arg angeschlagen worden“, teilt Tonia Günther auf Abendblatt-Anfrage mit. Die Frau, die bisweilen auch als Tonia de Toledo zeichnet, vertritt die Dream Dolls UG nach außen – möchte sich derzeit aber nicht detailliert äußern zum aktuellen Geschäftsgang. Man fühle sich „derzeit noch nicht bereit“ für die Öffentlichkeit, heißt es.
Drei Tage pro Woche geöffnet
Auch die „Dream Dolls“ durften zeitweise nicht empfangen, sind seit Ende April aber wieder im Einsatz. An drei Tagen pro Woche für je sechs Stunden im Etablissement am Stremelkamp – in kleiner Besetzung. Die Modelle Ava, Sophia und die rothaarige LouLou ließen sich am Montag jedenfalls nicht buchen.
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D as Interesse an Puppensex scheint allgemein eher gering. Am Montag war der Terminkalender der Dream Dolls für diese Woche noch komplett frei.