Hamburg. Das Terminal 2 ist geschlossen. Kurzarbeit wurde beantragt. Umsatzrückgang für Flughafen liegt im zweistelligen Millionenbereich.
Wegen der Corona-Krise wird der Betrieb am Flughafen Hamburg mehr und mehr heruntergefahren. Bildeten sich vor Kurzem noch lange Schlangen an den Check-in-Schaltern und flanierten Passagiere an den Schaufenstern der Shops entlang, herrscht hier inzwischen Leere. Viele Läden haben ihre Rollläden heruntergelassen und ein „Geschlossen“-Schild an die Tür gehängt. Das Terminal 2 hat der Flughafen dichtgemacht.
„Die Abfertigung von Passagieren und Gepäck findet bis auf Weiteres nur noch in Terminal 1 statt“, teilte der Airport mit. Diese Änderung betreffe den Check-in sowie den Sperrgepäck-Schalter für alle Fluggesellschaften. Die Sicherheitskontrolle könnten Reisende ebenfalls nur noch über die Zugänge in Terminal 1 erreichen. Zudem teilte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler am Nachmittag mit, dass man für die Airport-Mitarbeiter Kurzarbeit angemeldet habe. „Wir stellen uns darauf ein, dass wir in den nächsten Wochen höchstens zehn Prozent des Normalbetriebes sehen werden“, sagte Eggenschwiler. Der Umsatzrückgang für den Flughafen liege im zweistelligen Millionenbereich.
Auch bei Airport-Geschäften gibt es wegen Corona Einschränkungen
Auch bei den Geschäften gibt es starke Einschränkungen. Nur die Läden zur Versorgung des täglichen Bedarfs bleiben geöffnet. Dazu zählen Edeka, die Apotheke und der Laden Press Books inklusive des Schalters der Deutschen Post. Auch Dienstleister haben am Airport noch geöffnet, wie die Reinigung Zwo24, die Reisebank und die Hamburger Sparkasse an zwei Tagen.
Die Airlines schränken ihr Angebot immer stärker ein. Wer am kommenden Donnerstag von der Hansestadt nach Mallorca fliegen will, findet nur noch zwei Abflüge mit Eurowings. Nach Madrid wird dann nur noch eine Verbindung am Nachmittag mit Iberia angeboten.
Umfassende Reisewarnung
Auch auf Urlaubsreisende, die in die Sonne fliegen wollen, trifft man in diesen Tagen in der Abflughalle kaum. „Aufgrund der umfassenden Reisewarnung des Auswärtigen Amts und der Einreiseverbote fast aller Urlaubsregionen bieten wir im Moment keine Reisen an“, sagte ein TUIfly-Sprecher dem Abendblatt. „Unsere Gäste kontaktieren wir aktiv und stornieren die Reisen. Gleichzeitig bieten wir einen Treuebonus bei der Buchung auf eine spätere Reise.“
Als eine der wenigen Airlines, die Hamburg bisher komfortabel mit Fernzielen versorgten, schränkt Emirates die Flüge ein. Seit dem 17. März und noch bis zum 30. April reduziert der Anbieter seine zwei Verbindungen nach Dubai auf einen täglichen Flug ab Fuhlsbüttel.
Bedingungen für die Passagiere im Flugzeug haben sich geändert
Die Einschränkungen treffen Geschäftsleute und Urlauber, aber auch Flugpendler: Eine Hamburgerin, die mehrmals im Monat mit der Lufthansa zu ihrem in München lebenden Ehemann fliegt, schildert ihre Erfahrungen: „Normalerweise gibt es täglich 20 Verbindungen zwischen München und Hamburg, jetzt sind es nur noch fünf Flüge.“ Auch die Bedingungen für die Passagiere im Flugzeug hätten sich geändert. In den Reihen mit drei Sitzplätzen nebeneinander würde nun ein Platz in der Mitte frei gehalten, damit sich die Menschen wegen der Ansteckungsgefahr nicht zu nahe kommen.
Coronavirus: So können Sie sich vor Ansteckung schützen
- Niesen oder husten Sie am besten in ein Einwegtaschentuch, das Sie danach wegwerfen. Ist keins griffbereit, halten Sie die Armbeuge vor Mund und Nase. Danach: Händewaschen
- Regelmäßig und gründlich die Hände mit Seife waschen
- Das Gesicht nicht mit den Händen berühren, weil die Erreger des Coronavirus über die Schleimhäute von Mund, Nase oder Augen in den Körper eindringen und eine Infektion auslösen können
- Ein bis zwei Meter Abstand zu Menschen halten, die Infektionssymptome zeigen
- Schutzmasken und Desinfektionsmittel sind überflüssig – sie können sogar umgekehrt zu Nachlässigkeit in wichtigeren Bereichen führen
In Zukunft setzt die Lufthansa vermehrt kleinere Flugzeuge ein, in diesen Fliegern der Cityline stehen nur noch zwei Sitzreihen an beiden Seiten zur Verfügung: Hier dürfte jede zweite Reihe leer sein. Die Lufthansa hatte zunächst geplant, die Verbindungen zwischen den Drehkreuzen München, Frankfurt, Hamburg und Berlin aufrechtzuerhalten. Nun beschränkt sich die Airline wegen der Corona-Krise auf nur noch jeden zehnten Langstreckenflug und biete 20 Prozent der Mittel- und Kurzstrecken an. In Zukunft sinke das Angebot bis auf fünf Prozent. Ohne diese wichtigen Streckenangebote wird es für Reisende eng. Auch die Bahn fährt ihr Angebot herunter. Eurowings, eine Tochter der Lufthansa, reduziert ihr Flugprogramm bis Ende nächster Woche auf rund fünf bis zehn Prozent, auch in Hamburg.
Steigende Nachfrage nach Luftfracht
Wegen der stark steigenden Nachfrage nach Luftfracht werden Passagierflugzeuge der Lufthansa zum Gütertransport eingesetzt. Zugleich beteiligen sich die Lufthansa, Eurowings und Swiss an den Rückholaktionen für deutsche Staatsbürger. Dabei handelt es sich um Charterflüge, die die Urlauber nach Hause holen. Am Sonnabend landet beispielsweise eine solche Sondermaschine der Eurowings in Hamburg, sie holt Feriengäste zurück aus Gran Canaria. „Wir holen in den nächsten Tagen 50.000 Urlauber zurück nach Deutschland“, ergänzte eine Condor-Sprecherin. Bei der größten Rückholaktion in der Geschichte der Bundesrepublik sollen insgesamt mehrere Zehntausend Menschen mit Sonderflügen ausgeflogen werden.
Die rechtliche Situation für Urlauber, die eine Reise geplant haben, ist derweil unübersichtlich. So teilte Eurowings zwar mit, dass Passagiere ab sofort und bis zum 31. März 2020 kostenlos umbuchen können, auch auf eine andere Strecke als die ursprünglich gebuchte, und zwar im Reisezeitraum bis zum 31. Dezember 2020.
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Auch die Condor ist bei Reisen bis einschließlich der Osterferien bei Änderungswünschen der Kunden kulant. Auch das wegen der Ansteckungsgefahr angeordnete Einreiseverbot für alle Nicht-EU-Bürger nach Deutschland betrifft den Betrieb am Airport in Fuhlsbüttel. So werden die eintreffenden Reisenden auch am Hamburger Flughafen kontrolliert. Es habe auch schon Einreiseverweigerungen gegeben, sagte eine Sprecherin der Bundespolizei.