Hamburg. Arabische Airline kürzt wegen Corona-Krise Angebot nach Fuhlsbüttel. Riesen-Airbus steht weltweit auf Abstellgleis.
Der A380 soll möglichst viele Menschen mit einem einzigen Flug befördern – und ist deshalb in der Corona-Krise angesichts der massiven Stornierungen und wenigen Reisenden das falsche Fluggerät. Die Folge: Immer mehr Airlines stellen das größte Passagierflugzeug der Welt aufs Abstellgleis. Am Montag teilte die französische Air France mit, ihre A380-Flotte im Zuge drastischer Kapazitätsverknappung um bis zu 90 Prozent für die nächsten zwei Monate komplett am Boden zu lassen.
Der Hamburger Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt erwartet daher ein schnelleres Abrücken der Fluggesellschaften von dem Riesen-Airbus. „Die Erfahrungen aus den letzten Großkrisen zeigen, dass diese schon häufig das Aus für bestimmte Flugzeugtypen bedeutete“, sagte Großbongardt dem Abendblatt. So habe die Lufthansa nach den Terroranschlägen von New York am 11. September 2001 beispielsweise Boeings Jumbo 747-200 erst temporär aus dem Verkehr gezogen und später – als auch noch die Sars-Pandemie hinzukam – gar nicht wieder weitergeflogen.
Lage bei der arabischen Fluglinie Emirates ist unklar
Die Fluggesellschaft will in den nächsten vier Wochen nur noch zehn Prozent der geplanten Langstreckenverbindungen durchführen und erwägt, alle seine 14 A380 temporär stillzulegen. Momentan gebe es noch keine Entscheidung dazu, so ein Lufthansa-Sprecher.
Andere Airlines sind laut des Branchenportals Aero weiter: China Southern lässt seine fünf A380 seit Anfang Februar am Boden. Die australische Fluglinie Qantas hat nur noch zwei von zwölf in Betrieb. Die südkoreanische Korean Air hat alle sechs Riesen-Airbusse aus dem Liniendienst genommen, der nationale Konkurrent Asiana Airlines einen Großteil seiner sechs Maschinen. Unklar ist die Lage bei der arabischen Fluglinie Emirates. Der weltweit größte A380-Kunde betreibt 115 Maschinen des Typs. Laut Medienberichten sollen zehn bis 20 Riesen-Airbusse geparkt sein. Auf Abendblatt-Anfrage äußerte sich das Unternehmen dazu nicht – zum Flugplan allerdings schon.
Angebot nach Deutschland wird reduziert
So wird Emirates von heute bis zum 30. April das Angebot nach Deutschland reduzieren. Nach Frankfurt und München wird von drei auf zwei tägliche Verbindungen gekürzt, nach Hamburg von zwei auf eine. In Fuhlsbüttel hebt dann täglich um 15.20 Uhr eine Maschine ab und landet um 0.50 Uhr in Dubai. Der zweite Start – abends in Fuhlsbüttel – fällt weg. Geflogen werde mit einer Boeing 777, sagte ein Sprecher dem Abendblatt. Emirates verzichtet also auf den A380 auf der Hamburg-Strecke – zumindest für den Rest des Winterflugplans. Ab 29. März gilt der Sommerflugplan. In dem soll der A380 eingesetzt werden. Allerdings sei die Situation „sehr dynamisch“, so der Sprecher.
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Generell dürften für den A380 – dessen Produktions-Aus für 2021 beschlossen ist – schwierige Zeiten anbrechen, erwartet Großbongardt: „Selbst wenn die Luftfahrt wieder anspringt, kriegt man die Dickschiffe nicht voll.“ Stattdessen setzen die Airlines lieber die 777 oder den Airbus A350 ein, die niedrigere Betriebskosten haben und schneller wieder in der Nähe der Profitabilität sind. „Dass für einen A380 in der neuen Luftfahrtwelt noch Platz ist, bezweifele ich.“