Berlin. Eine Viertelstunde lang stand am Montag die Wall Street still – wegen des Coronavirus. Wann kann der Börsenhandel ausgesetzt werden?

„Schwarzer Montag“ – dieser Begriff wurde von mehreren Analysten in den Mund genommen. Als „Schwarzer Montag“ ging 1987 der erste Börsencrash nach dem Zweiten Weltkrieg in die Geschichte ein, bei dem der Dow Jones um 22,61 Prozent einbrach.

So schlimm war es an diesem Montag nicht und doch dürfte die Sorge von Analysten und vor allem von Aktionären nicht unbegründet sein. Denn die sinkenden Ölpreise und das Corona-Virus sorgten am Montag für ein Börsenbeben. Unsere Redaktion beantwortet die wichtigsten Fragen:

Wie stark sind die Kurse gefallen?

Der deutsche Leitindex DAX büßte zum Handelsstart 7,4 Prozent ein, zwischenzeitlich fiel der Kurs um bis zu 8,5 Prozent. Zum Vergleich: In der Finanzkrise 2008/2009 lag der größte Kurssturz des DAX binnen eines Tages bei 7,07 Prozent.

Auch der Euro Stoxx 50, der Aktienindex der 50 größten börsennotierten Unternehmen im Euro-Währungsgebiet, ging zwischenzeitlich um 8,3 Prozent in die Knie.

Als die New Yorker Wall Street eröffnete, rauschte auch der Dow Jones in den Keller: Panikartige Verkäufe ließen den Dow Jones um 7,2 Prozent abrutschen.

Der Handel wurde daraufhin für 15 Minuten unterbrochen. Nach der Unterbrechung fiel der Dow Jones auf den tiefsten Stand seit Anfang 2019. Bereits in der vergangenen Woche hatte der Aktienindex fast elf Prozent verloren.

Auch in Brasilien wurde der Handel automatisch gestoppt, nachdem der dortige wichtigste Aktienindex Bovespa fast zehn Prozent verloren hatte.

So sollten sich deutsche Aktienanleger im Börsenbeben verhalten.

Wann wird der Börsenhandel unterbrochen?

Der Handel wird automatisch gestoppt, wenn der Aktienindex der 500 größten börsennotierten US-Unternehmen, der S&P 500, um über sieben Prozent sinkt. Dieser Mechanismus wurde nach der Finanzkrise im Jahr 2010 eingeführt, er soll extreme Kursverluste verhindern. Eine weitere Unterbrechung um 15 Minuten würde einsetzen, wenn der Kurs um 13 Prozent fällt. Wenn der Kurs um über 20 Prozent fällt, würde der Handel sogar für den gesamten Tag ausgesetzt werden.

Auch die deutsche Börse kann aufgrund starker Verluste automatisch unterbrochen werden. Bei DAX- und Euro Stoxx 50-Aktien würde eine Unterbrechung drei Minuten dauern, bei anderen Wertpapieren fünf Minuten.

Warum kann der Handel unterbrochen werden?

Die Unterbrechung soll zu einer kurzzeitigen Beruhigung der Finanzmärkte führen und Panikverkäufe stoppen. Anleger und Trader haben Zeit, sich einen Überblick über aktuelle Informationen zu verschaffen und werden zumindest kurzzeitig nicht von weiteren Panikverkäufen getrieben.

Ist das Coronavirus der alleinige Grund für die fallenden Kurse?

Nein, das Coronavirus und die damit getrübte Konjunktur haben zwar einen entscheidenden Anteil an den Kursstürzen, allerdings kommt noch ein zweiter Faktor hinzu: Am Montag stürzten die Ölpreise ab, nachdem sich die führenden Ölstaaten nicht auf eine Drosselung der Fördermenge verständigen konnten.

Sonst können sinkende Ölpreise Kurse zwar beflügeln (beispielsweise in der Industrie und bei Fluggesellschaften). Doch in diesem Fall verhält es sich anders. Denn der Ölpreis ist auch von der Nachfrage abhängig – und die ist aufgrund des Coronavirus derzeit gering. Der Ölpreis sank auf den tiefsten Stand seit 30 Jahren – ein solcher Kursabsturz beunruhigte wiederum die Börsen.

Die sinkenden Ölpreise führten wiederum zu starken Einbußen bei den Ölkonzernen. ExxonMobil büßte acht Prozent ein, die Chevron-Aktie sank um 9,4 Prozent. Für die Papiere des Ölkonzerns ConocoPhillips ging es um 25 Prozent steil abwärts. Occidental Petroleum brachen gar um 40 Prozent ein. Vom Ausverkauf erfasst wurden auch Dienstleister und Ausrüster der Öl- und Gasproduzenten: Die Aktien von Schlumberger und Halliburton büßten mehr als 30 Prozent ein.

Das Coronavirus sorgt seit Wochen für fallende Kurse. Die Große Koalition will nun helfen, der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) fordert eine internationale Reaktion der G20. Doch nicht alle Unternehmen leiden unter dem Virus – einige Branchen sind Gewinner der Epidemie. Andere, etwa Hotels, Caterer und Airlines, sind dagegen massiv von den Folgen des Virus betroffen. Wenn sich die Krise weiter zuspitzen sollte, tritt ein Drei-Stufen-Plan der Regierung in Kraft.

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