Hamburg. 28 Millionen Euro Schaden durch Verschiebung der Internorga. Düstere Prognose sieht die Zukunft der Branche in Gefahr.
Die Internorga in Hamburg, mit 1300 Ausstellern und 95.000 erwarteten Besuchern Europas größte Gastronomiemesse, zählt für Messebauer zu den wichtigen Umsatzbringern im Jahr. Entsprechend hart trifft es die Branche, dass die Hamburg Messe die Großveranstaltung wegen der Ansteckungsgefahr durch den Coronavirus am Dienstag auf einen unbestimmten Zeitpunkt verschoben hat. Auch die ITB in Berlin, die Leipziger Buchmesse und die Hannover Messe finden nicht wie geplant statt. „Es gibt kein Unternehmen in der Branche, das nicht betroffen ist“, sagt Gerd Wutzler.
Der Chef des Hamburger Messe-und Kongressspezialisten Step One und Vorstand im Fachverband FAMAB fürchtet eine Pleitewelle durch die immer größer werdende Zahl an Messeabsagen. „Wenn es noch zwei bis drei Monate so weitergeht, ist die Branche weg“, so Wutzler auf Anfrage des Abendblatts. In einem Brandbrief hat er jetzt Hamburgs Ersten Bürgermeister Peter Tschentscher um Unterstützung gebeten. „Wir versuchen alle Hebel in Bewegung zu setzen, um eine Heerschar von kleinen und mittelständischen Unternehmen vor der Insolvenz zu retten“, heißt es in dem Schreiben, das dem Abendblatt vorliegt. „Ohne die Hilfe der Politik wird uns das in diesem Fall nicht gelingen.“
Coronavirus: Verband fordert staatliche Hilfen
In einem Fünf-Punkte-Plan fordert der Verband staatliche Hilfen, unter anderem Zugang zu schneller Liquidität, unbürokratischen Zugang zur Kurzarbeit, Steuerentlastungen – und „weniger Panik und Aktionismus bei Entscheidungen“. Nach Schätzungen des FAMAB sind der Messebaubranche allein in den vergangenen zwei Wochen etwa 426 Millionen Euro Schaden durch die Absagen entstanden. Die Verschiebung der Internorga, die noch nicht in der Summe enthalten ist, schlägt demnach mit knapp 28 Millionen Euro für den Messebau zu Buche. Der Gesamtschaden inklusive aller Dienstleistungen erhöht die Summe sogar auf 67 Millionen Euro.
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Aufgrund der Vielzahl der Beteiligten, deren unterschiedlichsten Standpunkte und finanzieller Ausgangssituation sei davon auszugehen, dass eine schnelle und reibungslose Einigung über die entstandenen Kosten nicht immer möglich sein werde. „Es ist ein Trugschluss, wenn die Aussteller meinen, sie müssten die bereits platzierten Aufträge etwa bei einer Verschiebung nicht bezahlen, denn größtenteils sind Aufträge an Nachunternehmer nicht kostenfrei stornierbar.“ Die ersten Messebauer hätten Kurzarbeit und Zwangsurlaub angeordnet. Dazu kommt die große Unsicherheit über die weitere Entwicklung.
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Die nächste große Messe in Hamburg ist vom 31. März bis 2. April die Aircraft Interiors Expo, die weltgrößte Fachausstellung für Flugzeugkabinenausstattung. Veranstalter ist das britische Unternehmen Reed Exhibitions. Laut Internetseite soll die Ausstellung stattfinden. Eine Nachfrage des Abendblatt wurde nicht beantwortet. Flugzeugzulieferer Diehl teilte mit, eine Teilnahme sei weiter geplant. Bei Lufthansa Technik ist eine endgültige Entscheidung noch nicht gefallen.