Hamburg. Die Gastronomie-Messe soll nachgeholt werden. Dass die Veranstaltung nicht ganz abgesagt wird, hat vor allem zwei Gründe.

Die Hamburg Messe verschiebt die Internorga wegen der Coronavirus-Epidemie. Zuvor waren bereits in Berlin die Internationale Reisemesse ITB und in Leipzig die Buchmesse abgesagt worden.

Jetzt trifft es auch Hamburg: Europas größte Gastronomiemesse sollte eigentlich vom 13. bis 17. März in den Messehallen stattfinden. Doch jetzt wird nach einem neuen Termin zu einem späteren Zeitpunkt gesucht, in der Hoffnung, dass das Infektionsgeschehen bis dahin abgeflaut ist. Das teilte die Hamburg Messe und Con­gress GmbH (HMC) am Dienstag mit.

Coronavirus: Viele Internorga-Aussteller sagten schon vorher ab

Zuvor hatten die Veranstalter die mehr als 1300 internationalen Aussteller informiert, die in der kommenden Woche anreisen wollten – und zum Teil schon angereist sind. Man bedauere die Entscheidung, da man sich der Auswirkungen auf Planungen, Geschäftsverläufe und Kundenbeziehungen bewusst sei, hieß es. „Ihre Gesundheit als Aussteller, die der Besucher und nicht zuletzt unserer aller Mitarbeiter haben für uns höchste Priorität.“

Mit der Verschiebung folge man der Empfehlung des Krisenstabs der Bundesregierung, bei der Risikobewertung von Großveranstaltungen die Richtlinien des Robert-Koch-Instituts anzuwenden, heißt es in der öffentlichen Mitteilung. Darüber hinaus hätten bereits zahlreiche Aussteller ihre Teilnahme zurückgezogen. Von der Verschiebung sind auch sämtliche Konferenzen und Rahmenveranstaltungen im Zusammenhang mit der Internorga betroffen.

Um den Unternehmen und Besuchern „größtmögliche Planungssicherheit“ zu gewährleisten, werde man den neuen Termin zeitnah bekannt geben, sagte der Vorsitzender der Geschäftsführung der HMC, Bernd Aufderheide. „Wir werden die Internorga 2020 voraussichtlich im Sommer nachholen.“

Regressansprüche von Ausstellern befürchtet

Dass die Internorga nicht ganz abgesagt wird, hat vor allem zwei Gründe, wie das Abendblatt erfuhr. Zum einen ist sie nach der Schiffbaumesse SMM mit mehr als 95.000 Besuchern die zweitgrößte Veranstaltung der Hamburg Messe und damit ein wirtschaftlich bedeutendes Standbein. Zum anderen wird befürchtet, dass bei einer kompletten Absage durch den Veranstalter Regressansprüche von den Ausstellern gestellt werden könnten. Dieses rechtliche Risiko versucht die Messe mit der angekündigten Verschiebung zu vermeiden. Zudem hofft sie, dass ein Teil der fürs Jahr eingeplanten Einnahmen noch fließen wird.

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    Der Hotel- und Gaststättenverband Dehoga in Hamburg reagierte geschockt. „Wir haben aber Verständnis dafür dass sich die Messe in dieser völlig überhitzten öffentlichen Debatte um das Coronavirus so entschieden hat“, sagte Verbandspräsident Franz J. Klein. Die Verschiebung bedeute aber einen großen Schaden „mit noch nicht absehbaren Auswirkungen für die Hamburger Hotellerie und Gastronomie“.

    Hamburgs Hotels müssen sich auf viele Stornierungen einstellen

    Klein betonte, dass Hamburgs Hotels für die Messe weitestgehend ausgebucht seien und sich jetzt auf viele Stornierungen einstellen müssten. Dabei leide die gesamte Branche infolge des Coronavirus bereits unter vielen Absagen von Firmenveranstaltungen und kleineren Konferenzen. „Die ganze Entwicklung ist sehr bedauerlich.“

    Von einem „Schlag ins Kontor“, sprach Stephan von Bülow, Vorsitzender der Geschäftsführung der Eugen Block Holding. Das Hotel Grand Elysée sei für die Messe ausgebucht gewesen. „Zudem waren eine Reihe von weiteren Veranstaltungen im Zusammenhang mit der Internorga geplant. Jetzt wird alles abgesagt.“ Auf den Stornierungskosten bleibe man sitzen. „Das sind alles Stammgäste, die jedes Jahr zur Internorga kommen. Das können wir denen nicht in Rechnung stellen.“

    Mirco Wiegert, Geschäftsführer von Fritz Kola in Hamburg sagte: „Die Internorga ist für uns eine wichtige Messe, aber angesichts der aktuellen Situation, ist die Absage völlig richtig. Man weiß nicht, wie sich das noch entwickelt.“ Fritz Kola werde aber auf jeden Fall bereitstehen, wenn die Messe im Sommer nachgeholt wird. „Wenn die Internorga ruft, treten wir immer an. Wir sind sehr loyal“, sagte Wiegert.

    „Die Kosten bleiben, auch wenn die Veranstaltung abgesagt wird“

    „Der Schaden ist beträchtlich“, sagte der Hamburger Caterer und Restaurantbetreiber Jens Stacklies. Sei Gröninger Brauhaus sei gut gebucht gewesen, dazu verschiedene Veranstaltungen. „Über die Umsatzeinbrüche können wir noch gar nichts sagen. Wir können nur hoffen, dass sich die Lage schnell bessert.“

    Für Söntke Visser ist die Internorga sehr wichtig. „Sie ist die Leitmesse, um einmal im Jahr bestehende Partner zu treffen und neue zu gewinnen“, sagte der Geschäftsführer von Dalla Corte, dem Hamburger Hersteller professioneller Espressomaschinen. „Aber was bringt mir eine Messe, wenn angesichts der Corona-Lage niemand kommt?“ Teuer werde es dennoch. Er habe bereits die Messegesellschaft bezahlt und einen Messebauer beauftragt, den Stand herzustellen. „Die Kosten bleiben, auch wenn die Veranstaltung abgesagt wird.“ Deshalb sei eine Verschiebung in den Sommer ein guter Mittelweg und eine Entscheidung mit Augenmaß, sagte Visser.

    Die Internorga gilt als die europäische Leitmesse für die Gastroszene, bei der viele Geschäfte abgeschlossen werden. Zudem ist sie Schaubühne für Newcomer der Gastroszene.