Hamburg. Studie offenbart, dass Gründer hier besonders optimistisch sind und überdurchschnittlich viele Mitarbeiter einstellen möchten.
Immerhin 7,4 Prozent aller Start-ups in Deutschland haben ihren Sitz in Hamburg. Damit rangiert die Hansestadt hinter Berlin (16,1 Prozent) und der Metropolregion Rhein-Ruhr (14,3 Prozent) an dritter Stelle unter den Ballungsräumen der Bundesrepublik. Ganz vorn liegen die Hamburger Jungunternehmer jedoch, wenn es um die Zuversicht im Hinblick auf die Entwicklung ihrer Firma und um die Wachstumspläne geht: Drei Viertel der Entscheider und damit deutlich mehr als im bundesweiten Schnitt (zwei Drittel) rechnen mit einer Verbesserung im nächsten halben Jahr, zudem wollen die Gründer den Umsatz des abgelaufenen Geschäftsjahres (durchschnittlich 1,3 Millionen Euro) binnen drei Jahren verdreifachen, während man deutschlandweit eine Verdoppelung anpeilt.
Dies ergibt sich aus einer Studie, die vom Bundesverband Deutsche Start-ups, der Beratungsgesellschaft PwC und der Universität Duisburg-Essen erstellt wurde und dem Abendblatt exklusiv vorliegt. Bundesweit haben knapp 2000 Firmen an der Befragung teilgenommen, davon 141 aus Hamburg.
Thorsten Dzulko, Standortleiter von PwC in Hamburg, ist nicht erstaunt über die gute Stimmung der Start-ups hier, denn die Stadt biete einige sehr spezifische Vorteile: „Einer davon ist zum Beispiel die lange Kaufmanns-Tradition. Es gibt hier viele mittelständische oder familiengeführte Gesellschaften, die sehr unternehmerisch denken und sich als ,Business Angel‘ – vom Sparringspartner bis zum Investor – für Start-ups engagieren“, so Dzulko. „In Kombination mit den Initiativen der Stadt ist damit eine gute Basis für die Vernetzung von Start-ups und etablierten Unternehmen geschaffen.“
Viele Gründer arbeiten mit etablierten Firmen zusammen
Tatsächlich gehen die Gründer in Hamburg häufiger als im Bundesdurchschnitt Kooperationen mit etablierten Unternehmen (77 Prozent gegenüber 67 Prozent), aber auch mit anderen Start-ups (63 Prozent gegenüber 57 Prozent) ein. Der Zuversicht der Hamburger Gründer entsprechend sind auch ihre Personalausbaupläne optimistischer als beim bundesweiten Durchschnitt aller Neu-Unternehmer: Die Zahl der Beschäftigten soll in den kommenden zwölf Monaten um zehn (bundesweit: acht) steigen – von 15 auf 25 Personen.
Allerdings ist die Suche nach geeigneten Mitarbeitern mühsam: „Jeder Dritte bezeichnet den Zugang zu qualifiziertem Personal in Hamburg als schlecht“, sagt Dzulko. „Das liegt auch an den hohen Mieten, die für Hamburger doppelt problematisch sind: Zum einen ist es schwierig, bezahlbare Gewerbeimmobilien zu finden, wie vier von zehn Befragten sagen. Zum anderen schrecken hohe Mieten potenzielle Mitarbeiter ab.“
Insgesamt aber bewerten mehr als die Hälfte der Entscheider (54 Prozent) das Start-up-Ökosystem am Standort Hamburg als sehr gut oder gut. Damit liegt die Hansestadt hinter Berlin (75 Prozent), München (63 Prozent) und der Metropolregion Rhein-Ruhr (59 Prozent) zurück. Die besonderen Stärken Hamburgs hingegen liegen in der Nähe zu Universitäten und einem guten Netzwerk zu anderen Jungunternehmern.
Nur ein Drittel der Start-ups gehört zur Green Economy
Auch zu dem persönlichen Hintergrund der Gründer selbst finden sich Informationen in der Studie. So haben die Hamburger Jungunternehmer ihren Hochschulabschluss überdurchschnittlich häufig in einem wirtschaftswissenschaftlichen Fach (54 Prozent gegenüber bundesweit 39 Prozent) und erheblich seltener in einem mathematisch-naturwissenschaftlichen Fach (26 Prozent gegenüber 43 Prozent) erworben.
Rund die Hälfte der befragten Gründer ist offenbar zumindest mit einem Teil der in Hamburg regierenden Rot-Grün-Koalition zufrieden: Jeder Zweite würde die Grünen wählen (48 Prozent, Umfrage im Sommer 2019). Das sind fünf Prozentpunkte mehr als im bundesweiten Durchschnitt.
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Dennoch setzen die Hamburger Start-ups inhaltlich weniger auf grüne Themen, als das deutschlandweit der Fall ist: Nur 33 Prozent zählen sich zur „Green Economy“ (bundesweit 37 Prozent); lediglich 41 Prozent wollen mit ihrem Unternehmen eine positive gesellschaftliche oder ökologische Wirkung erzielen (bundesweit 51 Prozent).