Hamburg. Laut einer Studie reichen flache Hierarchien und ein attraktiver Standort nicht mehr aus, um Arbeitnehmer zu gewinnen.
Die Hamburger Gründerszene ist auf Wachstumskurs: Für 2018 rechnen Start-ups aus der Region im Durchschnitt mit einem Umsatzplus von neun Prozent. Das ist etwas mehr als im Bundesdurchschnitt (acht Prozent) bei den jungen, innovativen Unternehmen. Zudem planen viele Start-ups, Mitarbeiter einzustellen. Im Schnitt wollen sie ihre Belegschaft in diesem Jahr um sieben Prozent aufstocken. Doch das ist eine Herausforderung: 60 Prozent der Unternehmen haben teils erhebliche Schwierigkeiten, neue Mitarbeiter zu finden. Das zeigt die Studie „Start-up-Unternehmen in Deutschland 2018“ der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC, für die bundesweit 1000 Start-ups, darunter 62 aus dem Raum Hamburg, befragt wurden.
In Hamburg sind es auffällig häufig die Gehaltsvorstellungen möglicher neuer Mitarbeiter, an denen eine Einstellung letztlich scheitert. Während es bundesweit in gut einem Drittel (35 Prozent) der Fälle so ist, haben in Hamburg mehr als die Hälfte (51 Prozent) der Start-ups mit diesem Problem zu kämpfen. Erschwerend kommt ein Mangel an Fachkräften hinzu, wie 38 Prozent der Gründer bestätigen. Besonders hoch ist der Bedarf derzeit an Vertriebsspezialisten, IT-Sicherheitsexperten und Entwicklern – es sind Profile und Qualifikationen, nach denen auch etablierte Unternehmen Ausschau halten.
Mitarbeiter wollen bekannte Unternehmen
Genau das wird für viele Start-ups zum Problem: Rund ein Drittel (35 Prozent) gibt an, dass potenzielle Mitarbeiter sich eher für bekannte Unternehmen entscheiden. „Start-ups können sich bei der Rekrutierung nicht mehr allein auf den Standort und Stärken wie flache Hierarchien und persönlichen Gestaltungsspielraum verlassen. Um sich gegen etablierte Arbeitgeber durchzusetzen, müssen sie mittlerweile auch zunehmend konkurrenzfähige Gehälter zahlen“, sagt Thorsten Dzulko, Leiter des PwC-Standorts Hamburg.
Den Zugang zu finanziellen Mitteln in Hamburg bewerten 39 Prozent der Jungunternehmen als „sehr gut“ und 45 Prozent als „eher gut“. Entsprechend ist der Anteil der Unternehmen, die ausschließlich auf Eigenmittel setzen, mit acht Prozent gering. Die Mehrheit, 66 Prozent, wählt eine Mischfinanzierung, während 26 Prozent ihr Unternehmen allein aus Fremdmitteln finanzieren. 60 Prozent greifen auf einen klassischen Kredit zurück.
Rahmenbedingungen verbessern
Überdurchschnittlich viele Hamburger Gründer nutzen zudem sogenanntes Venture Capital von Unternehmen – mit 21 Prozent sind sie damit bundesweit an der Spitze, noch vor Stuttgart (20 Prozent) und Berlin (18 Prozent). „Corporate Venture Capital hat in der Hamburger Gründerszene deutlich an Bedeutung gewonnen“, sagt Niklas Wilke, von der PwC-Start-up-Initiative Next Level.
Grundsätzlich ist die Zufriedenheit mit dem Standort unter Start-ups sehr hoch. „Der Hamburger Senat hat entschieden, die Rahmenbedingungen für Existenzgründer zu verbessern. Unsere Studie zeigt, dass diese Initiative durchaus Früchte trägt“, sagt PwC-Hamburg-Chef Thorsten Dzulko.