Hamburg. Zinsen auf Erspartes gibt es kaum noch. Eine Alternative sind Aktien mit hoher Dividende – auch Hamburger Firmen sind interessant.

Aktionäre können sich in den kommenden Monaten über einen warmen Geldregen freuen. Auf knapp 50 Milliarden Euro prognostiziert die Deka-Bank die Ausschüttungen von deutschen Unternehmen in diesem Jahr. „Die durchschnittliche Dividendenrendite liegt bei rund drei Prozent“, sagt Joachim Schallmayer von der DekaBank.

Vor dem Hintergrund der historisch niedrigen Zinsen gewinnen Dividenden immer mehr an Bedeutung. „Sie spielen nicht nur für Privatanleger, sondern auch für Versicherungen und Pensionskassen eine große Rolle“, sagt Bernd Schimmer, Wertpapierstratege der Hamburger Sparkasse (Haspa).

Auch Staatsanleihen haben negative Rendite

Nicht nur auf dem Tagesgeldkonto gibt es keine Zinsen mehr, auch 90 Prozent der deutschen Staatsanleihen haben eine negative Rendite, die Anleger bezahlen also Geld dafür, dass sie dem Staat Geld leihen. Gute Aktien punkten dagegen mit regelmäßigen Ausschüttungen. Was müssen Anleger beachten? Welche Rendite ist möglich? Welche Aktien sind solide Dividendenpapiere? Gibt es Dividendenfonds?

Das Abendblatt sprach mit Experten und beantwortet die wichtigsten Fragen zur Dividendenanlage.

Was spricht für Dividenden?

Angesichts der historisch niedrigen Zinsen sind viele Aktien eine Alternative. Weder sichere Staatsanleihen noch Festgelder versprechen eine Rendite, die die aktuelle Inflationsrate ausgleichen können. Allein die 30 Titel im wichtigsten deutschen Börsenbarometer DAX haben im Schnitt eine Dividendenrendite von 2,6 Prozent.

Kurse schwanken stärker als Dividenden

Sie ergibt sich aus dem Dividendenbetrag und dem Kurs, zu dem das Wertpapier gekauft wurde. Gerade für Anleger, die die Kursschwankungen von Aktien fürchten, spielen Dividenden eine wichtige Rolle. Zwar sind die Dividenden der Unternehmen kein gleichwertiger Ersatz für festverzinste Geldanlagen mit einem Indus­triestaat als Schuldner, aber auch sie haben einen stabilisierenden Effekt auf ein Aktiendepot. Allianz Global Investors (AGI) hat anhand des Aktienindex MSCI Europe für den Zeitraum vom 1974 bis heute errechnet, dass die ausgeschütteten Dividenden im Durchschnitt pro Jahr 38 Prozent zur Gesamtrendite von Aktienanlagen beigesteuert haben.

„Da die Kurse langfristig deutlich stärker schwanken als die Dividenden, stabilisieren letztere das Anlagedepot“, sagt Jörg de Vries-Hippen, oberster Anlagestratege für europäische Aktien bei AGI.

Was brauche ich, wenn ich Dividenden kassieren will?

Voraussetzung ist ein Depot bei einer Bank, das je nach Anbieter Kosten verursachen kann. Anspruch auf die Dividende hat, wer das Papier am Tag der Hauptversammlung im Depot hat. Die Ausschüttung der Dividende erfolgt am dritten Werktag nach der Hauptversammlung.

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Was muss ich beachten, wenn ich ein Dividendendepot zusammenstelle?

„Wichtig ist eine Mischung aus verschiedenen Branchen“, sagt Dividenden­experte Christian W. Röhl. Die unterschiedliche Abhängigkeit von der Konjunktur kann Risiken ausgleichen. BASF oder die HHLA spüren einen Konjunkturabschwung deutlich früher und stärker als Aktien aus der Versicherungswirtschaft oder der Immobilienwirtschaft. „Vier bis fünf verschiedene Werte sollten es am Anfang mindestens im Depot sein“, rät Röhl. Auch Experte Schimmer rät, ein Dividendendepot über drei bis vier Branchen zu streuen. Seine Favoriten sind Versicherungen, Telekommunikation und Nahrungsmittel. „Allerdings muss man dabei über den deutschen Tellerrand hinaussehen, denn große börsennotierte Nahrungsmittelkonzerne gibt es bei uns nicht“, sagt Schimmer.

Welche Titel gehören zu den zuverlässigen Dividendenzahlern?

Die Allianz hat seit sechs Jahren die Dividende kontinuierlich erhöht und kommt auf eine Dividendenrendite von rund vier Prozent. Auch in diesem Jahr wird eine Ausschüttung von rund vier Prozent erwartet – pro Anteilsschein 9,40 Euro. Ein sehr zuverlässiger Dividendenzahler ist auch die Münchener Rück, die seit 25 Jahren die Ausschüttung nicht gesenkt hat. Die Dividendenrendite liegt bei 3,5 Prozent. Nahrungsmittelkonzerne wie Danone und Unilever bringen eine Dividendenrendite von drei Prozent. Auch die Deutsche Post ist ein guter Zahler. In diesem Jahr sollen 1,20 Euro ausgeschüttet werden, was einer Rendite von 3,6 Prozent entspricht. Hamburger Aktien wie die Deutsche Euroshop (Rendite 6,5 Prozent) und Jungheinrich (zwei Prozent) gehören ebenfalls dazu. All diese Aktien hat Experte Röhl nach vier strengen Kriterien wie Zuverlässigkeit der Ausschüttungen und Anhebungen der Dividenden gefiltert. Allerdings fließt die Kursentwicklung in der Vergangenheit nicht mit ein. Auf der Internetseite www.dividendenadel.de gibt es Listen mit zuverlässigen Dividendenzahlern aus Deutschland und der Eurozone.

Welche Risiken haben Dividenden?

Manche Experten sagen: Die Dividende ist der neue Zins. Doch Aktien können wegen der höheren Kursschwankungen kein direkter Ersatz für festverzinsliche Anleihen sein. „Auch eine hohe Dividendenrendite darf nie das einzige Argument für den Kauf einer Aktie sein“, sagt Schimmer. „Besonders vorsichtig müssen Anleger bei einer überdurchschnittlichen Dividendenrendite sein. Wenn die schon sieben oder acht Prozent bringt, kann das auf Probleme beim Geschäftsmodell des Unternehmens hindeuten.“

Denn das ist eine Rendite, die sich bei einer Aktienanlage normalerweise im langjährigen Durchschnitt aus Ausschüttung und Kurssteigerung zusammensetzt. Anleger sollten sich die langfristige Kursentwicklung genau anschauen. Kürzungen oder das Ausbleiben einer Dividende sind möglich – mit Auswirkungen auf die Kursentwicklung. Das zeigt das Beispiel des Autokonzerns Daimler. „Die Analysten hatten zwar schon mit einer Kürzung der Dividende um 50 Prozent gerechnet, es kam aber noch schlimmer“, sagt Schimmer. Statt erwarteter 1,58 Euro erhalten die Aktionäre jetzt nur eine Ausschüttung von 0,90 Euro.

Experte Röhl rechnet vor: „Wer sich 2018 bei Kursen um 60 Euro an 3,65 Euro Dividende (6 Prozent Rendite) berauscht hat, kriegt nur noch 0,90 Euro (1,5 Prozent Rendite aufs damalige Investment), während die Aktie binnen zwei Jahren ein Drittel des Wertes verloren hat.“

Wie kann ich noch von Dividenden profitieren?

Man muss aber nicht Aktionär werden, um mit Dividenden zu verdienen. Wem die Auswahl von Einzeltiteln zu kompliziert ist, der kann über Investmentfonds profitieren. Schimmer sieht dafür den Fonds Fidelity Global Dividend Fund als geeignet an. „Das Fondsmanagement investiert in Unternehmen, die ihre Dividende kontinuierlich erhöhen, die absolute Höhe der Ausschüttung ist also weniger entscheidend für die Auswahl.“ Die Ausschüttung des Fonds liegt bei drei Prozent. Auf Sicht von fünf Jahren liegt die durchschnittliche Wertentwicklung bei 7,60 Prozent.

Der Ausgabeaufschlag des Fonds beträgt allerdings 5,25 Prozent. Kostengünstiger sind sogenannte ETF-Fonds (Exchange Traded Funds). So bündelt etwa der ETF MSCI Europe Quality Dividend rund 60 europäische Unternehmen, die neben einer hohen Dividendenrendite auch andere Kennzahlen berücksichtigen. Experte Röhl hat seine Strategie in einem Zertifikat der Deutschen Bank gebündelt. Der Dividendenadel-Eurozone-Index enthält 25 dividendenstarke Titel, die Kosten des Zertifikats betragen jährlich 1,20 Prozent.

Was man über Dividenden wissen muss

Ein Teil des Gewinns einer Aktien­gesellschaft wird als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet.

Die Dividendenrendite ergibt sich aus der Division der Dividende durch den aktuellen Aktienkurs multipliziert mit 100. Sie gibt die Verzinsung des investierten Kapitals je Aktie in Prozent an. Es handelt sich hierbei allerdings – anders als bei den festverzinslichen Wertpapieren – nur um eine Momentaufnahme, da der Kurs, also der Preis der Aktien ständig schwankt. Die Dividende erhält, wer die Aktie am Tag der Hauptversammlung im Depot hat. Wie lange man vor der Hauptversammlung die Aktie besessen hat, spielt anders als bei einer Anleihe keine Rolle.

Ein Dividendenabschlag nach der Hauptversammlung entsteht, weil die Aktie ohne Anspruch auf die Dividende weniger wert ist. Rein theoretisch ist der Abschlag so hoch wie die Dividende. Wie lange es dauert, bis der Kursabschlag wieder aufgeholt ist, hängt vom Unternehmen und der Marktentwicklung ab.

Dividenden müssen auch versteuert werden. Wenn der jährliche Sparerfreibetrag von 801 Euro pro Person ausgeschöpft ist, behält die Bank 25 Prozent Abgeltungssteuer gleich ein. Hinzu kommen noch 5,5 Prozent Solidaritätszuschlag sowie die Kirchensteuer, wenn man Kirchenmitglied ist. Zusammen sind das in Hamburg maximal 28 Prozent von der Dividende