Hamburg. Exchange Traded Funds können bis zu elf Prozent Rendite erreichen. Experten erklären, wie Anleger jetzt noch einsteigen können.

Die Zinsen sinken immer weiter. Inzwischen liegt die durchschnittliche Verzinsung auf einem Tagesgeldkonto bei 0,05 Prozent, während die Inflationsrate zuletzt 1,1 Prozent betrug. Wer etwas ansparen will, kommt an riskanteren Anlagen am Aktienmarkt nicht vorbei. Eine Möglichkeit ist, monatlich oder vierteljährlich einen festen Betrag in einen Fonds mit vielen Aktien zu investieren, im Fachjargon ETF-Sparplan genannt.

ETF steht für Exchange Traded Funds, was auf Deutsch börsen­gehandelte Fonds heißt. Meistens bildet ein ETF einen Börsenindex ab, wie den deutschen Aktien­index DAX oder den US-amerikanischen Dow Jones. Welche Bank hat das beste Angebot? Welche Renditen sind realistisch? Welche Risiken bestehen? Für wen eignen sich solche Sparpläne? Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Was sind die Vorteile von ETF?

Schon mit vergleichsweise kleinen Beträgen können Anleger in einen großen Korb von Aktien investieren. Zudem sind ETF berechenbar und flexibel. Sie kosten oft nur einen Bruch­teil der Gebühren, die aktiv gemanagte Fonds verlangen, weil sie keinen Fondsmanager benötigen. Ihre Wertentwicklung ist nach­voll­zieh­bar: Sie steigen und fallen so wie der Index, den sie abbilden.

„Falls Anleger ihre Raten einmal nicht bedienen können oder plötzlich mehr Geld zur Verfügung haben, können sie die Zahlungen aussetzen oder erhöhen“, sagt Sara Zinnecker vom Verbraucherportal Finanztip zur Flexibilität solcher ETF. „In einer Notlage können die Wertpapiere aus dem Sparplan außerdem jederzeit verkauft werden“, so Zinnecker.

ETF Fonds und Sparpläne – die große Übersicht



Wer bietet solche Sparpläne an?

Bequem ist es, wenn man das bei seiner Hausbank tun kann. Doch die Hamburger Sparkasse (Haspa), die Hamburger Volksbank und die Sparda Bank Hamburg machen ihren Kunden bislang kein solches Angebot. Die Hamburger Volksbank plant, solche Sparpläne im Frühjahr einzuführen, sagt eine Banksprecherin. Auch bei der Haspa ist ein Angebot in Planung.

„Unabhängig davon können unsere Kunden schon jetzt mit überschaubaren Raten ab 25 Euro aus einer Vielzahl von Fonds wählen“, sagt Christiane Wichmann, Spezialistin für Kapitalanlagen bei der Haspa. „Diese können durch aktives Management bei der Wertentwicklung mit ETF-Sparplänen mithalten und diese auch übertreffen.“ Aus Sicht von Verbraucherschützerin Doris Kappes liegt es auf der Hand, warum manche Banken keine ETF-Sparpläne anbieten: „Sie verdienen an diesen kostengünstigen Fonds nicht genügend und verkaufen lieber Fonds mit Ausgabeaufschlag.“

Fündig werden Filialbankkunden in der Hansestadt bei Commerzbank, Deutscher Bank, HypoVereinsbank, Postbank und Targobank, wie eine Umfrage des Abendblatts zeigt. Daneben bieten die Direktbanken ein sehr umfangreiches Angebot an ETF-Sparplänen (siehe Grafik).

Was benötigen Anleger für einen solchen Sparplan?

Notwendig ist ein Depot. Ein Wechsel etwa zu einer Direktbank, ist etwas aufwendiger als eine Depoteröffnung bei der Hausbank, wo die Kundendaten schon bekannt sind. Das Depot kann online beantragt werden, indem einige Fragen zur Person, zu Risikobereitschaft und zu Erfahrungen mit Wertpapieren beantwortet werden müssen. Die Legitimation kann durch das sogenannte Post-Ident-Verfahren in einer Postfiliale erfolgen. Manche Anbieter bieten die Identitätsprüfung über einen Videoanruf eines Mitarbeiters der Direktbank an.
Alle Anbieter in der Tabelle verzichten bei ETF-Sparplänen auf Depotgebühren.

Welche Anbieter sind besonders günstig?

Unter den Filialbanken haben Deutsche Bank und Postbank günstige Angebote. Die Ausführung eines Sparplans über 25 Euro kostet weniger als einen Euro. Auch drei von fünf Direktbanken bewegen sich auf diesem Preisniveau. Teurer sind die Sparpläne bei der Commerzbank und der VW Bank mit Ausführungskosten von jeweils 2,63 Euro. Das sind immerhin mehr als fünf Prozent der Sparrate. Viele Anbieter haben auch ETF-Sparpläne ohne Ordergebühren im Angebot.

Aber meist sind diese Aktionen zeitlich befristet, man kann sich also nicht darauf verlassen, dass der einmal ausgewählte ETF über viele Jahre ohne Ordergebühren bleibt. „Das muss man überwachen, wenn man dauerhaft von diesen Vorteilen profitieren will“, sagt Doris Kappes von der Verbraucherzentrale Hamburg. Da es aber viele gleichartige ETF gibt, ist ein späterer Austausch nicht schwierig.

Bei den Direktbanken Comdirect und Consors gibt es das größte Angebot an ETF ohne Ordergebühren. Mit einer Mindestsparrate von nur 25 Euro können auch Studenten und Azubis in einen Sparplan einsteigen. Selbst wenn für die Sparplanausführung Kosten anfallen, gehören die beiden Institute zu den günstigsten im Konditionenvergleich. Das Problem bei Comdirect: Wegen der geplanten Übernahme durch die Commerzbank ist nicht klar, wie sich die Konditionen künftig entwickeln.

Welcher Aktienindex eignet sich für das Ansparen?

DAX oder Dow Jones sind bekannt, umfassen aber jeweils nur die 30 größten börsennotierten Unternehmen des jeweiligen Landes. Für einen Sparplan ist es besser, auf Aktienindizes zu setzen, die eine deutlich größere Aktienanzahl enthalten. Der MSCI World setzt sich aus mehr als 1600 Einzelunternehmen aus 23 Ländern zusammen. Gut 60 Prozent der Firmen stammen aus den USA.

Es handelt sich vor allem um große Konzerne wie Apple oder Exxon Mobil. Solche ETF sind der iShares Core MSCI, World UCITS ETF und Xtrackers MSCI World Index UCITS ETF. Ihre Kosten liegen bei rund 0,20 Prozent, während aktiv von einem Manager verwaltete Investmentfonds bis zu zwei Prozent kosten.

Wer es noch umfassender möchte, der kann ein ETF auf den MSCI All Country World auswählen. Der Index umfasst Aktien der 2750 größten Unternehmen aus 47 Ländern der Welt. Darunter sind mit einem Anteil von etwa elf Prozent auch Schwellenländer vertreten. Wegen der niedrigen Mindestsparraten können auch zwei oder drei ETF kombiniert werden. „Das kann sinnvoll sein, weil der MSCI World einen sehr großen Anteil von US-Unternehmen enthält“, sagt Kappes. Unter verschiedenen Europa-Indizes bietet der Stoxx Europe 600 die breiteste Streuung.

Der Aktienindex umfasst 600 Aktien aus 18 europäischen Ländern. Dieser Index wird abgebildet vom BNP Easy Stoxx Europe 600 Ucitis ETF oder dem Xtrackers Stoxx Europe 600 Ucitis ETF. Natürlich ist das Angebot an ETF noch viel umfassender. „Besonders stark steigt die Nachfrage bei ETF mit Nachhaltigkeitsaspekten“, sagt Ralf Horak von der HypoVereinsbank. Doch wichtig bleibt, in eine möglichst große Zahl von Aktien zu investieren. Anleger sollten zudem darauf achten, dass die Fonds die laufenden Erträge, also die Dividenden, gleich wieder investieren und nicht an die Anleger ausschütten. Im Fachjargon heißt das thesaurierender Fonds.

Für wen eignen sich ETF-Sparpläne?

Ein solcher Sparplan erfordert vom Anleger Geduld und Ausdauer. „Wir raten, nur Geld in einen solchen Sparplan anzulegen, das in den nächsten zehn, besser 15 Jahren nicht benötigt wird“, sagt Expertin Sara Zinnecker von Finanztip. Wer kurzfristig auf eine Anschaffung spart und das Geld zu einem bestimmten Zeitpunkt benötigt, für den ist ein solcher Sparplan wegen des Verlustrisikos eher nicht geeignet.

Welche Renditen sind zu erwarten?

Nach Angaben von Stiftung Warentest erzielten die besten ETF, die auf dem MSCI World basieren, in den vergangenen fünf Jahren eine Rendite von jährlich zwischen zehn und elf Prozent. Es gibt nur wenige aktiv gemanagte Fonds mit vergleichbarem Anlageuniversum, die deutlich über diesen Werten lagen. Der maximale Verlust eines ETF in diesem Zeitraum lag bei 13 Prozent. Allerdings kann es auch deutlich schlechter laufen. In der Vergangenheit betrugen die schlimmsten Einbrüche auf dem Weltaktienmarkt bis zu 60 Prozent. Auf lange Sicht wurden diese Verluste aber immer wieder aufgeholt.