Hamburg. Was tun mit dem Geld auf dem Konto? Vier Vorschläge für die Geldanlage im neuen Jahr – von sicher bis risikobewusst.

An Geld fehlt es vielen Menschen in Deutschland nicht. Rund 2,5 Billionen Euro haben sie bei Banken und in Sparstrümpfen gebunkert. Doch die Anlage des Barvermögens wird angesichts der niedrigen Zinsen immer schwieriger. Was also tun mit 50.000 Euro, die nach und nach von der Inflation – hierzulande zuletzt 1,4 Prozent – aufgefressen werden, wenn sie auf dem Girokonto liegen? Das Abendblatt sprach mit Experten und zeigt die Chancen und Risiken von vier Anlagevarianten auf.

Festgeld

Wer sein Geld ganz sicher anlegen will, hat nur wenige Möglichkeiten. Es gibt zwar ausländische Banken, die gern das Geld deutscher Sparer nehmen. Aber die Verbraucherzentrale Hamburg rät von solchen Anlagen ab. „Die Sparer wissen nicht, ob im Fall einer Pleite die Staaten für ihre Banken einstehen“, sagt Verbraucherschützerin Kerstin Becker-Ei­selen. Es sei besser, niedrigere Zinsen von Banken zu akzeptieren, die in Deutschland zumindest eine Niederlassung haben. Bei einer Anlage von 50.000 Euro kann das Geld auf mehrere Laufzeiten verteilt werden.

Die Empfehlungen beruhen auf dem Sparzinsvergleich der Verbraucherzentrale Hamburg. Für eine zweijährige Anlage gibt es bei der Bank 11 und der Renault Bank mit 0,70 Prozent pro Jahr die höchsten Zinsen. Bei Anlagezeiträumen von drei (0,90 Prozent) und vier Jahren (1,10 Prozent) führt ebenfalls die Bank 11 die Rangliste an. Wer die Anlage nicht per Internet abwickeln kann, der muss auf Ziraat Bank oder Deniz Bank ausweichen, die Filialen in Hamburg haben.


Wie hoch ist die Rendite?
Wer sein Geld gleichmäßig auf die drei Laufzeiten verteilt und bei der Bank 11 anlegt, hat Zinseinnahmen von rund 450 Euro im Jahr. Das entspricht einer Rendite von 0,90 Prozent. Die Geldanlage ist sehr sicher, aber unterm Strich verliert der Sparer an Kaufkraft, denn die Inflationsrate wird nach Expertenschätzungen auch in diesem Jahr bei 1,40 Prozent liegen.

Sofortrente

Wer im Alter Geld anlegt, will oft einen kontinuierlichen Ertrag erzielen. Das ist bei niedrigen Zinsen schwierig. Wer sich zudem um nichts weiter kümmern will, für den ist eine sofort beginnenden Rentenversicherung eine bequeme Anlage. Die Ratingagentur Morgen & Morgen hat für das Abendblatt die besten Tarife für eine solche Versicherung ermittelt (siehe Grafik). Dabei wurden nur Anbieter berücksichtigt, die im Unternehmensrating mit „ausgezeichnet“ oder „sehr gut“ abschneiden und die höchste Rentenzahlung im ersten Jahr bieten.

Nach der Transaktion des Geldes beginnt die Zahlung sofort. Vereinbart wurde eine dynamische Rente und eine Garantiezeit von zehn Jahren. Je nach Anbieter fließen im ersten Jahr pro Monat zwischen 168 Euro (R+V) und 160 Euro (WGV). Bis zum zehnten Jahr kann die Monatsrente auf bis zu 211 Euro (R+V) Euro steigen. Dass es so kommt, ist aber nicht sicher.

Tipps für die Geldanlage im neuen Jahr.
Tipps für die Geldanlage im neuen Jahr. © HA | Frank Hasse


Wie hoch ist die Rendite?
Das hängt davon ab, wie lange man lebt. Statistisch lebt eine heute 65 Jahre alte Frau noch 21 Jahre, ein gleichaltriger Mann noch 18 Jahre. Bezogen auf die erste Rentenzahlung (ohne künftige Erhöhungen) sind nach 18 Jahren von den 50.000 angelegten Euro erst 35.424 Euro ausgezahlt, bei jährlichen Erhöhungen natürlich etwas mehr. Nach 21 Jahren wurden an die Frau mindestens 41.328 Euro ausgezahlt. Nur wer sehr alt wird, kann von einer solchen Rentenversicherung profitieren.

Eine Alternative zur Rente ist ein sogenannter Bankauszahlplan. Wer bei der IKB Bank erst einmal nur 25.000 Euro in ein solches Produkt steckt, das zehn Jahre lang läuft und mit 0,70 Prozent verzinst wird, erhält monatlich 216 Euro. Nach zehn Jahren ist das Geld aufgezehrt. Bis dahin können die anderen 25.000 Euro etwa in eine Mischung aus Zinsanlagen und Aktien investiert werden. Doch mit Aktienanlagen lässt sich eine verlässliche jährliche Rendite nicht kalkulieren. „Mit dieser Unwägbarkeit tun sich viele sicherheitsorientierte Anleger schwer“, sagt Lutz Neumann von der Hamburger Sutor Bank. „Da aber mittelfristig mit einem Anstieg der Zinsen nicht zu rechnen ist, kommt kein Anleger an Aktien vorbei.“

Mischanlage mit Aktien

Das sieht auch Verbraucherschützerin Becker-Eiselen so. „Es ist die Frage, ob man 50.000 Euro wirklich nur in Zinsanlagen stecken muss“, sagt sie. „Wenn man das Geld in zwei oder drei Jahren wieder benötigt, bleibt keine andere Wahl.“ Aber bei einem längerem Anlagezeitraum „bietet sich eine Kombination von sicheren Zinsanlagen und risikoreicheren Aktienanlagen an“. Die Verbraucherschützerin rät dazu, einen Teil des Geldes in breit gestreute, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF) anzulegen. Ein ETF, das den Börsenindex MSCI World abbildet, enthält die gut 1600 größten Aktien der industrialisierten Welt.

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Wer noch umfassender anlegen will, bezieht Schwellenländer wie China, Brasilien oder Indien ein und setzt auf den Index MSCI All Countries World, der rund 2500 Aktien enthält. Je nach Risikobereitschaft des Anlegers kann der Aktienanteil von 25 bis 75 Prozent unterschiedlich hoch ausfallen. „Eine gute Orientierung für den Aktienanteil gibt die Basisregel 100 minus Lebensalter“, sagt Neumann. „Wer 20 Jahre alt ist, kann demnach 80 Prozent in Aktien investieren, wer 60 Jahre alt ist, sollte eine Aktienquote von 40 Prozent haben.“ Für die Zinsanlagen kann Festgeld oder Tagesgeld gewählt werden.


Wie hoch ist die Rendite?
In den vergangenen fünf Jahren lief es sehr gut für die weltweit anlegenden ETF. Sie erzielten pro Jahr eine Rendite von 14 Prozent. Das ist aber überdurchschnittlich viel, zeigt ein auf 30 Jahre angelegter Langfristvergleich der Stiftung Warentest. Demnach erzielt ein ausgewogenes Depot (50 Prozent Aktien, 50 Prozent Zinsanlagen) eine durchschnittliche Jahresrendite von 5,3 Prozent. Allerdings musste im schlechtesten Jahr auch ein Verlust von 18 Prozent verkraftet werden.

Depot mit dividendenstarken Aktien

50.000 Euro reichen auch aus, um ein Depot mit Einzelaktien aufzubauen. Für das Abendblatt hat der Börsenexperte Christian W. Röhl sieben dividendenstarke Titel zusammengestellt, darunter mit Shoppingcenter-Betreiber Deutsche Euroshop und Stromerzeuger Encavis zwei Hamburger Firmen. „Die meisten Titel haben sich seit mehr als zwei Jahrzehnten als solide Dividendenzahler erwiesen“, sagt Röhl, der bei der Zusammenstellung des Depots Wert auf eine breite Branchenstreuung und Internationalität gelegt hat. Er rät dazu, das Geld gleichmäßig auf alle sieben Werte zu verteilen. „Aber es darf natürlich nicht das einzige Geld sein, dass man zur Verfügung hat.“

Die höchsten Dividendenrenditen haben der Bergbaukonzern Rio Tinto (6,7 Prozent) und Euroshop (5,9 Prozent). An Siemens hat Röhl große Erwartungen: „Das Unternehmen hat bisher alles getan, um dem Kapitalmarkt zu gefallen, doch das hat sich im Kurs noch nicht widergespiegelt.“ Der Chiphersteller Intel sei im Vergleich zu anderen Technologiewerten günstig bewertet. Der verlässlichste Dividendenzahler im Depot ist Unilever. „Das Unternehmen hat die Dividende seit 25 Jahren nicht gesenkt, sondern in diesem Zeitraum Jahr für Jahr erhöht“, sagt Röhl. Und Pfizer sei einer der wenigen Pharmakonzerne, der hohe Dividenden und hohe Forschungsinvestitionen vereinen könne.


Wie hoch ist die Rendite?
Die Kursentwicklung der Aktien ist nicht vorauszusehen. Ziemlich sicher sind aber die Dividenden, die eine Rendite von rund vier Prozent bringen können. Bei 50.000 Euro sind das 2000 Euro im Jahr.