Hamburg. Der Streit über Ladungssicherungsarbeiten an den Containerterminals eskaliert. Die Gewerkschaft Ver.di ruft zum Protest auf.
Der Streit über das Geschäft mit der Ladungssicherung im Hamburger Hafen eskaliert. Am Freitag wurde eine Gruppe von sogenannten Laschern am Burchardkai daran gehindert, an Bord eines Schiffes zu gehen, um die Container zu lösen. Unter Lascharbeiten versteht man das Lösen und Festzurren von Ladung auf einem Schiff. Um Containerstapel an Deck zu sichern, müssen beispielsweise besondere Verankerungen gesetzt werden. Diese Arbeiten werden in Hamburg von speziellen Laschfirmen durchgeführt.
Der Kapitän der „Vera Rambow“, einem Feederschiff unter deutscher Flagge der Reederei Unifeeder, verweigerte einer zum Laschen am Burchardkai angetretenen Mannschaft von Hafenarbeitern den Zutritt zum Schiff. Stattdessen ließ er die Arbeiten zum Sichern der Ladung von seiner eigenen Mannschaft durchführen – auf ausdrückliche Anweisung seiner Reederei.
Ver.di wirft Reedern Tarifbruch vor
Seit Januar gilt nach einem internationalen Tarifvertrag zwischen dem maritimen Gewerkschaftsverband ITF und den Reedern die Regelung, dass solche Arbeiten nur noch von ausgebildeten Hafenarbeitern durchgeführt werden dürfen. Die Reeder haben vor allem auf kleinen Schiffen ihre Lascharbeiten bisher von den eigenen Besatzungen ausführen lassen. Mehrere Firmen, die mit kleineren Schiffen im Zulieferverkehr tätig sind, wollen das weiter so halten und verzichten auf den Einsatz von Laschern. Ver.di wirft diesen Tarifbruch vor.
Die Hafenarbeiter sind darüber erbost. Sie wollen heute vor dem Rathaus protestieren und eine Unterschriftenliste an die hafenpolitischen Sprecher der Bürgerschaftsfraktionen überreichen. Denen ist das Thema nicht fremd. Sie werden nämlich in der Bürgerschaftssitzung am Mittwoch darüber diskutieren.
Arbeitsschutzgesetz muss geändert werden
Initiator der Debatte ist SPD-Hafenexperte Joachim Seeler, der mit den Grünen den Senat dazu auffordern will, zu überprüfen, wie viele Schiffe sich nicht in Hamburg an die Tarifvereinbarung halten. SPD und Grüne sind sich einig, dass Laschen zur Hafenarbeit gehört. Auch die Linksfraktion ist dieser Auffassung. Ihr Hafenexperte Norbert Hackbusch stellt sogar einen Zusatzantrag, wonach die Arbeitsteilung in der Hafenverkehrsordnung festgeschrieben werden soll. Ähnliches hat der Konkurrenzhafen Antwerpen gemacht.
„Das funktioniert bloß nicht“, sagt Seeler. „Rechtlich hat ein solcher Zusatz in der Hafenverkehrsordnung nichts zu suchen. Dafür muss das Arbeitsschutzgesetz geändert werden, und das dauert“, so der SPD-Politiker. Um in dem Konflikt sofort zu helfen, will Seeler nun die Berufsgenossenschaft einschalten. Diese muss den Arbeits- und Gesundheitsschutz der Seeleute überwachen.
Gefährlicher Knochenjob an Bord
Dieser ist nach Meinung von Ver.di gefährdet, wenn die Schiffsbesatzung neben ihrem Aufgaben auf See auch noch das Verzurren und Lösen der Ladung übernehmen sollen. „Das ist ein Knochenjob“, sagt Matthias von Dombrowski, seit 20 Jahren Containerbrückenfahrer. „Die Seeleute müssen im Hamburger Hafen mehrmals ran, weil die kleinen Schiffe häufig zwischen den Containerterminals hin und her wechseln. Und das alles während ihrer eigentlichen Ruhezeit.“
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Die Reeder werfen Ver.di hingegen vor, die Lascharbeiten künstlich zu verteuern. „In vielen kleineren Häfen gibt es nicht einmal ausreichend Personal, um diese Arbeiten auszuführen“, sagt Alexander Geisler, Geschäftsführer des Zentralverbands Deutscher Schiffsmakler. „Viele Fragen sind ungeklärt.“