Hamburg. Auch Filiale in der Mönckebergstraße betroffen. Bundesweit 1150 Beschäftigte bekommen neuen Arbeitgeber – aber keine Jobgarantie.
Galeria Karstadt Kaufhof will im Sportgeschäft in Deutschland wachsen und übernimmt den Händler Sportscheck von der Hamburger Otto Group. Beide Parteien hätten einen entsprechenden Vertrag unterzeichnet, bestätigte der Hamburger Handels- und Dienstleistungskonzern am Mittwoch. Mit diesem Schritt gebe Otto SportScheck die beste Chance auf eine nachhaltige Perspektive. Stephan Fanderl, Chef der fusionierten Warenhauskette Galeria Karstadt Kaufhof, betonte, mit der Übernahme baue Karstadt Kaufhof seine Position im Wachstumsmarkt Sport erheblich aus. Der Verkauf muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Zum Kaufpreis machten die Unternehmen keine Angaben.
SportScheck hat in Deutschland 17 Standorte. Bundesweit sind 1150 Mitarbeiter bei dem Fachhändler beschäftigt, davon etwa 800 in den Filialen. Teil des Deals ist auch das Online-Geschäft, das 42 Prozent des Umsatzes ausmacht. Arbeitsplatzgarantien für die Beschäftigen gebe es nicht, sagte ein Otto-Konzernsprecher auf Abendblatt-Anfrage. In Hamburg ist SportScheck an der Mönckebergstraße vertreten. Das Geschäft mit einer Fläche von 3100 Quadratmetern auf vier Stockwerken war erst im Juni nach einem aufwendigen Umbau in Millionenhöhe wiedereröffnet worden. Dort arbeiten 35 Beschäftige teilweise seit vielen Jahren. Auch die Filiale von Karstadt Sports nur wenige Meter weiter ist gerade modernisiert worden. Angaben darüber, ob beide Geschäfte nebeneinander erhalten bleiben, gibt es noch nicht. Zur Stimmung in der Belegschaft sagte der Otto-Sprecher: „Es ist Wehmut dabei aber auch Entspannung, weil jetzt Klarheit herrscht.“
SportScheck schreibt seit acht Jahren rote Zahlen
SportScheck mit Sitz in Unterhaching bei München schreibt seit acht Jahren rote Zahlen. Zuletzt hatte der Sporthändler im Geschäftsjahr 2018/19 einen Umsatz von 280 Millionen erwirtschaftet, im Vergleich zum Vorjahr ein Minus von 2,3 Prozent. Insgesamt hätten sich die Verluste auf Summen in dreistelliger Millionenhöhe addiert, hieß es. Die Otto-Tochter hatte sich einen Restrukturierungsprozess verordnet, in Zuge dessen Standorte umgebaut und andere wie etwa in Braunschweig geschlossen wurden. Vor einigen Monaten zog der Konzern, der im vergangenen Geschäftsjahr seine Wachstumsziele verfehlt hatte, die Reißleine. Erste Spekulationen über einen bevorstehenden Verkauf an Galeria Karstadt Kaufhof wurden im September bekannt.
„Es wären sehr hohe Investitionen nötig gewesen, um in der bisherigen Konstellation die grundsätzlichen Voraussetzungen für eine Rückkehr in die Gewinnzone zu schaffen – ohne eine Gewähr dafür zu haben, dass dies angesichts des äußerst schwierigen Marktumfeldes auch wirklich gelingt“, sagte Sebastian Klauke, Mitglied des Otto-Konzern-Vorstands und Aufsichtsratsvorsitzender bei SportScheck, der die Mitarbeiter in der Zentrale in Unterhaching am Mittwochmorgen über den geplanten Verkauf informiert hatte. Die Otto Group wolle sich zukünftig über ihre Plattformen Otto und About You auf den Handel mit Sportartikeln konzentrieren.
Sportartikel – Branche mit starker Konkurrenz
In der Branche ist die Konkurrenz groß. Mit der Übernahme von SportScheck wird Galeria Karstadt Kaufhof zu einem branchenweit noch größeren Spieler in Deutschland. Das Unternehmen verfügt in den Innenstädten mit den Sportabteilungen in den Warenhäusern und den Karstadt-Sports-Filialen bereits über ein starkes Standbein. Erst kürzlich wurden neue Sporthäuser in Bonn, Frankfurt, Heidelberg, Wiesbaden und Lübeck eröffnet. Auch die französische Kette Decathlon drängt mit dem günstigen Eigenmarken-Sortiment auf den deutschen Markt. In Hamburg ist sie mit zwei Filialen in Wandsbek und Harburg vertreten. Anfang 2020 ist eine weitere Eröffnung in Langenhorn geplant. Dagegen hat der schwedische Sporthändler Stadium angekündigt, sich aus Deutschland zurückzuziehen. Die Umsatzerwartungen wurden nicht erfüllt. Schon zum Jahreswechsel sollen zwei von drei Filialen in Hamburg schließen, darunter die an der Mönckebergstraße.
Aktuell betreibt SportScheck 17 Filialen in Deutschland
Die Geschichte von SportScheck reicht bis in das Jahr 1946 zurück. Damals schneiderte Otto Scheck aus alten Militärbeständen eine erste Winterkollektion. Da warme Kleidung nach dem Krieg so wichtig wie rar war, fand Schecks Idee großen Anklang. 1988 übernahm der Hamburger Otto-Konzern Anteile von Sportscheck, 1991 erfolgte der vollständige Kauf. Die Firmenzentrale des Sportartikelhändlers ist in Unterhaching bei München. Insgesamt arbeiten rund 1150 Beschäftigte für das Unternehmen. Aktuell betreibt SportScheck 17 Filialen in Deutschland, davon eine in Hamburg – an der Mönckebergstraße. Auch online ist das Unternehmen aktiv. Dort werden 35.000 Artikel von rund 500 Marken angeboten.