Hamburg. Hamburg Airport will operative Kosten senken. Michael Eggenschwiler formuliert ein klares Ziel – wie das erreicht werden soll.

2018 war für den Hamburger Flughafen kein gutes Jahr. Am Himmel über Europa herrschte Chaos, es gab Tausende Flugausfälle und Verspätungen. Die Zahl der Passagiere in Fuhlsbüttel sank nach vier Rekordjahren in Folge um gut zwei Prozent auf 17,23 Millionen Menschen. Das hinterließ ebenso Spuren in der Bilanz wie in noch stärkerem Maß die kräftigen Investitionen, die der Flughafen in die Verbesserung seiner Infrastruktur vornahm. Erstmals seit 2013 sank das Ergebnis wieder unter die Marke von 40 Millionen Euro. 36,1 Millionen Euro wurden noch verdient, ein Minus von rund 22 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Nun will der Helmut-Schmidt-Flughafen gegensteuern. Unter dem Namen „HAM Flex“ hat er ein Modernisierungsprogramm aufgelegt. Dabei sollen sowohl die Erlöse gesteigert als auch die Kosten im zweistelligen Millionenbereich gesenkt werden. Das ergibt sich aus den Unterlagen einer öffentlichen Ausschreibung, die dem Abendblatt vorliegen. Denn Hamburg Airport suchte für das Vorhaben einen externen Partner und schrieb den Auftrag gemäß EU-Richtlinien öffentlich aus.

Hamburg Airport: Eggenschwiler bestätigt Projekt HAM Flex

Auf Anfrage bestätigte Flughafen-Chef Michael Eggenschwiler in einem kurzfristig angesetzten Telefoninterview am Mittwochmittag das Projekt HAM Flex. „Es ist ein normales Vorgehen, dass sich ein Unternehmen von Zeit zu Zeit die Abläufe ansieht und sie verbessern und schneller machen möchte“, sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung dem Abendblatt. Sowohl auf der technischen Seite als auch in der Luftfahrt sei vieles in Bewegung. Das Umfeld sei schwieriger geworden, auch weil das Passagierwachstum nicht mehr so stark wie früher sei, sagte Eggenschwiler: „Der Kostendruck bei den Airlines steigt und wird an die Flughäfen weitergereicht. Daher ist es ein guter Zeitpunkt, sich das Unternehmen mit dem Ziel anzusehen, die Kosten zu senken.“

Das könnte Sie auch interessieren:

Aber was ist nun eigentlich konkret geplant? HAM Flex besteht aus drei sogenannten Modulen. In Modul 1 sollen die Erlöse im Non-Aviation- und sonstigen nicht-regulierten Bereich gesteigert werden. „Wir schauen uns alles an, was nicht direkt den Flugbetrieb betrifft, zum Beispiel Mietflächen für Geschäfte oder Werbeflächen“, sagte Eggenschwiler zur Erläuterung: „Es ist aber auch das Erschließen völlig neuer Geschäftsfelder möglich.“ Ziel des Moduls ist die nachhaltige Steigerung der Erlöse um mehr als fünf Millionen Euro im Jahr. Wie das im Detail aussehen könnte, ist noch offen. Eggenschwiler: „Wir sind derzeit am Anfang des Prozesses, in einer Phase, in der wir uns die Karten legen. Konkrete Maßnahmen kann ich daher noch nicht nennen.“

Einen Personalabbau schließt Eggenschwiler aus

Modul 2 beinhaltet das eigentliche Sparprogramm und soll letztlich den Großteil zur Ergebnisverbesserung beitragen. „Die operativen Kosten sollen um mindestens fünf Prozent oder in absoluten Zahlen um mehr als zehn Millionen Euro dauerhaft sinken“, sagte Eggenschwiler. Dabei sollen alle Kosten bis auf einen Bereich unter die Lupe genommen werden. Beispielsweise solle geschaut werden, wie man die Rechnungen für Strom oder Reinigung senken könnte oder ob es im Einkauf Einsparpotenziale gebe.

Die Personalkosten nahm der Flughafen-Chef ausdrücklich von dieser Analyse aus, obwohl der Personalaufwand im Jahr 2018 allein für die Flughafen Hamburg GmbH im mittleren zweistelligen Millionenbereich lag. In der Flughafen Hamburg-Gruppe sind insgesamt rund 2100 Menschen beschäftigt. Auch würden keine Jobs gekappt, sagte Eggenschwiler: „Das ist kein Personalabbauprogramm. Wir streichen keine Stellen. Das sage ich ganz deutlich. Unser Ziel ist es, die gesamte Kosten- und Ertragsstruktur zu verbessern. Und das wollen wir mit dem derzeitigen Personalbestand erreichen. Das haben wir auch intern klar kommuniziert.“

Arbeitnehmervertreter bestätigten das auf Anfrage und gaben sich relativ gelassen. Natürlich brächten geplante Veränderungen immer Unruhe in ein Unternehmen, hieß es. Aber es gäbe die Zusage der Geschäftsführung, dass „keiner aus dem Nest fällt und keiner weniger bekommt“.

Geschätzt drei Millionen Euro bekommt Roland Berger

In Modul 3 geht es vor allem um einen Wandel der Unternehmenskultur. Neue Arbeitsweisen sollen entwickelt werden, um schneller Entscheidungen treffen zu können und die Arbeitszeit effizienter zu gestalten. Beispielsweise könnte der Teilnehmerkreis bei Konferenzen reduziert werden oder Telefonkonferenzen statt realer Meetings angesetzt werden. „Wir wollen im digitalen Zeitalter unsere Arbeitsplätze noch attraktiver gestalten, um die Mitarbeiter dauerhaft an uns zu binden“, sagte Eggenschwiler. Die Mitarbeiter werden aufgefordert, sich an dem Programm HAM Flex zu beteiligen und Ideen für Einsparpotenziale und Verbesserungsvorschläge einzureichen.

Mit dem Modul 3 beschäftigt sich der Airport bereits seit dem Frühjahr, während die beiden anderen Themen erst seit Kurzem behandelt werden. Als externer Partner ist seit Oktober die Unternehmensberatung Roland Berger an Bord. Sie erhielt in der öffentlichen Ausschreibung den Zuschlag für den Auftrag, der ein geschätztes Volumen von drei Millionen Euro zuzüglich Mehrwertsteuer hat.

Das Ergebnis soll sich 2021 signifikant verbessern

Welche Maßnahmen konkret getroffen werden, wird die Zukunft zeigen. Klar ist allerdings, dass HAM Flex auf das Ergebnis des laufenden Jahres keinen Effekt haben wird. Wie das Geschäftsjahr 2019 bisher laufe, wollte der Airport-Chef nicht sagen. Das werde bei der Bilanzvorlage im Frühjahr mitgeteilt.

Klar ist aber, dass der Airport auch in diesem Jahr die Infrastruktur kräftig erneuert. Beim auf fünf Jahre angelegten 120-Millionen-Euro-Projekt Vorfeldsanierung wurden der siebte und achte von zehn Bauabschnitten fertig. Parallel wurde der Bau des sogenannten Interimsterminals auf dem Vorfeld für rund 30 Millionen Euro vorangetrieben. Vor fünf Wochen kündigte Eggenschwiler allerdings an, dass die Inbetriebnahme sich um ein Jahr auf Frühjahr/Sommer 2021 verschiebe. Damals sagte er, dass das Budget dadurch um schätzungsweise zwei Millionen Euro entlastet werde.

Einen ersten positiven Effekt von HAM Flex erwartet Eggenschwiler mit der Bilanz für das kommende Jahr: „Das Ziel ist, bereits 2020 das Ergebnis verbessert zu haben. 2021 soll es dann einen deutlichen Ergebniseffekt geben, der sich auch in den Folgejahren zeigt.“