Hamburg. Was die Chefs im Jahr 2018 verdienten – und mit welchem Gehalt es Bürgermeister Tschentscher (SPD) nicht in die Top 20 geschafft hat.
Die Chefs der öffentlichen Unternehmen in Hamburg haben 2018 zum Teil deutlich weniger verdient als im Vorjahr. Wie aus dem aktuellen Vergütungsbericht des Senats hervorgeht, musste insbesondere Flughafen-Geschäftsführer Michael Eggenschwiler empfindliche Einbußen hinnehmen. Hatte er 2017 noch 500.633 Euro erhalten, waren es 2018 „nur“ noch 331.669 Euro – ein Drittel weniger.
Flughafen-Chef bekam weniger variables Gehalt
Zwar lag sein Festgehalt unverändert bei 265.000 Euro. Doch die variable Vergütung, die fast alle Vorstände und Geschäftsführer erhalten können, fiel extrem niedrig aus: Von den 245.000 Euro, die er maximal erhalten kann, bekam er nur 51.442 Euro – im Vorjahr waren es noch mehr als 220.000 Euro. Da die Bedingungen für solche Tantiemen nicht veröffentlicht werden, kann über die Gründe nur spekuliert werden.
Aus Unternehmenskreisen wird in dem Zusammenhang auf den rückläufigen Gewinn verwiesen. Im Geschäftsbericht des Flughafens heißt es, die Erwartungen seien „um 17,6 Prozent verfehlt“ worden. Denkbar ist ferner, dass der Rückgang der Passagierzahlen sowie die anhaltenden Probleme mit der Gepäckabfertigung und mit verspäteten Flügen Einfluss auf die variable Vergütung hatten.
Hamburger Chefs mussten Gehalt einbüßen
Spürbare Gehaltseinbußen gab es auch für Hochbahn-Chef Henrik Falk (minus 29.530 auf 346.217 Euro), den Chef der Projektgesellschaft ReGe, Dieter Peters (minus 14.350 auf 255.559 Euro), Christoph Lieben-Seutter als Chef der HamburgMusik gGmbH (minus 13.584 auf 260.504 Euro) und HVV-Chef Lutz Aigner (minus 11.493 auf 191.107 Euro) – was ebenfalls jeweils an der niedrigeren Tantieme lag. Zumindest im Fall von Elbphilharmonie-Intendant Lieben-Seutter überrascht das – schließlich brummt das Konzerthaus.
Das kräftigste Lohnplus konnte der Chef der Stadtreinigung, Rüdiger Siechau, verbuchen: Mit 288.979 Euro erhielt er 32.563 Euro mehr als im Vorjahr. Platz zwei und drei auf der Liste der Aufsteiger belegen Geschäftsführer relativ kleiner Gesellschaften: Karen Pein, Geschäftsführerin der Projektgesellschaft IBA Hamburg, legt um 23.500 Euro auf gut 150.637 Euro zu. Und Martin Mahn, Chef der Tu Tech Innovation GmbH, einer Tochter der Technischen Universität, konnte sich über ein Plus von 19.839 auf 166.443 Euro freuen.
Auch der Chef von Stromnetz Hamburg, Thomas Volk, hatte mit 15.365 Euro ein ordentliches Plus auf 278.180 Euro zu verzeichnen. Jens Meier, Chef der Hafenbehörde HPA, schaffte es sogar erstmals aufs Treppchen: Mit 348.697 Euro (plus 12.804) verdrängte er Eggenschwiler von Platz drei auf Platz sechs.
Anführerin der Liste bleibt gleich
Angeführt wird die Liste traditionell vom Hafenkonzern HHLA: Auch 2018 lag die Vorstandsvorsitzende Angela Titzrath mit einem Jahreseinkommen von 864.250 Euro (plus 9.772 Euro oder 1,1 Prozent) einsam an der Spitze der Unternehmen, die ganz oder mehrheitlich der Stadt gehören. Auf Platz zwei folgt wie in den Vorjahren UKE-Chef Burkhard Göke, dessen Einkommen mit 567.312 Euro nahezu unverändert blieb. Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), der rund 200.000 Euro im Jahr verdient, würde es auf der Liste nicht einmal in die Top-20 schaffen.
Die Zeiten, als der HHLA-Chef sogar die Millionen-Grenze knacken konnte, sind zwar vorbei. Indes: Würde die Vergütungsliste nicht nur die Vorstandschefs berücksichtigen, sondern alle Vorstandsmitglieder und Geschäftsführer, lägen nach wie vor die vier HHLA-Vorstände mit 684.000 bis 864.000 Euro auf den Plätzen eins bis vier. Im Senat wird das zwar schon seit Jahren kritisch gesehen, aber letztlich akzeptiert. Denn die HHLA, so heißt es, sei nunmal eine börsennotierte Aktiengesellschaft, die sich am internationalen Markt bewähren und daher auch die in der Branche üblichen Gehälter zahlen müsse.
HHLA-Vorstände verdienen deutlich mehr als Mitarbeiter
Auch eine andere, nicht sehr schmeichelhafte Statistik führt der Hafenkonzern an: In keinem anderen städtischen Unternehmen ist die Spreizung zwischen Chefgehältern und dem Einkommen der einfachen Mitarbeiter so groß. Obwohl HHLA-Mitarbeiter im Durchschnitt mit 86.631 Euro brutto im Jahr schon gut verdienen, kann ihre Vorstandschefin Titzrath auf das 10,55-Fache kommen – wobei hier das mögliche, nicht das tatsächliche Einkommen herangezogen wird. Gegenüber 2017 (1 : 10,68), als der Senat diese Werte erstmals ermitteln ließ, ist das Verhältnis zwar leicht besser geworden.
Aber dass die Einkommen in einem städtischen Unternehmen um mehr als das Zehnfache auseinanderklaffen, soll eigentlich verhindert werden – das war jedenfalls die Intention von SPD und Grünen in der Bürgerschaft, als die den Senat beauftragt hatten, die Einkommenspreizungen zu ermitteln und allzu große Ungerechtigkeiten zu beseitigen.
Auf Platz zwei dieser Kategorie liegt der Flughafen mit dem Faktor 1 : 8,83, gefolgt vom UKE mit 1 : 8,29 – auch diese beiden Werte haben sich leicht verbessert. Über alle Unternehmen betrachtet, ist die Spreizung der Einkommen von 1 : 3,93 im Jahr 2017 auf 1 : 3,83 in 2018 zurückgegangen – zur Freude von Finanzsenator Andreas Dressel (SPD): „Die Schere geht nicht weiter auf, sondern etwas zu“, sagte er kürzlich. „Wir sind auf dem richtigen Weg.“