Hamburg. Zunächst wollte der Professor zur Plenumswahl antreten. Als Kritik an der Personalie aufkam, ließ Vöpel die Pläne fallen.

Er ist einer der renommiertesten Ökonomen der Stadt, genießt hohes Ansehen in der lokalen Politik und Wirtschaft: der Direktor des Hamburger Wirtschaftsforschungsinstituts HWWI, Henning Vöpel. Da kann es nicht verwundern, dass auch einige Vertreter der Handelskammer der Meinung sind, Vöpels Expertise würde dem Plenum der wichtigsten Wirtschaftsvertretung der Stadt gut zu Gesicht stehen.

Vize-Präses André Mücke fragte nach Abendblatt-Informationen denn auch bei Vöpel an, ob dieser nicht Lust hätte, bei den Wahlen im Frühjahr 2020 für das Kammerplenum zu kandidieren. Vöpel winkte zunächst ab, ließ sich dann aber doch von Mücke überreden, als unabhängiger Kandidat anzutreten. Um alle Bedingungen für eine Kandidatur zu erfüllen, besorgte sich Vöpel nach eigenen Aussagen sogar einen Gewerbeschein. Damit könnte die Geschichte nun beendet sein. Ist sie aber nicht. Denn nachdem Kritiker von Vizepräses André Mücke von der Causa Vöpel erfuhren, lief in der Kammer intern das Smartphonenetz heiß.

Die Causa Vöpel sollte auf die Tagesordnung

Die Kritiker bemängelten, dass Vöpel als Direktor des HWWI mittelbar ein Angestellter der Handelskammer sei. Denn die Kammer ist einer der Hauptgesellschafter des Wirtschaftsforschungsinstituts. Deshalb wäre Vöpel aus ihrer Sicht als Plenumsmitglied befangen, könne sich zum Beispiel nicht kritisch mit der Arbeit der Hauptgeschäftsführung auseinandersetzen, deren Angestellter er ja quasi sei. Die Kritiker planten bereits die Causa Vöpel auf die Tagesordnung der Plenumssitzung am Donnerstagnachmittag zu setzen.

Ihr Angriffsziel wäre dabei weniger Vöpel als Vize-Präses Mücke gewesen, ohne den die Kandidatur des HWWI-Chefs schließlich gar nicht zustande gekommen wäre. Doch bevor die Plenumssitzung begann, kam Vöpel einem möglichen Scherbengericht zuvor. Der HWWI-Chef verzichtete auf eine Kandidatur. „Ich kandidiere NICHT“, schrieb er dem Abendblatt auf Anfrage. Ob damit Ruhe in der Handelskammer einkehrt? Kaum zu glauben.