Hamburg. IG-Metall-Studie: Norddeutsche Bundesländer schaffen überdurchschnittlich viele neue Stellen. Airbus ausschlaggebend.

Die Luftfahrtindustrie in Norddeutschland hat sich abermals als Jobmotor erwiesen: Von 2017 bis 2019 hat die Zahl der Beschäftigten dieser Branche in Hamburg, Niedersachsen, Bremen, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern um 11,1 Prozent auf 32.936 Personen zugenommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Befragung von Betriebsräten im Auftrag der IG Metall. Mit 16.453 Beschäftigten hat Hamburg den größten Anteil an der für Norddeutschland erhobenen Arbeitsplatzerhebung. Bundesweit gab es ein Plus von 8,2 Prozent auf 77.904 Mitarbeiter.

Grund der vergleichsweise starken Zunahme im Norden sei die gute Auftragslage in der zivilen Flugzeugproduktion, die die Branche in Norddeutschland prägt, hieß es von der Gewerkschaft. Das betrifft im wesentlichen Airbus und seine Zulieferer.

Betriebsräte erwarten abnehmende Auftragsentwicklung

Zwar liegt die Auslastung in den Betrieben den Angaben zufolge bei 97 Prozent. Doch mehr als 45 Prozent der befragten Betriebsräte erwarten für die Jahre bis 2021 eine abnehmende Auftragsentwicklung – und die Ingenieure in den Entwicklungsabteilungen seien nur zu etwa 25 Prozent ausgelastet. „Die Unternehmen dürfen sich nicht auf dem Auftragspolster ausruhen“, sagte Meinhard Geiken, Bezirksleiter der IG Metall Küste. „Sie müssen jetzt die Weichen für die Zukunft stellen.“

Von Airbus erwarte man, „die Entwicklung des Flugzeugs der Zukunft mit klimaneutralen Antrieben voranzutreiben.“ Das gebe auch den Zulieferern Planungssicherheit. „Airbus wäre nicht gut beraten, den ersten Schritt in Richtung auf neue Technologien für Kurz- und Mittelstreckenflugzeuge dem Konkurrenten Boeing zu überlassen“, so Geiken.

Immer mehr Leiharbeiter werden fest angestellt

Positiv bewertete er, dass immer mehr Leiharbeiter in feste Arbeitsverhältnisse übernommen werden. Der Anteil der Leihkräfte an den Belegschaften ging gegenüber 2017 von 15,8 Prozent auf 10,6 Prozent zurück. Fast 80 Prozent der neu eingestellten Mitarbeiter waren zuvor Leiharbeiter. Das sei auch auf tarifliche und betriebliche Regelungen zurückzuführen, sagte Geiken.

Er kritisierte aber die Bestrebungen von Unternehmen der Branche, Teile der Produktion ins Ausland zu verlagern. „In mehr als jedem vierten Betrieb wird nach unserer Befragung darüber nachgedacht“, sagte Geiken. „Das ist eine gefährliche Entwicklung für den Standort Deutschland. Dadurch ist schon in den vergangenen Jahren wichtiges Know-how verloren gegangen.“

So hatte der Airbus-Zulieferer Diehl vorgehabt, mehr als 500 Jobs in Hamburg abzubauen und große Teile der Produktion von Bordküchen und -toiletten nach Ungarn zu verlagern. In harten Verhandlungen habe man erreichen können, dass jetzt nur bis zu 240 Stellen gestrichen werden sollen, so Geiken.