Hamburg. Fund der Weltkriegsbombe in Schnelsen sorgte für Aufregung und kuriose Situationen. Flughafen geschlossen, Autobahn gesperrt.

Nach der Entschärfung einer Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg hat sich der Flugverkehr am Hamburger Flughafen weitgehend normalisiert. "Es ist schon wieder alles relativ normal", sagte eine Flughafensprecherin am Donnerstagmorgen in Hamburg. Am Mittwochabend war der Luftraum über Hamburg für drei Stunden gesperrt worden. Die Fluggesellschaften hatten deshalb 46 Flüge gestrichen – 19 Ankünfte und 27 Abflüge.

Die Entschärfung des gefährlichen Säurezünders gelang den Experten des Kampfmittelräumdienstes in Hamburg-Schnelsen kurz vor Mitternacht. Um 22.30 Uhr war damit eine stundenlange Hängepartie beendet: Nach einer Autobahn-Sperrung an der A7, dem kompletten Stillstand am Hamburger Flughafen und der Evakuierung von Wohnhäusern mit mehreren Hundert Menschen wurden alle Sicherheitsmaßnahmen langsam zurückgefahren. Die Experten vom Kampfmittelräumdienst der Hamburger Feuerwehr haben die 1000-Pfund-Weltkriegsbombe in Schnelsen unschädlich gemacht.

Wie Feuerwehrsprecher Martin Schneider dem Abendblatt sagte, sei um 22.30 Uhr der sogenannte Detonator im Zünder erfolgreich gesprengt worden. Und das war eine heikle Angelegenheit. Denn die Bombe hatte "umgekehrt" an der Wendlohstraße Höhe Sassenhoff im Boden gesteckt und musste erst minutiös untersucht werden.

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Hamburg Airport wegen Bombe geschlossen, Airbus A380 umgeleitet

Der Bereich war weiträumig abgesperrt worden. Der direkte Sperr-Radius, aus dem Bürger sich entfernen mussten, betrug 300 Meter. Darüber hinaus sollten Bewohner nicht auf die Straße gehen und sich nicht am Fenster aufhalten.

Auch der Luftraum über dem Flughafen Hamburg wurde gesperrt, wie der Airport am Abend mitteilte. Mehrere Maschinen im Anflug drehten Schleifen, wie auf flightradar24.com zu sehen war. Gegen 21 Uhr waren Maschinen aus Faro, München und Luxemburg von Eurowings und Lufthansa bereits auf andere Flughäfen umgeleitet worden. Es kamen viele weitere dazu.

Auch der Abend-Flug aus Dubai von Emirates mit dem Airbus A380 wurde nach Kopenhagen umgelenkt. Andere Flüge wurden ganz gestrichen. Der Emirates-Mega-Jumbo landete dann noch vor Mitternacht in Hamburg. Offenbar wurde die Maschine in kürzester Zeit geräumt und betankt. Auch das Boarding muss im Schnelldurchlauf geschehen sein, denn schon um 00.45 Uhr hob der A380 wieder in Richtung Dubai ab.

Die Alarmierung kam um 14.45 Uhr, wie ein Feuerwehrsprecher dem Abendblatt sagte. Die A7 im Bereich Schnelsen wurde voll gesperrt. Deshalb kam es zu Staus in Richtung Nord und Süd. Erschwerend kam eine Sperrung einer Elbtunnel-Röhre Richtung Norden hinzu. Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein wiesen bereits früh darauf hin, dass es Beeinträchtigungen im Busverkehr gibt. Dieselbe Meldung kam auch von der Hamburger Hochbahn.

Bombe in Schnelsen: Reaktionen bei Twitter

Anwohner sollen in Schule Hinter der Lieth

"Die Bombe steht auf dem Kopf, also mit der Spitze nach oben“, sagte ein Feuerwehrsprecher der Deutschen Presse-Agentur. Deshalb sei zunächst noch unklar, welche Art von Zünder sie habe und was das für die Entschärfung und mögliche Evakuierungen bedeute. Wie der Hamburger Feuerwehrsprecher Martin Schneider dem Abendblatt sagte, liege das nächste Haus rund 150 Meter vom Fundort entfernt. Am Abend kam die Bestätigung: Es ist ein Säurezünder. Da die Bombe bewegt wurde, musste sie entweder schnell entschärft oder vor Ort gesprengt werden. Mehrere aufgeregte Anwohner aus Niendorf meldeten sich auch beim Hamburger Abendblatt.

Für die Bewohner im nahen Umkreis des Fundortes hatte das Bezirksamt Eimsbüttel vorsorglich die Schule Hinter der Lieth in Lokstedt an der U-Bahn-Station Hagendeel als Ausweichquartier ins Auge gefasst.  Vermutlich waren rund 400 Hamburger davon betroffen, wie es hieß.

Bombenfund in Hamburg an Bauplatz für Feuerwache

Die Bombe liegt an der Stelle in der Nähe der Autobahn A7, an der eine neue Feuerwehrwache entstehen soll. Die Wache wird für den neuen Deckel über der A7 sowie den Tunnel darunter gebraucht.

Kurioses bei Twitter

Die Bombe in Schnelsen sowie die Sicherheitsvorkehrungen der Feuerwehr und der Polizei haben zu kurioser Kommunikation geführt, vor allem in den sozialen Medien. Auf Twitter "duellierten" sich Anwohner und die sonst sehr geduldige Hamburger Feuerwehr. Ein User wies darauf hin, dass man die Durchsagen nicht gut hören könne, weil Häuser in Schnelsen besonders gut schallisoliert seien. Die Feuerwehr bat den Mann, sich "luftschutzmäßig" zu verhalten und im Haus zu bleiben.