Hamburg/Bremen. Investor Georg Kofler wollte 500.000 Euro in die Vermittlung von Überführungsfahrten investieren. Bremer Gründer lehnten ab.
Von Hamburg nach Kiel für einen Euro? Das ist ein Preisversprechen, dass auch erfahrene Investoren aufhorchen lässt. Als Sven Gunkel und Okan Gürsel ihr Start-up FlipCar am Dienstagabend in der TV-Gründershow „Die Höhle der Löwen“ vorstellten, hatten sie sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit der nicht immer zahmen „Löwen“.
Der Clou: Per App werden sogenannte Rückführungsfahrten von Mietwagenfirmen an Privatleute vermittelt – für einen Euro pro Fahrt. Um ihr Unternehmen weiter auszubauen, wollten die Bremer Gründer einen 500.000-Euro-Deal einfädeln, boten dafür zehn Prozent der Firmenanteile – und einen symbolischen Euro. Zufall oder nicht, es war Medienunternehmer Georg Kofler, der die Münze fing. Und sich später als harter Verhandler herausstellte.
Anfang des Jahres startete das Unternehmen
Gunkel und Gürsel, beide 31 Jahre alt, hatten ihr Angebot erst Anfang des Jahres gestartet. Die Idee war entstanden, nachdem sie mitbekommen hatten, dass Autovermieter und Leasingfirmen ihre Flotten oft von einem zum anderen Ort fahren müssen. Dadurch fallen nach Schätzungen eine halbe Million Leerfahrten im Jahr an. In der Regel erledigen die teure Dienstleister. „Wir nutzen die Leerfahrten der Autovermieter“, erklärt das Duo. Eine Win-Win-Situation: Die Mietwagenfirmen sparen die Überführungskosten, Zeit und Planung, der Mieter fährt für eine Gebühr von einem Euro von Stadt zu Stadt. Die erste Tankfüllung ist sogar inklusive. Für die Vermittlung kassiert FlipCar eine Provision von 25 Euro.
Schon nach den ersten sechs Wochen konnten die pfiffigen Jungunternehmer 2000 Nutzer vermelden. Zudem hatten sie einen großen Autovermieter für ihre Idee begeistert. Trotzdem gab es keinen Deal in der Löwenhöhle. Zum Schluss war nur noch Medienunternehmer Kofler bereit, in das Start-up zu investieren. Das lag vor allem an der komplizierten Firmenstruktur, die einem Investor wenig Gestaltungsspielraume gelassen hätte. Kofler forderte dann auch deutlich mehr Firmenanteile. „30 Prozent oder nichts“, sagte er. „Das ist nicht verhandelbar.“ Gunkel und Gürsel lehnten das Angebot nach einer Bedenkzeit ab. „Das können wir nicht machen.“
FlipCar wächst und wächst
Auch ohne prominente Hilfe ist FlipCar in den vergangenen Monaten gewachsen. Die Bremer vermitteln nach eigenen Angaben inzwischen deutschlandweit Fahrten im dreistelligen Bereich pro Woche. Vier Leihwagenanbieter arbeiten mit dem Start-up nun zusammen. Mit zwei weiteren Vermietern sei man zudem in Gesprächen, so Gunkel zum Abendblatt. Dabei wird der Mietvertrag zwischen Nutzer und Autovermieter geschlossen, die in der Regel auch eine Versicherung anbieten.
Um die Qualität der Fahrer zu garantieren, setzen die Gründer die Technologie ihres Start-ups Drivo ein, das das Fahrverhalten der Mieter über das Smartphone trackt und analysiert. Fahrer, die während der Autoüberführung einen guten Fahrstil haben, sich an die Geschwindigkeit halten, keine großen Umwege fahren und pünktlich sind, bekommen einen „Flipcoin“. Hat man eine gewisse Anzahl an Coins, kann man bei der nächsten Fahrt ein Premium-Auto fahren, zum Beispiel einen Porsche. Im kommenden Jahr will FlipCar den Service europaweit anbieten. Zudem überlegen die Bremer ihr Modell auch auf Autohändler auszuweiten, die ebenfalls Überführungsfahrten durchführen müssen. Übrigens hat FlipCar der nicht zustande gekommene Deal keinesfalls geschadet. Seit der Aufzeichnung der Sendung im Sommer sei man „stark gewachsen“, so Gunkel.