Hamburg. Gänsebräter, Schokobrunnen, aufblasbare Rentiere – Hamburger Kaffeeröster zeigt, was er in den Wochen vor dem Fest verkaufen will.

Bis zum Fest sind es noch mehr als drei Monate, doch im Börsenclub der Hamburger Handelskammer weihnachtete es bereits am Donnerstag recht heftig: Blinkende Lichterketten, von innen beleuchtete Christbaumkugeln, man knabberte an Zimtsternen oder Dominosteinen – und hier und da erklangen Weihnachtshit-Klassiker. Der Kaffeeröster und Gebrauchsgüterhändler Tchibo gab dem Fachpublikum einen ersten Einblick in seine Weihnachtskollektion 2019.

„Insgesamt umfasst unser Weihnachtssortiment rund 900 Produkte“, sagt Helen Rad, die Tchibo-Sprecherin für den sogenannten Non-Food-Bereich – also all die Artikel, die keine Lebens- oder Genussmittel sind und die das Hamburger Unternehmen im Internet und in seinen derzeit etwa 620 Filialen in Deutschland anbietet. Zusammengefasst werden die Produkte in sogenannten Themenwelten, die wochenweise neu in den Handel kommen. Aktuell heißen sie etwa „Einfach mal raus“ (Outdoorkleidung und Accessoires) oder „Hallo Morgenland“ (Heimtextilien und Dekoartikel im Orientstil).

Lebensmittelhandel legt noch früher los

Weihnachtlich wird es in den Filialen dann ab Anfang November. „Das Weihnachtsgeschäft beginnt für uns genau zu der Zeit, wenn die Kunden beginnen, sich Gedanken über Geschenke und die Gestaltung des Festes zu machen“, sagt Rad.

Der Lebensmitteleinzelhandel und die großen Supermarkt- und Discounterketten sind da schon weiter. Die meisten haben Anfang September, einzelne bereits in der letzten Augustwoche, die Aktionsflächen in den Geschäften mit Lebkuchen, Dominosteinen, Spekulatius und Co. bestückt. „Dieser Zeitpunkt dafür hat sich nach und nach herausgebildet und ist schon Tradition. Die Kunden fragen vermehrt nach dem Gebäck nach“, sagt Christian Böttcher, der Sprecher des Bundesverbandes des Deutschen Lebensmittelhandels (BVLH).

Edeka orientiert sich an Verbraucherwünschen

Allerdings gibt es jedes Jahr auch Kritik an einem allzu frühen Start ins Weihnachtsgeschäft. In der Branche werden Lebkuchen und Spekulatius, die für gewöhnlich zuerst auftauchen, daher auch lieber als Herbstgebäck – nicht als Weihnachtsgebäck – bezeichnet.

„Unsere selbstständigen Kaufleute orientieren sich bei der Sortimentsgestaltung vor allem an den Wünschen der Verbraucher“, heißt es auch bei Edeka, dem größten Lebensmittelhändler in Deutschland. Entsprechend der Kundennachfrage böten viele Märkte erste Weihnachtsartikel wie Lebkuchen und Stollen bereits ab September an. „Ab Mitte Oktober wird das Sortiment dann um weitere Artikel wie etwa Schokoladenfiguren ergänzt“, sagt Edeka-Sprecher Gernot Kasel.

„Die Verkaufszahlen der Händler zeigen, dass die Nachfrage tatsächlich sehr hoch ist“, betont BVLH-Sprecher Böttcher. Angeboten werde das „Herbstgebäck“ in den Märkten zumeist auf den Aktionsflächen. „Dort präsentiert man für gewöhnlich etwas Besonderes, die Produkte, die im Verkauf gut funktionieren. Aber keine Ladenhüter. Jeder Händler wäre ein schlechter Kaufmann, wenn er das Gebäck jetzt nicht anbieten würde.“ Und wem es für Zimtsterne und schokoglasierte Herzen jetzt noch viel zu früh sei, der müsse ja nicht zugreifen.

Tchibo informiert sich früh über Trends

Bei Tchibo beginnt die Arbeit an einem Weihnachtssortiment mit 18 Monaten Vorlauf. „Wir informieren uns über Trends und definieren die Themen“, sagt Sprecherin Rad. Die konkrete Planung beginne dann etwa ein Jahr vor dem Verkaufsstart. „Die Produkte werden von uns entworfen und dann an die Hersteller vergeben.“

Der singende und blinkende Plüsch-Elchkopf wird etwa 25 Euro kosten.
Der singende und blinkende Plüsch-Elchkopf wird etwa 25 Euro kosten. © HA | Marcelo Hernandez

Den Anfang im Handel machen in der ersten Novemberwoche Backartikel wie Keksausstecher und Kuchenformen. Dann geht es Schlag auf Schlag und Woche für Woche in sechs Themenwelten weiter. Dekoartikel, Schmuck, Wäsche, Kleidung, Elektrogeräte wie Schokobrunnen, Popcornmaschine oder Zuckerwattebereiter, Geschenke oder Küchenausstattung für die Zubereitung des Festmahls. Der Bräter für die Weihnachtsgans und Adventskalender zählen zu den Klassikern im Sortiment. Neu in der Abteilung Deko: Ein überlebensgroßes, aufblasbares Rentier, in dessen Innerem eine Lichterkette installiert ist und das um die 70 Euro kosten wird.

Umsatz bei Non-Food ist rückläufig

Angaben über den Umsatz mit seinen Non-Food-Produkten macht Tchibo traditionell nicht. Kein Geheimnis ist aber, dass er rückläufig ist. Im vergangenen Jahr baute das Unternehmen seine Marktführerschaft im Kaffeebereich nach eigenen Angaben zwar aus, insgesamt aber ging der Umsatz auf 3,15 Milliarden Euro zurück. Die Gebrauchsartikelsparte schwächelt. Für den gesamten deutschen Einzelhandel gilt die Faustregel: Im November und Dezember, dem letzten Sechstel des Jahres, wird ein Fünftel des Gesamtumsatzes erzielt.

Auch mit Skurrilem und Gag-Artikeln. Bei Tchibo fällt in diese Kategorie ein Elchkopf als Wandschmuck. Die plüschige Stofftier-Trophäe ist mit einem Bewegungsmelder ausgestattet, der rot, grün und blau blinkende Lichter am Geweih in Betrieb setzt. Obendrein singt der Elch mit nervenstrapazierender Stimme „Merry Christmas“. Wer so was mag, muss etwa 25 Euro ausgeben.