Hamburg. Die Lage hat sich zugespitzt. Daher wurden die nächsten Verhandlungen auf kommende Woche vorverlegt.

Als die zentrale Kundgebung um kurz vor zwölf Uhr auf dem Harald-Stender-Platz vor dem Millerntorstadion begann, hatten viele Teilnehmer bereits mehrere Stunden lang gestreikt – einige von ihnen seit fünf Uhr morgens. Immer wieder skandierte die Menge: „Heute ist kein Arbeitstag – heute ist Streiktag“. Denn der Streik der Bäderland-Mitarbeiter dauerte den ganzen Tag – bis 24 Uhr.

Die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di hatte die mehr als 500 Beschäftigten in den 26 Hamburger Schwimmhallen und Freibädern zu dem ganztägigen Warnstreik aufgerufen. Rund 150 Mitarbeiter beteiligten sich laut ver.di an dem Streik und legten den Betrieb in den meisten Betrieben lahm. Drei Viertel der Hallen- und Freibäder blieben den ganzen Tag geschlossen. Nur sechs Bäderland-Einrichtungen konnten öffnen und das in drei Fällen auch nur stundenweise.

„Das ist der längste Streik in der Geschichte von Bäderland“, sagt Henry Claushen und klingt stolz. Er ist Mitglied der Ver.di-Verhandlungskommission und Schwimmmeister im Kaifu-Bad, wo sich am Morgen knapp 50 Mitarbeiter zum Streik versammelt hatten. Ver.di und Bäderland befinden sich momentan in Tarifverhandlungen zum Vergütungs- und Rahmentarifvertrag. Ver.di fordert für die Beschäftigten unter anderem eine monatliche Entgelterhöhung um 250 Euro und für alle Auszubildenden 100 Euro mehr sowie die Anhebung der Jahressonderzahlung auf 1200 Euro. Bäderland hat dagegen zwei Lohnsteigerungen um 3,0 und 2,5 Prozent binnen 27 Monaten angeboten.

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Bäderland-Angebot sei nicht branchenüblich

„Was die Arbeitgeberseite für eine „deutliche Bewegung“ zu ihrem letzten Vergütungsangebot hält, halten wir für Zeitlupentempo. Wer sich nicht bewegt, geht unter“, so ver.di Fachbereichsleiter Ole Borgard. Das Angebot sei nach wie vor weder leistungsgerecht, noch branchenüblich. „Die von Bäderland gezahlten Löhne und Gehälter gehören zu den niedrigsten der Branche“, so Verhandlungsführer Borgard und gab sich kämpferisch: „Die zweite Halbzeit hat gerade begonnen. Wir haben Kraft für die Verlängerung und das Elf-Meter-Schießen.“

Als erstes Einlenken bezeichnete er die Zusage von Bäderland, keine Streikbruch-Prämie zu zahlen. Beim letzten Streik hatte der Arbeitgeber den Mitarbeitern, die sich nicht am Streik beteiligten, 150 Euro gezahlt. Ver.di sah darin einen Angriff auf das Streikrecht. Bäderland sprach hingegen von einer „Sonderzahlung und Belohnung für diejenigen, die an den Streiktagen unter besonderer Belastung arbeiten mussten“, so Bäderland-Sprecher Michael Dietel. Angesichts der zugespitzten Lage wurde die nächste Verhandlungsrunde vom 29. Juli auf kommende Woche Dienstag vorverlegt. Im Hinblick auf diesen unmittelbar bevorstehenden Termin nannte Bäderland den Warnstreik am Freitag überzogen. „Wir haben ein deutliches Signal gesetzt, dass wir uns einigen wollen“, so Dietel. Der Streik sei eine harte Maßnahme und treffe besonders die Menschen, die in den Sommerferien in Hamburg seien und keinen Urlaub machten.

Bereits Anfang Juli hatte das Bäderland-Personal in mehreren Schwimmbädern gestreikt – damals nur halbtags.