Hamburg. Postbank und Hypovereinsbank erhöhen Preise deutlich. Wer wechselt, kann viel Geld sparen – das zeigt der große Abendblatt-Vergleich.
Vor drei Jahren ist die erste große Welle von Gebührenerhöhungen bei Girokonten durch die Bundesrepublik gerollt. Auch Banken in der Hansestadt wie die Hamburger Sparkasse (Haspa) oder die Sparda Bank Hamburg waren dabei. Jetzt kündigt sich eine neue Runde an. So wird die Deutsche Postbank die Kontopreise zum 1. Oktober um bis zu 26 Prozent erhöhen. Die Hypovereinsbank greift noch viel heftiger in die Tasche ihrer Kunden. Gleich um 69 Prozent wird das AktivKonto teurer. Die monatliche Pauschale steigt von 2,90 auf 4,90. Das PlusKonto verteuert sich auf um 25 Prozent auf 9,90 Euro. Experten rechnen mit weiter steigenden Preisen auch bei anderen Instituten.
„Banken und Sparkassen haben die Gebühren früher zum Teil zehn Jahre nicht angepasst“, sagt Oliver Mihm, Vorstandschef des Beratungsunternehmens Investors Marketing AG dem Abendblatt. „Jetzt sehen wir in der Finanzbranche, dass die Gebühren alle drei bis vier Jahre in Teilen angepasst werden.“ Weiter sinkende Zinserträge durch die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) in Frankfurt und die Suche nach anderen Ertragsquellen seien die Gründe dafür.
Nachdem sich Strafzinsen für Privatanleger kaum durchgesetzt haben, rücken wieder Gebührenerhöhungen in den Fokus der Geldinstitute. „Denn die Kostensteigerungen der Institute belaufen sich schnell auf vier Prozent pro Jahr“, sagt Mihm. Mit den Gebührensteigerungen könne allerdings nur ein kleiner Teil der sinkenden Erträge im Zinsgeschäft kompensiert werden.
Wer weitere Dienstleistungen bucht, erhält häufig Rabatte
Was auch die Gründe sind – für Bankkunden ist die Entwicklung ärgerlich. Wer auf der Suche nach einem neuen und möglichst günstigen Konto ist, muss noch mehr rechnen als bisher. „Die Vergleichbarkeit der Konten wird schwieriger, weil unterschiedliche Leistungen enthalten sind“, sagt Sigrid Herbst von der FMH-Finanzberatung.
Beim großen Girokontenvergleich des Abendblatts mussten die Institute zeigen, wie sich ihre zum Teil neuen Gebührenmodelle auf unterschiedliche Kundentypen auswirken. Von den Geldhäusern bereits angekündigte Preiserhöhungen wurden dabei berücksichtigt. Eine Bank, ein Preis – das gilt schon lange nicht mehr. Je nachdem welche Leistungen nachgefragt werden, eignen sich für die Verbraucher unterschiedliche Kontomodelle. Die meisten Institute haben mindestens drei verschiedene im Angebot. Manche bieten alle Leistungen zu einer Pauschale, andere berechnen jede Buchung extra. Zunehmend gibt es auch Rabatte, wenn noch andere Bankdienstleistungen nachgefragt werden – was im Vergleich allerdings nicht berücksichtigt wurde.
Nicht alle Geldinstitute wollten sich an der Umfrage beteiligen
Drei Beispielfälle sollen dabei die Orientierung erleichtern. Der erste Fall beschreibt einen Studenten, der seine Bankgeschäfte online erledigt, eine Kreditkarte beansprucht und gelegentlich seinen Dispo nutzt. Das zweite Beispiel wird anhand eines gut verdienenden Ehepaares berechnet, das Onlinebanking macht, aber auch die Filiale nutzt und dort noch zwölf Überweisungen im Jahr einreicht. Jeder Partner beansprucht eine Kreditkarte. Im dritten Fall wird eine Rentnerin beschrieben, die eine klassische Filialkundin ist, dort jeden zweiten Monat einen Überweisungsschein abgibt und einmal einen Dauerauftrag ändert. Sie benötigt nur eine EC-Karte – verzichtet also auf die Nutzung einer Kreditkarte.
Entsprechend diesen Beispielfällen sollten die Geldinstitute die Jahresgesamtkosten für die Konten berechnen. Nicht alle Geldinstitute wollten sich an der Umfrage beteiligen. So weit das möglich ist, wurden in diesen Fällen die Musterfälle anhand der Preisverzeichnisse berechnet.
Die Haspa verweist darauf, dass ihre Mehrwertkonten wegen der mehr 200 Zusatzleistungen, die weit über das Bankgeschäft hinausgehen, nicht mit anderen Konten vergleichbar sind. „Dabei geht es um Rabatte für Reisen, Veranstaltungstickets oder Shopping sowie Handy-Ersatz bei Diebstahl oder Taxi-Gutscheine“, sagt Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg. Rund 770.000 Haspa-Kunden nutzen diese Kontomodelle. „Wenn eine Familie mit zwei Kindern über den Joker Reisen im Wert von 2000 Euro bucht, einmal Hagenbeck besucht und fünfmal ins Cinemaxx-Kino geht, spart sie z. B. über den HaspaJoker comfort 168 Euro“, rechnet von Carlsburg vor. Das ist mehr als das Konto im Jahr kostet. „Außerdem verfügt die Haspa über das mit Abstand größte Filialnetz und die meisten Geldautomaten in der Metropolregion“, sagt von Carlsburg.
Mit Treuebonus zu günstigerem Konto
Bei der Sparkasse Holstein und der HypoVereinsbank können die Kunden ihre Kontogebühren reduzieren, wenn sie weitere Leistungen des Institut in Anspruch nehmen. „Der Kontopreis kann bei uns bis auf null Euro sinken“, sagt Rolf Horak von der HypoVereinsbank. Dazu müssen aber mindestens 75.000 Euro angelegt sein und fünf Produkte der Bank genutzt werden, wobei das Girokonto als ein Produkt zählt. Um 50 Prozent ermäßigt sich der Kontopreis bei einer Anlage von 25.000 Euro und der Nutzung von drei Produkten. Bei der Sparkasse Holstein müssen drei Produkte abgeschlossen werden, um mit dem Treuebonus einen günstigeren Kontopreis zu bekommen. Dazu zählen neben Krediten auch Versicherungen. „Ich halte von solchen Modellen nichts, denn sie verleiten dazu, Finanzprodukte zu erwerben, die man vielleicht gar nicht benötigt. Und wenn man sie nicht mehr nutzt, steigt der Preis wieder“, sagt Kerstin Föller von der Verbraucherzentrale Hamburg (vzhh).
Die günstigsten Girokonten für das Ehepaar gibt es bei den überregionalen Instituten bei Targobank (Jahrespreis 8,10 Euro), Postbank (15,50 Euro) und Commerzbank (19,50). Alle drei Anbieter sind sogar noch günstiger als die Direktbanken. Das liegt daran, dass aufgrund des hohen Geldeingangs keine Kontoführungsgebühren fällig werden. Je nach Kontomodell werden die Kosten durch Kreditkarte und beleghafte Überweisungen verursacht. Bei den regionalen Angeboten machen Hamburger Volksbank (83,40 Euro) und die Sparda Bank (89,00 Euro) die günstigsten Angebote für das Ehepaar. Die Hamburger Volksbank ist das einzige Institut im Test, das in seiner Vergleichsgruppe allen drei Musterkunden ein vergleichsweise günstiges Angebot unterbreiten kann.
Wunsch nach vielen Filialen reduziert Alternativen stark
Das günstigste Konto bekommt die Rentnerin bei der Commerzbank für neun Euro im Jahr. Da im Moment für Neukunden kein bestimmter monatlicher Geldeingang verlangt wird, kann sie von dem kostenlosen Konto, das eigentlich ein Online-Konto ist, profitieren. Lediglich die sechs beleghaften Überweisungen schlagen mit je 1,50 Euro zu Buche. Nur wenig teurer ist das Girokonto der Sparda Bank Hamburg mit Jahreskosten von 14,50 Euro. Allerdings hat das Institut nur 13 Filialen in Hamburg. Hohe Kontopreise für die Rentnerin werden zum Teil durch die beleghaften Überweisungen verursacht. „Rentner, die kein Onlinebanking nutzen, sind benachteiligt“, sagt Verbraucherschützerin Föller. „Wer ein engmaschiges Filialnetz wünscht, hat es auch schwer eine Alternative zu finden.“ Bei der Haspa müsste die Rentnerin rund 65 Euro im Jahr bezahlen, wenn sie die günstigste Kontovariante der Sparkasse nutzt.
Auch Direktbanken können für Rentner eine Alternative sein, wenn sie auf die Filiale verzichten. Die Direktbanken hatten im Vergleichstest die Wahl, ob sie für die Beispiel-Kunden, die auch eine Filiale nutzen, ein Angebot unterbreiten oder nicht. „Filiale geht bei uns natürlich nicht“, sagt Alexander Baumgart von der ING-DiBa, aber das kostenlose Girokonto stehe allen offen. „Alle Aufträge können auch telefonisch erteilt werden.“ Ein Konto bei einer Direktbank ist also auch ohne die Nutzung eines Computers möglich.
Nur wenige Kunden wechseln ihr Kreditinstitut
Studenten profitieren in der Regel von einer kostenlosen Kontoführung. Die jährlichen Kosten resultieren aus der Kreditkarte und der Überziehung des Kontos in vier Monaten, wobei die Dispozinsen nur einen Betrag von wenigen Euro ausmachen. Regionale Institute sind für den angehenden Akademiker eher teuer. Die günstigsten Angebote von weniger als fünf Euro im Jahr machen die drei Direktbanken und Commerzbank, HypoVereinsbank und Targobank. Auch Senioren mit einer schmalen Rente würden sich über eine solche Auswahl freuen.
Bisher haben die Kunden gelassen auf die Gebührenerhöhungen der Banken reagiert. „Finanzdienstleistungen sind ein Produkt, für das sich nur wenige Kunden wirklich interessieren“, sagt Bankenexperte Mihm. Pro Jahr verlassen lediglich drei Prozent der Verbraucher in Deutschland ihr Kreditinstitut. Das könnte sich aber bald ändern, erwartet Mihm: „Die Schmerzgrenze der Kunden ist häufig dann überschritten, wenn mehr als zwei Gebührenerhöhungen innerhalb von drei bis vier Jahren ohne wahrnehmbare Leistungsverbesserungen erfolgen.“