Kreis Segeberg. Bilanz: Die Sparkasse Südholstein kann im Jahr 2018 erneut ihr Betriebsergebnis steigern und bietet nun auch Kredite anderer Banken an.
Er war vor fünfeinhalb Jahren angetreten, die ins Schlingern geratene Sparkasse Südholstein zu sanieren. Offensichtlich ist das Vorstandschef Andreas Fohrmann gelungen. Denn zum fünften Mal in Folge hat das Kreditinstitut sein Betriebsergebnis steigern können, das im Jahr 2018 bei einer Bilanzsumme von 5,2 Milliarden Euro 38,4 Millionen Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet habe. Was einer Steigerung um 6,7 Prozent entspricht.
Von den Stützungsgeldern, die in der Krise mehr als 100 Millionen Euro ausmachten, seien nur noch 35 Millionen Euro übrig und würden problemlos zurückgezahlt. Mit noch 845 Mitarbeitern beschäftigt das Unternehmen rund 200 Mitarbeiter weniger als bei Fohrmanns Amtsantritt und 18 weniger als vor einem Jahr.
Die Zahl der Geschäftsstellen ist in diesem Zeitraum von 47 auf jetzt noch 28 beinahe halbiert worden. Zwölf davon befinden sich im Kreis Segeberg, elf im Kreis Pinneberg und vier in Neumünster, wo die Zentrale ist. Hinzu kommen 23 Standorte mit Geldautomaten. Weitere Filialschließungen seien nicht geplant, betonte Vorstandschef Fohrmann. Zuletzt waren 2017 acht Geschäftsstellen geschlossen worden.
Die meisten Kunden legen ihr Geld konservativ an
Denn obwohl inzwischen 84.000 der rund 140.000 Sparkassen-Kunden ihre Geldgeschäfte online abwickelten, steige der Bedarf an persönlicher Beratung, sagte der Sparkassen-Chef.. 60.000 Privatkunden und 14.000 Firmenkunden seien im abgelaufenen Jahr zu Fragen der Geldanlage, Altersvorsorge oder Immobilienfinanzierung beraten worden. Bei der Geldanlage legten die meisten Kunden ihr Geld konservativ, weitgehend risikofrei an, wundert sich Fohrmann. Denn die Kundeneinlagen seien um rund 200 Millionen Euro auf rund vier Milliarden Euro gestiegen, wobei das Wachstum fast ausschließlich auf Girokonten gelandet sei, für das es überhaupt keine Ertragszinsen gebe.
Das Wertpapiergeschäft sei zwar um 230 Millionen auf 900 Millionen Euro gestiegen. Aber nur jeder sechste Kunde lege sein Geld in Aktien oder Immobilienfonds an, obwohl der Kunde das Risiko dieser Anlage selbst ziemlich genau eingrenzen könne, erklärt Fohrmann. Diese aus seiner Sicht unnötige, allzu große Vorsicht der Deutschen werde sich wandeln, je länger die Niedrigzinsphase andauere, ist sich Andreas Fohrmann sicher.
Bei den Krediten von insgesamt 4,3 Milliarden Euro sorgten vor allem die Unternehmen und Selbstständigen aus der Region mit einem Plus von 175 Millionen Euro für das Wachstum, um eigene Investitionen und Betriebserweiterungen finanzieren zu können. Fohrmann: „Das ist die Hauptstütze für den wachsenden Zinsüberschuss.“ Allein das Kredit-Neugeschäft entspreche mit einem Volumen von 800 Millionen Euro „einer kleinen Bank“.
1,4 Milliarden Euro der vergebenen Kredite beträfen Haus- und Wohnungsfinanzierungen. Wobei die Sparkasse allmählich „eine Sättigung“ bei den Immobilienpreisen feststellen konnte. „Das Angebot an Immobilien geht zwar weiter zurück. Aber die Preise steigen langsamer.“
Wer jetzt eine Immobilie kaufen möchte, kann ein völlig neues Angebot bei der Sparkasse Südholstein wahrnehmen. So berate die Sparkasse seit Februar den Kunden „neutral und ehrlich“ über das vorhandene Angebot auf dem Markt, erklärt Fohrmann. Die Sparkasse arbeite dabei mit 100 Kreditinstituten und Finanzdienstleistern zusammen und gebe dem Kunden einen umfassenden Überblick darüber, welcher Kredit für ihn am günstigsten oder sinnvollsten sein könnte – mit allen Konditionen, Zinszahlungen, Abtrag oder Laufzeit. Wenn dann eine Privatbank, eine Genossenschaftsbank oder eine andere Sparkasse für den Kunden das bessere Angebot biete, vermittle die Sparkasse Südholstein ihm genau dies.
Die mobilen Filialen sind ein „vielversprechendes Modell“
In den ersten zwei Monaten hätten von 320 beratenen Kunden 40 den Kredit anschließend mit einer anderen Bank abgewickelt. „Mit diesem Angebot sind wir die erste Bank in unserem Geschäftsgebiet, die das anbietet“, sagt Vorstandschef Fohrmann stolz. Die Kunden gingen so zufriedener nach Hause. „Viele Kunden entscheiden sich – nachdem wir ihnen transparent den Vergleich mit anderen Anbietern dargelegt haben – aber auch bewusst für eine Finanzierung bei uns.“
Die mobilen Filialen, die mit einem gepanzerten Kleinbus einmal in der Woche in den Gemeinden Bornhöved, Geschendorf, Hartenholm und Henstedt-Rhen seit den Filialschließungen Ende 2017 angefahren werden, würden gut angenommen, freut sich Fohrmann. Die mobile Sparkasse sei „ein sehr vielversprechendes Modell“, für das einige Bürgermeister Schlange stünden.