Hamburg. Die Bank will in der Stadt nach Grundstücken für Wohnen auf kleinster Fläche suchen. Doch im Baurecht gibt es zahlreiche Hürden.

Das Bett auf dem Schrank, Sitzecke und Küche auf kleinstem Raum – und wenn die Toilette benutzt wird, sind Waschbecken und Dusche nicht mehr nutzbar.

Wer auf wenig Fläche leben will, muss sich einschränken. Dennoch stoßen sogenannte Tiny Houses (winzige Häuser) auf großes Interesse. Das haben auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall und die Sparda Bank Hamburg erfahren, als sie kürzlich ein solches Mini-Haus in Hamburg präsentierten.

„Insgesamt rund 300 Besucher haben das Haus besichtigt“, sagt Annkathrin Bernritter von Schwäbisch Hall. „Die Reaktionen waren durchweg positiv, viele waren begeistert.“

Mini-Häuser beherbergen modernste Technik

Mit einer Fläche von rund 25 Quadratmetern fällt das Tiny House des Herstellers Cabin One schon recht geräumig für diese Wohnart aus. Es verfügt über einen Wohn- und Schlafbereich, Badezimmer sowie Küche und besteht aus nachhaltigen Materialien.

Zusätzlich ist der langgestreckte Baukörper mit moderner Technik ausgestattet, die auf geringstem Raum für mehr Komfort, Sicherheit und Energieeffizienz sorgen soll, wie Karin Kaiser, Leiterin des Projekts bei der Bausparkasse Schwäbisch Hall sagt.

Sobald die Bewohner das Haus verlassen, verschließt sich die Haustür automatisch und die Alarmanlage wird aktiviert. Die Dachfenster schließen sich und die Heizung wird heruntergefahren. Morgens wird vor dem Aufstehen das Bad vorgeheizt und die passende Lichtfarbe regt den Organismus an.

Die moderne Technik unterstützt auch hilfebedürftige Menschen beim selbstständigen Wohnen: Wird in einem definierten Zeitrahmen die Toilette nicht benutzt oder der Kühlschrank nicht geöffnet, werden automatisch Angehörige oder Pflegekräfte benachrichtigt.

Architektur gibt Gefühl eines geräumigen Hauses

Die Sparda Bank Hamburg will die Mini-Häuser jetzt nach Hamburg holen. „Wir prüfen, ob es nicht geeignete Flächen gibt, auf denen sich mehrere dieser innovativen Häuser in einer kleinen Siedlung zusammenfassen lassen“, sagt Stephan Liesegang, Vorstand der Sparda Bank Hamburg.

Es sei faszinierend, sich beim Wohnen auf das Wesentliche zu konzentrieren und gleichzeitig von moderner Technik zu profitieren. So decken bei dem Objekt von Schwäbisch Hall Solarmodule bis zu 60 Prozent des Energiebedarfs.

Es gibt eine kleine Küchenzeile und einen Essbereich mit Fernseher.
Es gibt eine kleine Küchenzeile und einen Essbereich mit Fernseher. © Sparda Bank/Ulrich Perrey

Die Eingangstür lässt sich über das Smartphone verschließen und ein Luftgütesensor überwacht über dem Hochbett die Luftqualität und ist zugleich mit dem Dachfenster gekoppelt. „Das Architekturkonzept gibt dem Besucher das Gefühl, in einem geräumigen Haus zu sein“, sagt Bernritter. „Zum anderen erstaunt viele, wie sehr die Technik im Hintergrund arbeitet und wie weit die Szenarien denken, ohne dass man sich mit der Technik auseinandersetzen muss.“

Der Trend vom Tiny House kommt aus den USA und findet auch in Deutschland immer mehr Anhänger. Es gibt inzwischen rund zwei Dutzend Anbieter. Günstige Modelle kosten nach Angaben von Schwäbisch Hall von 40.000 Euro aufwärts. Nach oben existiert fast keine Grenze. Das in Hamburg ausgestellte Modell des Herstellers Cabin One kostet schon 100.000 Euro - allerdings ohne die technischen Extras.

Mini-Häuser gibt es auch auf Rädern

Auch bei Tchibo waren bereits rollende Mini-Häuser im Angebot. Die günstigste Version von der Schreinerei Heinz Diekmann aus dem nordrhein-westfälischen Hamm kostete hier 40.000 Euro und hatte aber auch nur zehn Quadratmeter Wohnfläche. Eigentlich sind die Mini-Häuser gut für einen schnellen Ortswechsel geeignet und können so mobile Erwerbstätige unterstützen. Das Tiny House wird verladen oder rollt selbst zum neuen Standort.

Geschlafen wird in einem Hochbett über dem Schrank.
Geschlafen wird in einem Hochbett über dem Schrank. © Sparda Bank/Ulrich Perrey

„Wer hierzulande erwägt, sich ein Tiny House anzuschaffen, verliert schnell seine Illusionen von Freiheit und Spontanität“, sagt Rechtsanwalt Holger Freitag vom Verband Privater Bauherren (VPB). Denn das Gesetz unterscheidet hierzulande klar zwischen Häusern und Fahrzeugen. Für beide gelten Auflagen. Hat ein Tiny House Räder und soll auf die Straße, gilt es als Wohnwagen und muss für den Straßenverkehr zugelassen sein. Bekommen die Besitzer die Zulassung, müssen die rollenden Häuser dann auch wie Wohnwagen angemeldet, versichert, versteuert und technisch kontrolliert werden. Steht das Minihaus hingegen längere Zeit auf einem Grundstück, muss es dort genehmigt werden wie jedes normale Wohnhaus.

Das gilt auch für Hamburg. „Auch Tiny Houses müssen die Anforderungen der Hamburgischen Bauordnung erfüllen“, sagt Barbara Ketelhut von der Stadtentwicklungsbehörde. Wenn man die vielen Bestimmungen darin berücksichtigt, kann es dann oft eine Auslegungssache sein, ob ein Mini-Haus genehmigt wird, denn es ist nun mal keine komplette Wohnung. Noch ein weiterer Aspekt spielt in Hamburg eine große Rolle: „Kommunen haben nach unserer Erfahrung ein starkes Interesse an einer möglichst intensiven Nutzung des ausgewiesenen Baulands“, sagt Freitag. „Das gilt besonders jetzt, wo Bauland knapp ist. Die besten Chancen, ein Mini-Haus aufzustellen, hat man hierzulande auf einem Freizeitgrundstück, das nicht für Dauerwohnraum vorgesehen ist.“

Im September wird das nächste Mini-Haus gezeigt

Das Unternehmen Rolling Tiny House aus Neumünster bietet nur rollende Varianten der Mini-Häuser ab 49.000 Euro an, die eine Straßenzulassung haben. Das rollende Haus hat eine Nutzlänge von 7,80 Metern, eine Breite von 2,55 Metern und eine Höhe von vier Metern. „Kleiner macht zum Dauerwohnen kaum Sinn, größer ist kaum noch auf der Straße bewegbar“, sagt Geschäftsführer Peter Pedersen in dem Blog www.kleinerleben.de.

Das nächste Mini-Haus kann in Hamburg vom 20. bis 22. September auf der Hamburger Immobilienmesse besichtigt werden. „Auch wir wollen damit auf kreative Formen des Wohnens aufmerksam machen“, sagt eine Sprecherin der Hamburger Volksbank.