Hamburg. Ver.di will höhere die Anerkennung des Tarifvertrages und damit höhere Löhne erstreiten. Welche Filialen betroffen sind.

Im festgefahrenen Tarifstreit mit Galeria Karstadt Kaufhof erhöht die Gewerkschaft Ver.di in der Hansestadt den Druck. Bereits zum dritten Mal kam es am Freitag zu einem ganztägigen Warnstreik, von dem fast alle Hamburger Filialen des Warenhauskonzerns betroffen waren. Zudem fand auf der Mönckebergstraße eine Demonstration statt, an der nach Angaben der Gewerkschaft rund 500 Mitarbeiter teilnahmen – etwa 200 mehr als beim vorherigen Warnstreik Ende Mai.

„Wir erhöhen die Schlagzahl“, sagte Heike Lattekamp, Verhandlungsführerin bei Ver.di. „Die Arbeitgeberseite wird bald mit einem Gesprächsangebot auf uns zukommen. So machen wir deutlich, was wir erwarten.“ Und das sei eine einheitliche Bezahlung nach dem Flächentarifvertrag für alle.

Karstadt Sports seit 2013 ohne Tarifbindung

Im Moment ist die Situation der Beschäftigten nämlich sehr unterschiedlich. Karstadts Warenhäuser haben mit ihren Mitarbeitern einen so genannten Zukunftstarifvertrag, der 2021 ausläuft und wieder in dem Flächentarif münden soll. Die Beschäftigten von Karstadt Sports sind seit 2013 ohne Tarifbindung und haben seitdem keine Lohnerhöhungen mehr erhalten. „Sie verdienen fast 14 Prozent weniger als der Tarif des Einzelhandels es vorsieht“, so Lattekamp.

Galeria Kaufhof ist erst mit der Fusion 2018 aus der Tarifbindung ausgestiegen und Ver.di fordert die Rückkehr. Die Gewerkschaft befürchtet, dass der Arbeitgeber die unterschiedliche Lage dazu nutzen könnte, um die Bereiche gegeneinander auszuspielen. „René Benko will einen Segment-Tarifvertrag“, sagte Lattekamp mit Blick auf den österreichischen Eigentümer der Signa Gruppe, zu der Galeria Karstadt Kaufhof gehört.

Auch Mitarbeiter der Feinkostabteilung demonstrieren

„So könnte Benko sagen, dass man den Kaufhof-Beschäftigten künftig weniger bezahlt, was den Karstadt-Mitarbeitern zugute kommen würde. Aber das machen wir nicht mit, wir wollen existenzsichernde Löhne für alle“, so Lattekamp. Als Symbol der Geschlossenheit bildeten die Streikenden eine mit einem Tau verbundene Menschenkette, die vom Karstadt-Warenhaus an der Mönckebergstraße bis zu den Häusern von Karstadt Sports und Galeria Kaufhof zog. Mit dabei waren auch Beschäftigte von Karstadt Feinkost und dem Karstadt Facility Management. „Seit dieser Woche ist endgültig klar, dass alle zusammengehören“, sagte Lattekamp.

Damit bezog sie sich auf den Ausstieg des früheren Kaufhof-Eigentümers, des kanadischen Einzelhandelskonzerns Hudson’s Bay Company (HBC), der bisher mit 49,9 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen beteiligt war. HBC hatte Anfang der Woche den Verkauf seiner Anteile an Benko angekündigt.

Karstadt: Alle Filialen pünktlich geöffnet

Laut Karstadt hatte der Warnstreik keine größeren Auswirkungen: „Alle Filialen sind pünktlich geöffnet worden. Wir konnten unseren Kunden mit wenigen kleinen Einschränkungen den gewohnten Service bieten.“

Zudem gab Karstadt am Freitag bekannt, die Lebensmittelabteilungen bald wieder in Eigenregie führen zu wollen. Der bislang an der Karstadt Feinkost GmbH beteiligte Lebensmittelhändler Rewe steigt aus und verkauft seine Beteiligung von 25,1 Prozent an den Warenhauskonzern. Karstadt erwartet dadurch mehr Spielraum für den weiteren Ausbau des Lebensmittel-Bereichs.