Hamburg. Stellenabbau und Lohnkürzungen – der Unmut bei den Beschäftigten der Warenhäuser wächst und macht sich jetzt auf der Straße Luft.

Seit Monaten verhandeln Arbeitgeber und Betriebsräte der Warenhausgruppe Galeria Karstadt und Kaufhof über mehr Gehalt. Zählbares gibt es bisher nicht. In Hamburg hat die Gewerkschaft Ver.di die Auseinandersetzung am Freitag mit einem zweiten Warnstreik innerhalb weniger Wochen angeheizt. „Um die Gespräche in die richtigen Bahnen zu lenken, muss der Druck von der Straße wachsen“, sagte Verhandlungsführerin Heike Lattekamp. „Deshalb stehen wir heute hier.“

Rund 300 von 500 aufgerufenen Beschäftigten demonstrierten am Freitagmittag auf der Mönckebergstraße. Sie fordern die sofortige volle Bindung an die Flächentarifverträge und „existenzsichernde Gehälter“. Vor Ort waren Mitarbeiter der Karstadt-Warenhäuser Wandsbek, Bergedorf und Eimsbüttel, des Tochterunternehmens Karstadt Sport sowie Beschäftigte von Galeria Kaufhof von der Mönckebergstraße und aus dem Alstertal-Einkaufszentrum. Die Beschäftigten von Karstadt an der Mönckebergstraße streikten nicht.

„Aber auch so bekommen die Häuser die Auswirkungen des Warnstreiks deutlich zu spüren“, sagte Lattekamp. „In Eimsbüttel sind gerade einmal zwei Kollegen bei der Arbeit. Der Rest steht heute hier.“ Mit Trillerpfeifen, Warnwesten, Luftballons und Plakaten zeigten die Beschäftigten ihren Unmut. Dabei ist die Ausgangslage der einzelnen Angestellten sehr unterschiedlich: 2013 ist Karstadt aus der Tarifbindung ausgeschieden. Während für die rund 80 Warenhäuser aber seit 2017 ein Zukunftstarifvertrag gilt, der die vollständige Rückkehr in die Tarifbindung spätestens im Jahre 2021 vorsieht, gibt es für die Beschäftigten bei Karstadt Sport keine Regelung.

Kaufhof: Jeder fünfte Arbeitsplatz vor dem Aus

Seit 2013 haben sie keine Tariferhöhung erhalten. Ver.di fordert die Rückkehr in den Flächentarifvertrag. „Die Lücke zum Flächentarifvertrag beträgt fast 14 Prozent. Die Kollegen haben jeden Monat rund 330 Euro weniger im Portemonnaie als tarifgebundene im Einzelhandel“, sagte Lattekamp.

Existenzsorgen machen sich vor allem die Kaufhof-Mitarbeiter. Seit der Übernahme der Warenhäuser durch die Karstadt-Eigentümer, die österreichische Signa Holding – Ende 2018 ist auch Kaufhof aus der Tarifbindung ausgestiegen. Zwar werden dort noch alle Mitarbeiter nach dem alten Tarif bezahlt, dafür kommt es aber zu Stellenstreichungen. Rund 2600 Vollzeitstellen sollen abgebaut werden, also fast jeder fünfte der gut 14.000 Arbeitsplätze bei Galeria Kaufhof steht vor dem Aus.

Nach dem Vorbild Karstadt werden auch bei Kaufhof die Beschäftigen umgruppiert: in Verkäufer, Kassierer und Warenverräumer – mit unterschiedlicher Bezahlung. „Warenverräumer werden dann nur noch nach gewerblichem Tarif entlohnt“, sagte Lars Ohlrog, Betriebsrat bei Kaufhof im AEZ Poppenbüttel. Die Gespräche werden fortgesetzt.