Hamburg. Hjalmar Stemmann wurde am Donnerstag zum neuen Präsidenten gewählt. Welche Ziele er sich vorgenommen hat.

Genügend Erfahrungen für das neue Ehrenamt hat er bereits als langjähriger Vizepräsident gesammelt: Hjalmar Stemmann ist der neue Präsident der Handwerkskammer Hamburg. Der Zahntechniker wurde am Donnerstag auf der konstituierenden Vollversammlung der Handwerkskammer einstimmig gewählt. Dem Gremium gehören 39 Mitglieder an, einen Gegenkandidaten gab es nicht. Damit hat sich der Favorit des bisherigen Amtsinhabers Josef Katzer durchgesetzt. Nach zwei Wahlperioden konnte er satzungsgemäß nicht mehr antreten.

Stemmann ist mit der Arbeit der Handwerkskammer bestens vertraut, da er seit acht Jahren als Vizepräsident wirkt. Auf seinem Twitter-Profil setzt er sich vor allem für die Belange des Handwerks ein. Als ehemaliger Bürgerschaftsabgeordneter ist Stemmann auch in der Politik bestens vernetzt. Er gehörte der Hamburger Bürgerschaft von 2008 bis 2015 an. Möglicherweise mit Blick auf sein neues, sehr zeitintensives Ehrenamt kandidierte er im Dezember 2018 schon nicht mehr für den Vorsitz der Hamburger Mittelstands- und Wirtschaftsvereinigung der CDU (MIT), deren Geschicke er in Hamburg insgesamt acht Jahre lang lenkte.

Alle Gewerke vom Fachkräftemangel betroffen

Als Unternehmer leitet Stemmann zwei Dentalfirmen, die Produkte rund um die Zahnmedizin entwickeln. Katzers Nachfolger ist ausgebildeter Zahntechniker und studierte Volkswirtschaftslehre in Marburg. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. Seine Eltern waren auch Zahntechniker und hatten den Betrieb aufgebaut, den er heute leitet.

Große Veränderungen in der Ausrichtung der Handwerkskammer sind mit dem neuen Präsidenten nicht zu erwarten, denn er übernimmt auch die Probleme des bisherigen Präsidenten: „Der Fachkräftemangel steht an erster Stelle, darum werde ich mich vor allem kümmern“, sagte der neugewählte Handwerkerpräsident dem Abendblatt. „Inzwischen sind alle Gewerke davon betroffen, nicht nur jene, in denen man sich die Hände schmutzig machen muss.“ Durch Überstunden lasse sich das Problem nicht mehr lösen. „Wir brauchen dringend mehr Mitarbeiter in den Handwerksbetrieben und können keine unbesetzten Lehrstellen mehr akzeptieren.“ Stemmann befürchtet, dass unter dem Fachkräftemangel auch die Reputation des Handwerks leidet, wenn Kunden monatelang auf die Erledigung ihrer Aufträge warten müssen. Nach einem Konjunkturbericht des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) müssen Kunden im Schnitt zehn Wochen warten. Noch länger sind die Wartezeiten mit bis zu 14,5 Wochen in den Bau- und Ausbauhandwerken.

Mit Events Nachwuchs für das Handwerk gewinnen

Mit Aktionen wie Berufsinformationsgespräche im Riesenrad auf dem Dom möchte Stemmann mehr junge Leute für die Handwerksberufe gewinnen. Der sogenannte Future-Talk im Riesenrad war schon 2018 ein großer Erfolg und soll in diesem Jahr wiederholt werden. Auch die Imagekampagne des Handwerks will Stemmann weiter ausbauen. „Wenn wir auf uns aufmerksam machen wollen, so wird das künftig eventgetriebener sein. Aber wir müssen uns natürlich überlegen, was zum Handwerk passt und was uns als glaubwürdig abgenommen wird.“

Bei der Digitalisierung geht es Stemann darum, dass das Handwerk nicht zu einem Opfer der Plattformökonomie wird, bei der über Buchungsportale alle Leistungen nachgefragt werden. „Wir müssen diesen Prozess mit eigenen Ideen aktiv mitgestalten“, sagt Stemmann, „um nicht den direkten Kontakt zu unseren Kunden zu verlieren.“