Hamburg. Josef Katzer sieht die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft in Gefahr und sendet einen flammenden Appell an die Politik.

Die Auftragslage im Hamburger Handwerk ist zwar hervorragend, doch auch die Herausforderungen bleiben groß. So sieht es zumindest Josef Katzer, der scheidende Präsident der Handwerkskammer. Auf der Jahresschlussversammlung warnte er primär vor den Gefahren einer überbordenden Bürokratie für die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft.

„Die Wirtschaft befindet sich im Würgegriff der Bürokratie“, sagte Katzer. Er forderte die Politik auf, diese Entwicklung zu stoppen und umzukehren. „Bauen Sie bürokratische Hindernisse ab! Stärken Sie die Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks und der Mittelstandswirtschaft in Hamburg, Deutschland, Europa und der Welt!“ Katzer sprach vor mehr als 200 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, unter ihnen Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Ex-Wirtschaftssenator Frank Horch in Vertretung für seinen Nachfolger Michael Westhagemann (parteilos) sowie Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit.

„Die Bürokratie hat mittlerweile ein Ausmaß angenommen, das junge Menschen davor zurückschrecken lässt, den Weg in die Selbstständigkeit zu gehen, einen Betrieb zu gründen oder zu übernehmen“, sagte Katzer. Zudem müssten sich Firmen für die Bewerbung um öffentliche Aufträge in Hamburg auf sechs verschiedenen digitalen Plattformen auskennen. „Wie soll ein Handwerksbetrieb das bewältigen?“ Andere behördliche Prozesse, wie die Ausgabe von Parkausweisen für Handwerker, seien dagegen noch nicht digital. Für Katzer war es die letzte Jahresschlussversammlung als Präsident der Kammer. Seine Amtszeit endet 2019.

Lob für „Masterplan Handwerk“

Als positives Beispiel einer zukunftsweisenden Zusammenarbeit hob Katzer den „Masterplan Handwerk 2020“ von Senat und Handwerkskammer hervor. Hamburg war 2011 die erste Stadt in Deutschland mit einem derartigen Strategiepapier. Damit sei für das Handwerk und für Hamburg viel erreicht worden. Aus Gesprächen mit den in der Bürgerschaft vertretenen Parteien nehme er mit: „Alle Parteien sprechen sich für die Weiterentwicklung zum Masterplan Handwerk 2030 aus. Das sind sehr gute Nachrichten!“

Katzer mahnte jedoch mit Blick auf Studium und berufliche Bildung, „dass wir von einer echten Gleichwertigkeit der Bildungswege heute noch weit entfernt sind“. Die Einführung der Meisterprämie in Höhe von 1000 Euro ab 1. Januar 2019 in Hamburg sei ein erster Schritt, doch „die Gebühren und Materialkosten für eine Meistervorbereitung können je nach Gewerk bis zu 20.000 Euro betragen.“

Die Hamburger Handwerkskammer vertritt nach eigenen Angaben die Interessen von rund 15.000 Betrieben mit mehr als 120.000 Beschäftigten.