Hamburg . Wirtschaftssenator Michael Westhagemann geht mit Hamburgern auf Reise. Ungewöhnliches Ziel des Ausflugs: die eigene Stadt.

Japan, USA, Südkorea, Iran – Michael Westhagemanns Vorgänger im Amt des Wirtschaftssenators, Frank Horch, machte eine Reihe spannender Delegationsreisen in ferne Länder. Dort informierte er sich über Windkraft, Elektromobilität, Maritimes – oder er versuchte in Teheran nach dem Atomabkommen Türen für Hamburger Investoren zu öffnen. Westhagemann ist nun mit seiner ersten großen Delegationsreise einen anderen Weg gegangen.

Getreu der Redensart „Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah“, fuhr der parteilose Politiker mit mehreren Dutzend Wirtschaftsvertretern und Journalisten einen Tag lang durch Hamburg – übrigens mit zwei modernen Wasserstoffbussen des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV). Das Ziel: Aufzeigen, was Hamburg in den Bereichen Zukunft, Technologie, Forschung und Innovation zu bieten hat. Denn Westhagemann ist davon überzeugt: „Die Stadt ist innovativer als es die Öffentlichkeit häufig wahrnimmt.“

Erster Stopp: Angewandte Luftfahrtforschung

Erste Stippvisite war das Zentrum für Angewandte Luftfahrtforschung (ZAL) in Finkenwerder. Hier tüfteln rund 600 Mitarbeiter an der Zukunft des Fliegens. Neben der Stadt, Airbus und Lufthansa Technik, die mit jeweils 20 Prozent am ZAL beteiligt sind, engagieren sich auch die Hamburger Hochschulen und andere Partner für das moderne Entwicklungszentrum im Süden der Stadt.

Genau diese Verzahnung zwischen Wirtschaft und Wissenschaft liegt Westhagemann am Herzen. „Die Vernetzung von Hochschulen mit Unternehmen wollen und müssen wir in der Stadt noch weiter verbessern“, so der Senator. Dass die hochqualifizierten Experten sich nicht nur mit theoretischen Modellen befassen, sondern nah an der Praxis arbeiten, davon konnte sich die Delegation beim Besuch einer riesigen Schallkammer überzeugen, die mit einer Triebwerksnachbildung ausgestattet ist.

Eine Fragestellung für die dortigen Experimente: Wie können die Außengeräusche der Triebwerke für den Passagier in der Kabine minimiert werden? Zudem konnten Westhagemann und die Delegation Flugzeugteile für den A380 aus dem 3D-Drucker bestaunen und sich darüber informieren, wie weit Airbus beim Wasserstoffantrieb für seine Flugzeuge ist.

TuTech Innovation hilft Firmengründern

Von Finkenwerder aus ging es zur TuTech Innovation GmbH, einer Tochter der stetig wachsenden Technischen Universität Hamburg (TUHH), im Harburger Hafen. Hier bekommen Firmengründer Hilfe bei der Umsetzung ihrer Geschäftsideen. Ihnen werden Büros gestellt – und vor allem wird ihnen der Weg durch den bürokratischen Dschungel hin zur Selbstständigkeit geebnet.

Erst in der vergangenen Woche haben die wichtigsten Hamburger Hochschulen zu diesem Zweck eine neue Internetseite freigeschaltet. Unter beyourpilot.de bekommen Gründer wichtige Ratschläge und können sich direkt online bei der Umsetzung ihrer Start-up-Idee beraten lassen.

Danach zeigte Carlos Jahn, der Leiter des Frauenhofer Center für Maritime Logistik an der TUHH, wie seine Wissenschaftler versuchen, die Schifffahrt weltweit sicherer und umweltfreundlicher zu machen. So entwickelten Jahn und seine Experten unter anderem neue Abwasserkonzepte für Kreuzfahrtschiffe.

Wissenschaftler tüfteln an Medizin der Zukunft

Doch nicht nur im Süden der Stadt sind Wirtschaft und Wissenschaft miteinander verbunden. Im Centrum für Innovative Medizin (CIM) tüfteln Wissenschaftler an der Medizin von morgen. Mehrere Gründer stellten der Delegation in Eppendorf ihre Firmenkonzepte vor.

Mit dabei: Hartmut Juhl, der 2002 Indivumed gegründet hat: ein Unternehmen, das heute rund 230 Beschäftigte weltweit hat. Die Idee: Über eine von Indivumed aufgebaute hochkomplexe Tumordatenbank können individualisierte Krebstherapien für Patienten entwickelt werden.

So rettet Technik made in Hamburg weltweit Leben – eine Delegationsreise, die abends im Digital Hub Logistics ausklang, mit der Erkenntnis: Man muss nicht immer Tausende Kilometer durch die Welt fliegen, um globale Spitzentechnologie kennenzulernen.