Bahrenfeld. In Bahrenfeld wächst das Innovationszentrum mit Wohnungen und Grün. Fährt auch die geplante U5 zu Science City und Desy?

Die Beteiligten sprechen von einem „ersten Meilenstein“ für die geplante Science City Bahrenfeld, in der Wissenschaft, Wirtschaft und Wohnen zusammenwachsen sollen: Mit einem symbolischen Spatenstich haben Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD), Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne), Uni-Präsident Dieter Lenzen und der Chef des Forschungszentrums Desy, Helmut Dosch, am Montag den Bau des Innovationszentrums gestartet.

Das Gebäude mit 2600 Quadratmetern Nutzfläche wird am Übergang zwischen Luruper Hauptstraße und Luruper Chaussee auf Höhe der Stadionstraße entstehen. Es bietet Platz für bis zu 25 junge Firmen (Start-ups) mit jeweils fünf bis zehn Mitarbeitern, die Hightech-Produkte entwickeln wollen – aber nicht x-beliebige Güter, sondern Anwendungen, die mit wissenschaftlichen Schwerpunkten der Forschungseinrichtungen in Bahrenfeld zu tun haben, darunter Biowissenschaften wie Chemie und Medizin, Laser- und Nanotechnologie sowie Materialwissenschaften.

Inbetriebnahme für Anfang 2021 geplant

Profitieren sollen davon insbesondere Ausgründungen der Universität Hamburg und des Desy. „Wir sind aber grundsätzlich offen für Firmen aus ganz Deutschland und aus dem Ausland“, sagte Arik Willner, Geschäftsführer des Innovationszentrums. Das Interesse sei groß: Obwohl die Vermarktung noch nicht begonnen habe, seien bereits zehn seriöse Anfragen von Gründern aus dem ganzen Bundesgebiet bei ihm eingegangen, sagte Willner.

Die Inbetriebnahme sei für Anfang 2021 geplant – zuletzt war noch von Herbst 2020 die Rede gewesen. Das Innovationszentrum ist ein Gemeinschaftsprojekt des Desy, der Universität Hamburg und der Stadt. Rund 17,5 Millionen Euro soll das Gebäude kosten, 14,2 Millionen Euro stellt die Stadt bereit, die restlichen 3,3 Millionen trägt Desy. Geplant sind Büroräume, Labore mit Geräten der jüngsten Generation und eine kleine Cafeteria.

Die „großen Player“ sind die Universität und Desy

Interessierte Start-ups müssen Räume und Technik in dem Gebäude zwar mieten, insgesamt seien die Bedingungen für junge Hightech-Firmen aber vorteilhafter, als wenn sie sich für eine Unterbringung und Infrastruktur auf dem freien Markt umsehen müssten, sagte Willner. „Der Senat setzt sich dafür ein, dass Wissenschaft und innovative Unternehmen zueinanderfinden“, sagte Bürgermeister Peter Tschentscher. Davon profitiere auch die Wissenschaft: So könnten aus der Forschung heraus für den Alltag entwickelte Produkte und Anwendungen zu neuen Fragen für Forscher führen.

Ohne darauf angesprochen zu werden, kam Tschentscher auf die mögliche Kritik zu sprechen, dass es durch eine engere Verzahnung von Wissenschaft und Wirtschaft zu einer Einflussnahme von Dritten auf die Forschung kommen könnte. „Wir wollen die Wissenschaft nicht privatisieren“, sagte der Bürgermeister. Die „großen Player“ in der Science City Bahrenfeld seien wissenschaftliche Einrichtungen wie die Universität und das Desy. Diese sollten sich allerdings Unternehmen öffnen, „um einen möglichst großen Nutzen für die Gesellschaft“ zu erreichen.

Diese Ansicht teilt Uni-Präsident Dieter Lenzen. „Wissenschaft, die keiner kennt, nützt niemandem“, sagte er. Die Arbeit in dem neuen Gründerhaus werde dazu beitragen, „aus wissenschaftlichen Ergebnissen auch unternehmerische Konsequenzen zu ziehen“. Das Innovationszentrum sei dringend nötig, sagte FDP-Bürgerschaftsfraktionschef Michael Kruse, der auch unter den Gästen in Bahrenfeld war. Es habe in Hamburg zuletzt nur wenige wissenschaftsgetriebene Firmengründungen gegeben.

Womöglich wird die neue Bahnlinie U 5 die Science City erschließen

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank erklärte, sie nehme im Stadtteil eine „sehr positive Resonanz“ auf die Senatspläne für die Science City wahr. „Es gibt aber auch die Erwartung, dass es nun zügig weitergeht“, sagte Fegebank. Damit bezog sie sich unter anderem darauf, dass vor dem Spatenstich und gegenüber den Gästen zwei Vertreter der Initiative „Starten: BahnWest!“ mit einem Transparent forderten, es müsse endlich eine Schnellbahnanbindung für Osdorf und Schenefeld her. Damit könnte auch die Science City angebunden werden.

Bei der Vorstellung der Senatspläne für die Science City im Januar war von einem „intelligenten Mobilitätssystem“ für die Science City die Rede gewesen. Dazu zählen werde ein „direkter Zugang zum Schnellbahnsystem“. Das könnte bedeuten: Womöglich wird die neue Bahnlinie U 5 die Science City erschließen. Das sei zumindest eine „interessante Option“, sagte Tschentscher damals. Denkbar sei alternativ eine Anbindung durch die S-Bahn. Beide Möglichkeiten würden geprüft.

Auf dem voraussichtlich 125 Hektar großen Areal sollen auch rund 2500 Wohnungen sowie Sport- und Gesundheitsbereiche entstehen. Als „grünes Herz“ des Areals soll der Altonaer Volkspark fungieren. Zu den nächsten großen Bauprojekten zählt ein weiteres Gründerzentrum. Es richtet sich an größere Start-up-Firmen, die aufwendige bio- und nanotechnologische Vorhaben umsetzen wollen. Der Bau könnte 2021 oder 2022 beginnen.