Sydney/Hamburg. Airbus bereinigt offenbar sein Orderbuch. Macht Vorstandschef Tom Enders vor seinem Abschied reinen Tisch?

Es ist die zweite schlechte Nachricht für das größte Passagierflugzeug der Welt binnen einer Woche. Qantas Airways hat bei Airbus die Bestellung von acht A380 zurückgezogen. Das teilte die australische Fluglinie am Donnerstag mit. Der Auftrag stammt aus dem Jahr 2006. Nach Gesprächen mit Airbus habe man nun formell beschlossen, die Flugzeuge nicht mehr abzunehmen, sagte ein Sprecher: „Diese Maschinen gehörten schon seit einiger Zeit nicht mehr zu den Plänen der Linie für Flotte und Streckennetz.“

Qantas hat derzeit zwölf Maschinen des Typs in Betrieb. Das Orderbuch für den A380 ist derzeit mit 79 Maschinen zwar gut gefüllt. Es wird aber erwartet, dass darunter eine Reihe von Karteileichen sind. Bestellungen, die Fluglinien nicht mehr wollen – wie jetzt Qantas.

Großauftrag von Emirates offen

Offen ist seit einer Woche plötzlich auch ein Großauftrag von Emirates. Die Araber – mit 109 Maschinen größter A380-Betreiber – verhandeln über den vor einem Jahr geschlossenen Vertrag mit Airbus wieder. Angeblich will die Airline auf den kleineren Großraumjet A350 umschwenken. „Airbus muss jetzt eine Entscheidung treffen“, sagt der Luftfahrtexperte Heinrich Großbongardt dem Abendblatt. „Sie gehen jetzt rum und klopfen ab, wie fest die Bestellungen sind. Das Auftragsbuch wird bereinigt.“ Dabei schien mit dem Auftrag aus dem Januar 2018 die Zukunft des A380 gesichert. Emirates bestellte 20 Maschinen fest und vereinbarte eine Option auf 16 weitere Exemplare. Airbus sicherte im Gegenzug zu, das Programm für mindestens zehn weitere Jahre laufen zu lassen. Die Fertigungsrate sinkt allerdings 2020 auf sechs Maschinen. Das ist die Konsequenz aus fehlenden Aufträgen für den Riesen-Airbus.

In Hamburg spielt der A380 eine große Rolle

2015 wurden noch 27 Maschinen ausgeliefert. Das endgültige Aus für den A380 könnte schon bald verkündet werden. Im April hört Tom Enders auf und gibt den Vorstandsvorsitz an Guillaume Faury ab. „Es ist gut möglich, dass Enders jetzt das Problem A380 beendet, damit sein Nachfolger nicht gleich so eine Entscheidung treffen muss“, sagte Großbongardt. Die Endmontage des A380 erfolgt weitgehend in Toulouse, aber Hamburg übernimmt große Arbeitspakete. Teile des Rumpfes werden an der Elbe gebaut, die Maschinen erhalten ihre Kabine, werden lackiert und an Kunden in Europa und Nahost ausgeliefert.